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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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fast.«
    »Wie viele Männer sitzen in jedem Boot?«
    »Neun bis zehn.«
    »Also achtzig bis neunzig Mann, das Geleit des Wettermanns nicht mitgerechnet.« Verdrossen schaute Sammang die schlaffen Segel an. »Hätten wir nur Wind, und war's bloß 'n Hauch ...«
    »Daran hat Jaril auch gedacht. Er hat versucht, zum Wetterkundigen vorzudringen, aber irgendeine Art von Wehrbann hält ihn fern, ob er sich der Prau durch die Luft oder unter Wasser nähert. Die einzige Möglichkeit erblickt er in einer Herde mittelgroßer Wale, die er in einigem Abstand gesichtet hat. Als er das letzte Mal zu Yaril sprach, hatte er den Vorsatz gefaßt, sie wiederzufinden. Er hat vor, sie auf die Praue zuzutreiben. Wehrbann oder kein Wehrbann, ein Halbdutzend gereizter Wale dürfte das Boot zum Kentern bringen. Er geht davon aus, daß ein Wetterkundiger genausogut wie jedes andere Wesen ertrinkt, das zum Leben Atemluft benötigt. Und sobald er beseitigt ist, wird sicherlich wieder Wind wehen. Der Nachteil indessen ist, daß Jaril nicht weiß, wie lang's dauern mag, deshalb solltet ihr euch dennoch auf ein Gefecht einstellen.«
    Sammang nickte, berührte Branns Arm. »Unsere Hexe«, sagte er, spürte das beifällige Gemurmel der Mannschaft mehr, als daß er es hörte. »Wirst du mit uns kämpfen?«
    »Auf meine Weise, ja.« Brann verzog das Gesicht, blickte in die Runde ernster Mienen, hob die Stimme, so daß alle sie verstehen konnten. »Horcht, Brüder, wenn's zum Kampf kommt, bleibt mir fern. Ich bin Seelentrinkerin und tödlicher als eine Natter. Ich möchte nicht, daß Mißgeschicke auftreten, ich zieh's vor, selbst auszuwählen, bevor ich trinke.«
    Sammang nickte, schwieg. Yaril zupfte ihn am Ärmel. »Was soll ich sein, Schiffsherr Sammang? Schlange? Wildkatze? Falke? Drache? Am liebsten wäre ich ein kleiner Drache.«
    Sammang blinzelte das Nichtkind an. »Falke ist am günstigsten, glaube ich. Dann wärst du uns nicht im Weg, und du könntest ihnen die Augen aushacken.«
    Yaril überlegte kurz, dann nickte sie. »Noch besser wär's, ich versehe die Krallen mit Giftdrüsen, damit ich sie bloß zu kratzen brauche.«
    Sammang blinzelte nochmals. »Sei vorsichtig«, bat er, sobald er wieder zu sprechen fähig war, »und achte darauf, wen du kratzt!«
    »Keine Sorge, ich habe mich in derlei schon geübt.« Yaril räkelte sich, gähnte, rollte sich am Mast zusammen; gleich darauf lag sie in festem Schlummer. Sammang drehte sich Brann zu, hob die Brauen.
    »Frag mich nicht!« sagte sie. »Wahrscheinlich war's, ehe sie an mich geraten sind. Ich habe nichts derartiges gesehen.«
    Sammang ging unter Deck und kramte seine Streitaxt heraus, eine stählerne Ausgabe der Steinwaffe, die zu schwingen er als Knabe bei den Tänzen des Kriegsgottes gelernt hatte; sie war ihm von seinem Vater vererbt worden, eine Axt, die niemals wieder, seit sein Urgroßvater sie im Zwist mit Setigo, der Nachbarinsel, benutzt hatte, in einem richtigen Krieg verwendet worden war; nach einigen Jahren auf See betrank er sich eines Tages viehisch, wehmütige Erinnerungen suchten ihn heim, und er gab einen Großteil seines noch vorhandenen Gelds dafür aus, sich von einem Schmied eine Nachbildung jener blödsinnigen alten Axt herstellen zu lassen, die er ihm als ein längliches geschwungenes Schlächterbeil beschrieb, kopflastig und mit kurzem Griff, so geschnitzt, daß er sich genau in seine Faust einfügte.
    Zaj und Plünnenaff, die Bogenschützen der Mannschaft, klommen aufs Kajütendach, setzten sich dort zurecht und warteten, Pfeilbündel zwischen den Knien. Der Haarige Jimm wiegte seine Keule in der Hand, um sich wieder ein Gefühl für sie anzugewöhnen, ein langes knotiges Stück Eisenholz, zu schwer sogar zum Schwimmen. Andere Angehörige der Mannschaft schliffen Säbel oder Speerspitzen, Wurfscheiben und -Sterne, erprobten Knüppel, lockerten Kleider und Körper, um wirksam kämpfen zu können.
    Die Djelaaner machten nie Gefangene; entweder gelang es, sie abzuwehren, oder jeder an Bord des Schiffs mußte in den Tod gehen. Die Meermaid dümpelte in der Flaute. Daneben sprangen mehrere Fische in die Luft und schlugen aufs Wasser, in der unnatürlichen Stille klang das Klatschen unnatürlich laut. Yaril erwachte, zappelte neben Brann herum. »Ich steige auf«, sagte sie plötzlich. Sie löste sich in ein goldgelbes Schimmern auf, verwandelte sich dann in einen großen Rotfußfalken, flog in stets weiteren Kreisen in die Höhe, bis man sie nur noch als schwarzen

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