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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Augenblick wurde er zu einer Fackel, es sprang von ihr zum Temueng, und auch er verwandelte sich in eine Fackel, und es sprang von Grauem zu Grauem, bis die Insel einem Standort vieler Fackeln glich, erstarrte graue Männer brannten, der Temueng brannte, Gras und Bäume loderten, der Beutel mit dem Traumpulver verglühte. Als wäre sie fernab von allem, davon abgesondert, sah Brann auf Roß und Lastpferdchen Zaumzeug und Gepäck verbrennen, ohne daß den Tieren ein Härchen versengt wurde, obzwar sie aus Panik ins Wasser rannten und flohen.
    Schließlich erlosch das Feuer in Brann, ein letztes Lohen züngelte, erfaßte die Kristalle. Yaril und Jaril erwachten aus ihrer Steingestalt, setzten sich auf, blinzelten.
    Dann war Slya von Brann gewichen, die Insel leer und kahl, von den Bäumen ragten nur noch verkohlte Stümpfe empor, der Wind wehte die Asche der Verbrannten zu Häufchen zusammen, und eine derartige Müdigkeit überwältigte Brann, daß sie nackt auf den geschwärzten Sand niedersank und einschlief.
    Drei Tage später ähnelte Brann in Äußerem und im Gesicht einem Temueng, trug gestohlene Temuengkleider, ritt auf einem Werpferd von älterem, aber wohlgewachsenem Aussehen, das dem Stolz der Temueng genügte, doch bei ihnen keine Habgier erweckte; sie verdankte diese veränderte Gestalt und neue Ausstattung dem Einfluß der Kinder und dem Tod eines halben Dutzends temuengischer Verfolger, denen sie an der Dammstraße aufgelauert hatten. Am glänzend-klaren Himmel sank die Sonne, und Brann ritt von einer steinernen Brücke auf eine mit dicken Steinen des gleichen Steins gepflasterte Straße auf die Stadt zu, die sich in dunklen massigen Umrissen vom flammendroten Horizont abhob: Ta-visteen. Das Tor zur Schmalen See.

3. Mit Sammang Schimli über die Schmale See
    W IRRE G ERÜCHTE VERBREITETEN SICH in Tavisteen, sogar noch schneller, als die Schwierigkeiten um sich griffen; niemand bekannte sich dazu, sie verbreitet zu haben, niemand gab zu, sie zu hören.
    Aufwiegelung in den Ebenen ...
    Man fand Temueng tot auf, Temueng verschwanden (darüber frohlockten die Tavisteener still in ihren Herzen). Die Temueng schlugen gewissermaßen blindlings um sich, störten das im Frühling fällige Säen, scheuchten ehrliche (und ebenso andere) Leute in ihren Häusern auf, hielten Karawanen an, um die Leute auszufragen sowie das Gepäck und die Waren zu durchwühlen. Die Temueng überwachten den Hafen strenger denn je (alle Tavisteener gerieten deswegen in Wut, die Schmuggelei nahm zu, die Tavisteener waren ein störrisches Volk, kaum verkündete der Temueng-Tekora, der die Stadt verwaltete, einen Erlaß, fanden sich Grüppchen kundiger Tavisteener zusammen und dachten sich Verfahren aus, wie sich diese Erlasse umgehen ließen, während die Einwohner der Stadt schlau und listig genug waren, um Unterwürfigkeit vorzutäuschen); seit die Temueng die Stadt besetzt hatten und sie beherrschten, mußte jeder Händler im Hafen langwierige, verwickelte Verhandlungen durchstehen und hohe Bestechungssummen zahlen, um überhaupt wieder auslaufen zu dürfen (auch das lieferte einen Anlaß zum Mißmut, weil es den Handel zugrunde richtete). Und alle diese Ärgernisse nahmen das zweifache Ausmaß an, weil die Temueng eine Verrückte jagten, die ihnen ständig wie Dunst durch die Finger glitt (trotz des Verdrusses, den sie den Tavisteenern bescherte, bejubelten sie sie in den geheimen Kämmerchen  von Herz und Verstand, hofften allerdings, sie werde an einen anderen Ort weiterziehen).
    Aufruhr im Marish ...
    Sumpfbewohner huschten wie graue Schatten aus dem Marschland, überfielen Temueng und Reisende aus den Ebenen ohne Unterschied, machten die Dammstraße zu einer Todesfalle für alle außer die größten Gruppen, und letztere hatten immerhin Verluste durch Giftpfeile, die ohne Warnung aus dem Marish geflogen kamen. Niemand wagte sich ins Moor, um die Angreifer zu verjagen; der Verkehr auf der Straße nahm ab, versiegte schließlich vollständig.
    Unruhe in Tavisteen ...
    Leichen ohne Verletzungen lagen in den finstersten Winkeln dunkler Gassen, schwammen in der Bucht, sowohl Temueng wie auch Tavisteener. Die toten Einheimischen waren für die Stadt kaum ein Verlust, ohne Ausnahme handelte es sich um Abschaum, von den Familien verleugnet, mit Schändungen und Räuberei befaßte Kerle. Die übrigen Tavisteener murrten über die wachsenden Kosten für Geisteraustreibungen, die erforderlich wurden, um die vielen entwurzelten Geister

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