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Brann 01 - Seelentrinkerin

Brann 01 - Seelentrinkerin

Titel: Brann 01 - Seelentrinkerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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leuchtete nun vom Glimmen einer inwendigen Glut. Während sie ihre Waffen fortwarfen, kletterten die Seeräuber an den Tauen der Enterhaken über Bord, sprangen ins Wasser, schwammen zu ihren vom Feuer beschädigten Booten, die Männer darin zogen die Schwimmer in die Praue, und gleich darauf ergriffen die Djelaaner vor dem durch Teufel verteidigten Schiff die Flucht.
    Sammang ließ die Streitaxt fallen und eilte ans Steuerrad, drehte die Meermaid bei, um sie in den Wind zu legen, der nun immer stärker schwoll, damit sie ihm nicht ausgeliefert blieb, sondern auf Kurs gebracht werden konnte. Der Haarige Jimm brüllte auf die Männer ein, die sich noch zu regen vermochten, befahl die Segel zu brassen und das Schiff in Ordnung zu bringen, damit der drohende Sturm es nicht zerbrach. Brann und die Kinder taumelten übers Deck, warfen tote und verwundete Djelaaner über Bord. Als sie damit fertig waren, verharrte Brann einige Augenblicke lang, starrte ihre glühenden Hände an, der Wind blies ihr ins Haar, preßte ihre Bluse an die Umrisse ihrer wie entflammten Gestalt. Endlich seufzte sie auf und schaute nach den Toten und Verletzten der Besatzung. Zaj war tot, ein kleinwüchsiger braunhäutiger Inselbewohner, den Männern sehr ähnlich, die die Meermaid überfallen hatten. Mit der Hilfe der Kinder trug Brann ihn an die Seitenwand der Kajüte, band seinen Leichnam dort fest, damit Sammang und die restlichen Seeleute für ihn die als angebracht erachteten Riten vollziehen könnten. Anschließend kniete sie neben Fischkopf nieder, dem ein Stück der Kopfhaut ins Gesicht hing; außerdem hatte er tiefe Schnittwunden an einer Schulter sowie den Beinen erlitten. Mit dem einen unverdeckten Auge stierte er zu ihr auf, Entsetzen widerspiegelte sich in seiner Miene, als sie eine Hand nach ihm ausstreckte, er wollte fortkriechen, war aber zu schwach. Als sie die Hand flach auf ihn legte, erstarrte er, ein Aufstöhnen erstickte ihm in der Kehle.
    An seinem Standort hinterm Steuerrad beobachtete Sammang sie, fragte sich, welche Absicht sie verfolgen mochte, ob er sie von Fischkopf wegholen sollte. Ihr Umspringen mit den Djelaanern hatte ihr und dem größten Teil der Mannschaft das Leben gerettet, doch was er davon gesehen hatte, erfüllte ihn mit Beunruhigung. Er hatte das Kind in ihr gern und vertraute ihm, aber welche Haltung er zu der Hexe einnehmen sollte, wußte er nicht. Doch zuletzt sah er vom Eingreifen ab.
    Brann beugte sich tiefer über Fischkopf, strich ihm mit der Hand aufwärts übers Gesicht, drückte die abgelöste Haut an ihren Platz zurück, ihre Hände verschwammen in mondlichtgleichem Dunst. Die Blutung versiegte, die Haut verblieb fest an Fischkopfs Schädel, als hätte der Mondglanz sie daran verleimt. Brann breitete die Hände auf die übrigen Wunden, strich auch über sie hinweg, das Leuchten umwaberte ihr und Fischkopfs Fleisch. Hinter Brann standen die Kinder, ihre Händchen an sie gelegt, bis sie sich, als die Heilung bewältigt war, auf die Fersen kauerte.
    In Spantenratts Lunge stak ein Spieß. Brann brachte ihn, die Spitze aus Bein ebenso wie die hölzerne Stange, zum Verglühen, schloß die Wunde durch Handauflegen, eine Wunde, die ansonsten fast in jedem Fall den Tod zur Folge hatte. Der stets zum Lächeln geneigte Spantenratt war der Barde des Schiffs, Sänger und Geschichtenerzähler, der Liebling der Mannschaft. Diesmal sahen alle Männer, wie Brann seine Verletzung reinigte und behob, sahen mit an, wie die Brust des jungen Seemanns sich gleichmäßig und beschwerdefrei hob und senkte. Geflüster ging um. Unsere Hexe. Sie ist unsere Hexe. Unsere Kindweib-Hexe, sagte sich Sammang. Fortgesetzt begleitet von den Kindern, kümmerte sie sich nacheinander um Rudar und Saufaus, sorgte dafür, nachdem sie die Verwundungen gesäubert, geschlossen, geheilt hatte, daß sie schlummerten.
    Danach trat sie mutig zum Haarigen Jimm, der zusammenzuckte, als sie ihn anfaßte, man sah ihm Unbehagen und Bedenken an, während sie die Hände über den fleischigen Körper bewegte, ihn da berührte, dort Druck ausübte, während das Glimmen anhielt, ihre Glieder umwallte. Nach wenigen Augenblicken jedoch grinste der Haarige Jimm auf einmal, streckte die Arme nach den Seiten aus, als ließe er einen Schneider an sich maßnehmen. Sobald sie fertig war, tätschelte er ihr den Kopf. »Allzeit zu Diensten, uns' Hexe.«
    Brann widmete sich, dichtauf gefolgt von den Kindern, den übrigen Besatzungsmitgliedern: Galgenstrick,

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