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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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empor, des Faulens von allem möglichen, von Fleisch, Fisch und Pflanzen. Während dreier grauer Nächte zog Brann durchs Grau, an drei grauen Tagen rastete sie auf mit morschem Schilf bestandenen Schlammhöckern, auf denen sie Coier vom Hafervorrat fütterte, der allzu rasch schrumpfte, das Roß trockenrieb, ihm die Blutegel an den Beinen tötete, ihre kleinen Leben aufsaugte und die gewonnene Lebenskraft ihm zuführte; waren die Egel tot, ließen sie sich leicht entfernen, sie fielen ab wie Streifen getrockneten Gummibaumsafts. Zufällig entdeckte sie dabei einen neuen Vorzug ihres veränderten Körpers, während sie dem ausgelaugten, wackeligen Reittier Kräfte einflößte; als ihre Hand an einer der von den Egeln zurückgebliebenen Entzündungen verhielt, sah sie, wie die Wunde sich schloß und heilte, während sie dem Pferd Lebenskraft zukommen ließ.
    Gegen Ende der vierten Nacht hegte sie alle Neigung, auf die Dammstraße überzuwechseln, anstatt noch länger diese zermürbende Schinderei zu erdulden. Während die Morgendämmerung ein Ungewisses bläßliches Licht über die Gewässer breitete, geleitete Jaril sie tiefer in den Marish, zu einer Insel mit den Umrissen eines Auges, die erheblich größer war als die übrigen Inselchen; an einem Ende wuchs ein kleines Dickicht aus kräftigen Flerpinen mit ihrem scharfen Duft, in der Mitte gab es eine trockene steinige Erhebung, an dem ein schmales Rinnsal vorbeifloß, dessen Wasser klar und rein aussah und eine große Versuchung bedeutete.
    Brann widerstand der Versuchung, besah sich zuerst Coier, tötete mit dem Abtasten seines Fells massenhaft Stechmücken, Milbenlarven, Bohrkäfer, Blutwürmer und allgegenwärtige Egel, übermittelte die Lebenskraft dieser Vielzahl aufgesaugter winziger Leben umgehend dem matten Pferd. Sie war eine nützliche Eigenschaft, diese Tödlichkeit ihrer Berührung, viel zuviel hatte Brann dazu Gelegenheit, sich in der Anwendung dieser Fähigkeit zu üben. Inzwischen war sie eine Milbe auf dem Rücken einer Mücke zu töten imstande, ohne daß die Mücke Schaden nahm. Nachdem sie Coier zwei Handvoll Hafer aufs Sattelleder gestreut hatte, hockte sie sich in das Rinnsal und benutzte ein Büschel Gras, um sich Schweiß und Dreck von der Haut und aus den Haaren zu putzen. Während sie sich wusch, steckte Yaril eine Hand in den Haufen Reisig, den Jaril als Brennholz gesammelt, zur Insel geflogen hatte, entfachte ein Feuer, stellte einen Topf mit Wasser darauf, um es zwecks Zubereitung von Tee zu erhitzen, ging danach mit Branns Kleidern zum Rinnsal und scheuerte sie mit Sand aus der Mulde sauber. Sobald Brann sich innerlich und äußerlich gereinigt fühlte, das Wasser gekocht und der Tee aufgebrüht war, Yaril Blusen und Hosen klatschnaß am struppigen Geäst von Föhren aufgehängt hatte, kauerte sich Brann nackt auf einen Streifen Gras, fühlte sich zum erstenmal seit Tagen auf angenehme Weise abgekühlt, schaute Coier zu, wie er im Wasser stand und trank, schlürfte aus ihrem Becher Tee, zubereitet aus kärglichen Restchen ihrer Vorräte, darum jedoch um so mehr geschätzt. Sie setzte sich den Becher auf die Knie und seufzte. »Es ist mir gleichgültig, wie viele Temueng die Straße entlangpreschen, am kommenden Abend werde ich mit Coier diesen Morast verlassen.«
    Jaril blickte Yaril an und nickte. »An den vergangenen paar Abenden war der Verkehr gering, und ...« Er zögerte. »Wir haben an Kraft mehr verbraucht, als ich erwartete. Yaril und ich werden allmählich hungrig.«
    »Ich glaube, ich möchte zur Abwechslung wieder einmal Jägerin sein, nicht Gejagte.« Brann nahm einen Schluck Tee, behielt die heiße Flüssigkeit kurz im Mund, ließ sie danach erst die Kehle hinabrinnen, damit sie sie inwendig überall wärmte. »Coier ist krank oder so was, entweder liegt's am Wasser oder an den vielen Bissen und Stichen. Er muß sich ausruhen und grasen, vor allem ausruhen. Und ich auch. Vielleicht finden wir, wenn wir aus diesem Marschland draußen sind, irgendwo ein Versteck, in dem wir ausgiebig verschnaufen können.« Über die Schulter spähte sie zur Sonne, die verschwommen über den Föhren aufging. »Kann einer von euch etwas tun, um meine Kleider zu trocknen? Mir ist nicht danach, mich nackt schlafen zu legen. Es könnte irgend etwas geschehen, das uns zum Abhauen zwingt, ohne daß mir die Zeit zum Anziehen bleibt.«
    »Du hast recht.« Während Jaril das Feuer löschte, verwandelte sich Yaril in eine Leuchterscheinung und

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