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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und das Schiff nahm erneut Kurs auf die Havener Bucht.
    »Nun wohl.« Settsimaksimin schob den Lehnstuhl zurück, trat zu Kori, blieb vor ihr stehen und musterte sie. Kori konnte in seinem groben Gesicht nichts als Müdigkeit und Bedauern erkennen, doch sie empfand Entsetzen. Sie war völlig wehrlos. Sie vermochte nicht einmal wegzulaufen. Nichts, was sie sagen könnte, würde an dem, was sie mitangesehen hatten, noch etwas ändern. Sie war allenfalls noch dazu imstande, ihre Würde zu bewahren, so gut es ging, und zu ertragen, was er mit ihr zu tun beabsichtigte. Er beugte sich, wie er so vor ihr aufragte, zu ihr herab; ganz sachte — die Berührung einer Feder wäre nicht sanfter gewesen — streifte sein Daumen ihren Mund. »So sprich«, sagte er leise. »Was hast du getan, und wie hast du's gemacht? Warum hast du's getan?«
    Kori versuchte zu widerstehen, doch wieder war es so, als rissen die Wasser eines Flusses sie mit, als geschähe, was geschah, völlig von selbst, ganz ohne ihr Zutun. Nun brach die Vorgeschichte aus ihr hervor: Tres Gefährdung, Harras Vermächtnis, die Höhle des Angeketteten Gottes, Toma und die Schaumünze, Daniel Akamarino, die >Blaue Seejungfer< und die dortigen Vorfälle, die Vorsorge, die Brann traf, um sie, Kori, unbemerkt in die Herberge zurückzubringen (für einen Augenblick verstummte Kori und starrte Settsimaksimin an, weil er schallend auflachte. »Ich hatte die Beobachtung zuvor eingestellt«, sagte er, und sie begriff, daß all die Mühe umsonst gewesen war), der Befehl des Angeketteten Gottes, sich zum Isspyrivo zu begeben, ihn von den Ketten zu befreien, gemeinsam mit ihm den Talisman zu vernichten, den Settsimaksimin wider einen Gott verwendete.
    Sobald sie alles erzählt hatte und wieder schwieg, berührte er ein zweites Mal ihre Lippen mit dem Daumen, dann trat er zurück. Er zeigte auf die Sitzbank. »Stell sie dort hin.« Er wies in die Mitte einer Vielzahl silberner Stränge im Fußboden, einen fünfzackigen Stern in einem Kreis, in dem sich verstreut auch Schrift und andersartige Zeichen befanden, wie auch des Kreises; er wartete nicht, um zuzusehen, wie sie seine Anweisung ausführte, sondern stapfte so eilig davon, daß sein Gewand wehte. Er ging in eine andere Ecke und kam mit einem langen, verzierten Stab zurück. Er sah zu Kori herüber, nickte zufrieden und stieß das untere Ende des Stabs in den silbernen Kreis. Die Silberstränge begannen zu leuchten. »Reg dich nicht vom Fleck«, sagte er. »Du darfst die Begrenzungen nicht überschreiten. Außerhalb des Pentakels werden gefährliche Dinge wirksam sein. Sehen kannst du sie nicht, und dir dürfte auch kaum daran gelegen sein, sie zu fühlen. Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    Er verharrte vor einem zweiten, kleineren Pentakel, brachte es ebenfalls zum Leuchten und betrat das größte Fünfeck. Darin stand ein Stuhl von sonderbarem Aussehen, aus dunklem Holz mit teerigen Streifen gefertigt, Settsimaksimins Stuhl. Kori sah es sofort, noch ehe er sich hineinsetzte, die Machart ließ unverzüglich darauf schließen; man konnte sich beim Anblick des Stuhls augenblicklich vorstellen, wie er darin saß, wie die mit Muskeln bepackten Arme in den herausgeschnitzten Mulden der Armlehnen ruhten, die langen, kräftigen Füße in die vergleichbaren Mulden der Fußstütze gestellt. Er überquerte die mattgrau gebliebenen Stränge, strich sich mit der Hand übers Haar und preßte die kurzen Strähnen an seinen Kopf, die eine silbrig-schwarze Umrahmung des Gesichts abgaben. Mit einer umständlichen Abwärtsbewegung der Hand entfernte er sämtliche Knitterstellen aus seinem Gewand, säuberte es auch von Staubresten, bewirkte dann mit seinem Stab auch das Aufleuchten des größten Pentakels. Schließlich ließ er sich auf der Sitzgelegenheit nieder, rutschte hin und her, bis er eine richtig majestätische Haltung eingenommen hatte. Den Stab hielt er senkrecht, das eingeschiente untere Ende auf den Fußboden gesetzt, während das andere Ende weit über seinen Kopf emporragte. Auf den silbernen Einlagen schimmerte unstete, wäßrig wirkende Helligkeit. Er drehte den Kopf, schaute Kori geradewegs an, die rechts von ihm saß, grinste und zwinkerte ihr zu, als wollte er sagen: Sehe ich so nicht prächtig aus? Dann richtete er den Blick nach vorn und stimmte einen beschwörenden Gesang an; seine Stimme erfüllte die Räumlichkeit mit Tönen und Schwingungen, bis es Kori schien, als ob ihr Körper im Auf und Ab der Laute und Klänge

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