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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Viertel fern. Aber die Hunde haben sich meinen Geruch eingeprägt. Falls die Büttel ihre Hunde mitbringen ...«
    »Jaril, laß ihn deinen Platz einnehmen. Und du verwandelst dich, glaube ich, in 'ne Dogge, hmm? Sollten irgendwelche Köter hier ihre Nasen hereinstecken, wirst du sie von unserem Freund ablenken.«
    Jaril gähnte hinter vorgehaltener Hand und schlüpfte — ein schlanker, nackter Jugendlicher — aus dem Bett. Kurz betrachtete er den Dieb aus hellen, Kristallen gleichen Augen, dann war er auf einmal eine Dogge, die dem Jüngling bis an die Hüfte reichte; Muskel kräuselte sich an Muskel, das Sabbermaul verbreiterte sich zu einem Zähnefletschen des fürchterlichen Gebisses. Die Jaril-Dogge stapfte durchs Zimmer, suchte sich dann am Fußende des Betts einen Platz auf dem Teppich, kratzte sich bis zu ihrer Zufriedenheit, drehte sich einmal um sich selbst und setzte sich, legte den Kopf zur Seite, zu schlafen geneigt, bis man sie brauchte. »Leg dich zu Yaril ins Bett«, sagte Brann. »Du wirst dich als Jaril ausgeben. Kheren wird ihnen sagen, daß ich mit zwei Kindern eingezogen bin, einem Knaben und einem Mädchen, du bist zwar älter, größer und nicht so hellhaarig wie Jaril, aber das dürfte wohl nicht auffallen.« Die Dogge hob den Kopf und winselte verhalten. »Vorwärts, Freundchen.« Brann warf die Steppdecke ab, breitete sie übers Bett und legte sich neben dem Jüngling hinein. Sie spürte, wie er zwischen ihr und Yaril eine verkrampfte Haltung einnahm. »Nur die Ruhe«, empfahl sie ihm leise.
    Ein gedehntes Aufseufzen, er wälzte sich zurecht, ging dabei ein wenig von Brann auf Abstand, dann wurde sein Atem langsam und gleichmäßig, geschickt täuschte er vor, eingeschlafen zu sein. Ein gutaussehender Jüngling war er, doch er rief bei Brann nichts hervor außer Ungeduld. Ich werde alt, dachte sie, bei Slyas Segen, vor ein paar Stunden war ich noch heiß wie eine gebackene Kartoffel und dachte daran, einen Schiffsherrn zu verführen. Sie seufzte. Was soll ich tun, wenn ich jemandem begegne, der meinem Geschmack besser entspricht, und ich empfinde in meinem Innern die gleiche Leere, bleibe von Kopf bis Fuß kalt? Möge es dazu nie kommen. Droben am Berg habe ich ohnehin schon wie eine Halbtote gelebt. Hmm. Wären die Kinder eine Stunde später zurückgekehrt, dann wäre ich nun tatsächlich tot. Mit finsterer Miene starrte sie an die im Dunkeln unsichtbare Zimmerdecke hinauf. Ich habe nicht einmal versucht, mich zu wehren ... Bei der Erinnerung daran wurde ihr nahezu übel. Ich habe nicht versucht, das Messer herauszuziehen, die Wunde zu heilen. Ich bin überrumpelt worden, aber das ist keine Entschuldigung. Es ist mir nie so durch den Kopf gegangen, aber während der letzten fünfzig Jahre muß es wohl so gewesen sein, daß ich mich auf den Tod vorbereitete, und als es soweit kam, daß ... Aber was denn! Ich kann nicht sterben.
    Nicht solange die Kinder von mir abhängig sind. Ich muß in dieser Beziehung irgend etwas unternehmen. Ich weiß bloß nicht, was ich tun könnte. Wenn diese Angelegenheit ausgestanden ist und ich wieder Zeit habe ... Vielleicht läßt sich etwas erreichen, wenn ich zum Tincreal heimkehre und Slya wecke ...
    Reglos lag sie da, wendete ein paar geistige Übungen an, um ihren Körper zu entspannen; anschließend dachte sie darüber nach, warum sie dem jungen Dieb Unterschlupf gewährt hatte, ohne ihm Fragen zu stellen. Nachdem sie ihr Verhalten nun im Rückblick betrachtete, erstaunte es sie. Sie machte sich Gedanken über das, was sie zu ihm gesagt hatte: Mir mißfallen Menschenjagden. Und das war ihr voller Ernst gewesen, zumal nach den vergangenen sechs Tagen (ihr Magen bäumte sich auf, aber sie unterdrückte die Wallung sofort). Ich vermute, ich begehre an ihm so etwas wie Wiedergutmachung, er ist mein Seelentröster, mein ... Ach, laß es gut sein, Brann, das alles ist sinnloses Gegrübel. Aituateas Enkel, so ... Hmm, jedenfalls ist er für sein Gewerbe mit dem rechten Erbteil ausgestattet. Was geht hier bloß vor? Erst eine Urur-und-so-fort-Enkelin Harras, jetzt ein Nachkomme Aituateas. Häufig jagt eine Überraschung die andere, und falls mich die Vergangenheit noch ein drittes Mal einholt ...
    Aus dem Flur hörte sie Stimmen, Stiefel trampelten in der Nähe der Tür. Sie hörte, wie der Schlüssel im Schloß klapperte, sich drehte; sie unterdrückte den Drang, den Kopf zu wenden und den Jüngling anzuschauen, zwang sich zu ruhigem Atmen, entspannte erneut

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