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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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nun, weshalb Yaril sie alleingelassen hatte. Das Wandelkind hatte den Blick bemerkt, den Brann ihrer Bluse und Hose, beide stinkig geworden, gewidmet gehabt hatte. Sobald Brann in tiefem Schlaf lag, war Yaril saubere Kleidung für sie stehlen gegangen.
    »Du hast die Tür nicht abgesperrt«, sagte Brann; ihre Stimme erzeugte nur ein heiseres Flüstern.
    Yaril sah den Toten an, schüttelte den Kopf, hielt den ungefügen Schlüssel in die Höhe. »Ich hatte abgeschlossen.«
    Brann öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, hatte es allerdings schon vergessen, statt dessen begann sie zu weinen, stieß die gekeuchten Schluchzer eines zutiefst verletzten Kindes aus, die den ganzen Leib schüttelten.
    Yaril warf das Bündel Kleidung beiseite und lief zu ihr, setzte sich neben ihr aufs Bett, raunte ihr halblaute Worte der Beschwichtigung zu, tätschelte, beruhigte, tröstete sie, geradeso wie eine Mutter ein verschüchtertes Kind, verhalf ihr endlich mit ihrer Stimme Singsang, als wöbe sie mit ihrer sanften, eindringlichen Stimme die Gespinste des Schlafs, zu festem, heilsamem Schlummer.
    Als Brann erwachte, drang das Geräusch von Regen in die Kammer. Während sie schlief, war ihr Körper geheilt: Die Quetschungen und Stauchungen waren verschwunden, ebenso war es der brennende Schmerz zwischen den Schenkeln. Sie setzte sich auf. Der Leichnam war fort. Rasch stieg sie aus dem Bett, machte sich daran, die sauberen Kleidungsstücke anzulegen, die ihr Yaril besorgt hatte.
    Jemand pochte an die Tür, just als sie die Bluse in die Hose stopfte. »Herein.«
    Jaril trat ein; er wirkte etwas blaß. »Ich hatte recht«, erklärte er, ohne Fragen abzuwarten. »Der Berg hat ost-, nicht westwärts gespien. Das Flußbett hat sich in einigem Umfang verändert, es sind nun mehr Wasserfälle vorhanden, und der Bergpfad ist dermaßen auseinandergerissen worden, daß niemand Arth Slya, weiß er nicht ohnehin, wo's ist, noch finden kann. Euer Tanzplatz ist gespalten, eine Hälfte liegt schräg. Ein paar Werkstätten sind in den Fluß gekippt. Die Einwohner befinden sich bereits beim Aufräumen, blaue Flecken und allerlei Schrammen haben sie reichlich davongetragen, aber ich habe keine Schwerverletzten gesehen. Deine Mutter ist wohlauf. Ihre Webstühle sind nicht verbrannt, das Feuer in eurem Haus ist vorzeitig erloschen, auch hat das Erdbeben sie nicht beschädigt, so daß sie schon wieder am Werk ist. Sie hält dich für tot, glaubt dich von den Temueng umgebracht. Was sie in bezug auf deinen Vater und die anderen unternehmen sollen, wissen die Leute nicht recht. Wenn sie nicht heimgekehrt sind, bis man notdürftige Unterkünfte errichtet hat, wollen einige deiner Anverwandten nach Grannsha gehen und schauen, was aus ihnen geworden ist.«
    »Hu, das sollten sie mal lieber bleiben lassen ...«
    »Es wird ihnen schon nichts zustoßen, wenn sie nichts Auffälliges tun. Sie sind gewarnt.«
    Brann strich mit der Hand übers Haar nach hinten, wischte sich die Augen. »Danke, Jaril. Hilft mir 'ne Menge. Du siehst ermattet aus.« Sie verzog den Mund zu einem schrulligen Lächeln. »Ich habe in der vergangenen Nacht ein Leben aufgesaugt. Komm und nimm dir davon Kraft.«
    Jaril zögerte. »Bist du wohlbehalten?«
    »Nicht mehr so aufgebracht wie anfangs. Und ein bißchen klüger geworden, was die Verhältnisse betrifft.« Brann streckte ihm ihre Hände hin. »Übrigens«, fragte sie, als er sie ergriff, »was haben du und Yaril mit der Leiche getan? Und wo steckt Yaril?«
    »Sie behält die Vollstrecker im Augenmerk, sie schlafen noch, und Yaril will, daß es so bleibt, bis wir fort sind. Die Leiche haben wir in den Fluß geschmissen. Mit etwas Glück treibt sie ins Meer hinaus, bevor jemand sie bemerkt.« Jaril zog die Hände zurück und kicherte. »Der Zensor wird früher als wir in Tavisteen eintreffen. Ich sehe besser nach Coier und lasse ihn satteln. Hast du Lust auf ein Morgenmahl?«
    »Was bedeutet schon eine Wasserleiche mehr oder weniger?«
    Nachdem Jaril die Kammer verlassen hatte, schlenderte Brann darin hin und her, sammelte die verstreuten Habseligkeiten ein, faltete alles sorgsam zusammen, packte alles so fein säuberlich und kleinlich ordentlich, wie es ihre übergenaue Tante gehalten hätte. Sobald sie das erledigt hatte, setzte sich sich aufs Bett, um sich erst einmal Mut zum Verlassen des Raums zu machen. Nach ein paar unregelmäßigen Atemzügen sprang sie kurzentschlossen auf, legte sich die Satteltaschen über den Arm, holte tief

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