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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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entlang, und zwar an dem Ende unterm Hügel mit den vornehmen Freudenhäusern; ich hatte in einem der Häuser 'n Mädchen besucht. Danach kam mir 'n Einfall ...« Er zuckte mit den Schultern. »Du kannst dir sicher denken, um was es ging. Ich schaute mich dort um, weil ich herausfinden wollte, ob ich unbemerkt an den Torhütern vorbeischleichen und ins Haus gelangen könnte, ohne erwischt zu werden. Ich dachte, der alte Tungjii sitzt mir auf der Schulter, ich schaffte es so leicht, als wär's so einfach wie's Atmen. Zehn, elf Kunden schliefen sich drinnen aus, ich durchwühlte ihre Sachen und öffnete die Vorhängeschlösser der Ablagen, du weißt, das sind die abschließbaren Wandfächer, in denen sie in den meisten Fällen ihre Börsen und das wertvollere Geschmeide aufbewahren. Alles in allem habe ich bei einer Stunde Arbeit vortreffliche Beute gemacht. Allerdings wußte ich nicht, daß einer jener Kunden ein Zauberer war. Er hatte die üble Angewohnheit des Traumrauchens und in Jade-Halimm 'nen Zwischenhalt eingeschoben, um sich dieser Sucht hinzugeben, und er benutzte das Freudenhaus dafür als sichere Absteige. Das Zimmer stank bitter, man vergißt diesen Geruch nicht, wenn man ihn einmal gerochen hat, deshalb wußte ich, der Kerl würde nicht erwachen, das Haus hätte abbrennen können, und er wäre nicht aufgewacht. Ich brachte seine Börse an mich, und sie war schwer, hoho ...! Fast hätte ich in seinem Wandfach gar nicht mehr nachgesehen, aber närrische Gier verleitete mich dann doch dazu, und dadurch entdeckte ich in einer mit Juwelen verzierten Schatulle ein Kristallei und nahm's auch mit. Sonst befand sich nichts in dem Wandfach. Ich muß noch was erwähnen: Der stinkende Qualm juckte mich in der Nase, Rotz verstopfte sie mir, drum schneuzte ich mich; ich tat's in meine Finger und wischte sie an einem Laken ab. Ein schlimmer Fehler. Na ja, aber das wußte ich da noch nicht. Ich führte meinen Beutezug zu Ende, schlich mich hinaus, und es war auch diesmal so leicht wie's Atmen. Ich versteckte das Gold, man kann nicht mit Gold in den Stiefeln zu ... Äh ... Ich glaube, ich nenne den Namen nicht ... Jedenfalls knöpft er's einem schneller ab, als man den Mund aufmachen kann. Die Ringe und das Ei verkaufte ich jemandem, ich kriegte dafür, was man halt so erwarten darf, vielleicht 'n Drittel vom tatsächlichen Wert der Sachen. Ungefähr drei Stunden, nachdem er's mir abkaufte, verkaufte er's jemandem weiter. Das erfuhr ich natürlich erst später. Sobald ich die heiße Ware los war, ging ich ... äh ... wohin und dann ins Bett, ich war müde. Soviel ich wußte, stand alles bestens. So blieb's auch, solang ich schlief. Ich wachte hungrig auf und ging weg, um was zu essen. Ich hatte schon 'ne halbe Schüssel Nudeln gegessen, da fingen meine Eingeweide plötzlich zu zwicken an. Weh tat's eigentlich nicht, anfangs nicht, 's war bloß ein absonderliches Gefühl. Ich hörte mit dem Essen auf. Auch das Zwicken verschwand. Das war an einer Speisebude in der Nähe der Seemanns-Jagdstube. Ich dachte mir, Shem — der Betreiber — hätte wohl verdorbenes Öl erwischt, also suchte ich die Seemanns-Jagdstube auf, weil ich mir überlegte, einmal könnte ich's mir ja leisten. Ich hatte ein Pflaumenhühnchen halb aufgegessen, da fing das Gezwicke wieder an. Diesmal scherte ich mich nicht drum, sondern aß das Hühnchen auf, es war zu teuer, als daß ich's hätte stehenlassen mögen. Danach blieb das Zwicken erst einmal aus. Ich nahm an, es sei damit vorbei, und machte mich auf den Heimweg. Es dunkelte. Unterwegs begegnete ich 'nem Mädchen, das ich kenne. Vorwiegend ist sie als Tänzerin tätig, aber die Kleine ist auch anerkannte Kurtisane, sie muß sich also mit niemandem einlassen, der ihr nicht gefällt. Ich erwog, mit zu ihr zu gehen, tat sogar schon einige Schritte in Richtung des Hafens, sie arbeitet nämlich auf einem Vergnügungsschiff, ich schickte mich also an, sie zu begleiten, da befiel mich mit einem Schlag der ärgste Schmerz, den ich je verspürt habe. Es war, als würden mir rotglühende Zangen in den Leib gestoßen und darin gedreht und gewendet. Und im Geiste vernahm ich ein Wort. Es dauerte 'n Weilchen, bis ich mich soweit in der Gewalt hatte, um's überhaupt zu verstehen: Komm. Ich hörte es wiederholte Male. Komm. Ich wußte nicht, wie mir geschah. Komm. Die Leute glaubten, ich hätte 'nen Anfall. Komm. Der Schmerz ließ 'n wenig nach. Die Stimme wurde ruhiger. Komm. Und ich befolgte die

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