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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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war ein Schiffsherr namens Chandro bal Abbayd. Ich glaube, du hast ihn gekannt.«
    »O ja. Hast du das gehört, Jaril? Das sind keine Zufälle, dahinter steckt ein Plan. Es mischen sich wieder irgendwelche Scheißgötter in mein Leben ein. Na schön. Na schön. Ändern kann ich's nicht. Sieh mal, Ahzurdan, vor einigen Tagen fand ein Anschlag auf mich statt, ein Tigermensch stieß mir 'n Messer zwischen die Rippen. Nein, ich glaube nicht, daß du ihn geschickt hast. Ich bin einigermaßen sicher, daß jemand mit Namen Settsimaksimin Wert auf meinen Tod legt. Fast wär's ihm gelungen, mich zu beseitigen, aber nur fast. Ohne Zweifel hat er den Fehlschlag inzwischen auch bemerkt. Ich möchte von dir alles erfahren, was du mir über ihn erzählen kannst.«
    »Aha.« Ahzurdan sank auf seinem Platz zusammen und gab alles großspurige Gehabe auf. Ein breiter Streifen von Grau durchzog sein ausgedünntes Haar, und auch in seinem Bart war Grau sichtbar; daß Weiß seiner Augen hatte sich gelblich verfärbt, die Augen waren blutunterlaufen. Er hatte hohe, kantige Wangenknochen, sein Gesicht war insgesamt knochiger als Chandros Gesicht — sofern Branns Erinnerung nicht trog —, an den Schläfen hatte er deutliche Furchen, und tiefe Falten verliefen von den Nasenlöchern an den Mundwinkeln vorbei abwärts. Zeit, Grübelei und Leid hatten seinem Gesicht so zugesetzt, und einen Großteil des Leids hatte er selber verschuldet. »Was hast du getan?«
    »Ich vermute, es geht um etwas, das ich tun werde.«
    »Ach so.« Er zauste sich den Bart und gab sich keine Mühe mehr, das Zittern seiner Hände zu verbergen; im Innern seines Rubins schimmerten winzige Lichtlein. »Bist du willens, meinen Aussagen zu vertrauen?«
    Brann schmunzelte. »Natürlich nicht. Ich vertraue auf meine Fähigkeit, deine Darlegungen richtig zu deuten. Du bist also einverstanden?«
    »Ja.«
    »Ohne Vorbehalte?«
    »Ja.«
    »Jaril, richte deiner Schwester aus, sie soll runterkommen. Ahzurdan, du siehst schrecklich aus. Komm her, leg das Gewand ab. Sobald Yaril da ist, werde ich sehen, was ich tun kann, um dir neuen Schwung zu verleihen.«
    Ahzurdan knüpfte die Schnüre des Beutels auf; er verhielt kurz, den Blick nach innen gekehrt, schob zwei Finger in den Beutel und berührte den Kristall. Mit ausdruckslosem Gesicht blieb er eine Weile aufrecht und starr stehen, während die Seelen zurück in sein Fleisch flosssen. Sobald der Vorgang vorüber war, warf er den Beutel aufs Bett und setzte sich auf die Bettkante. »Ich bin ein Tor«, sagte er. »Schenke mir kein Vertrauen, ich werde dich stets im Stich lassen.«
    »Traurig, traurig, wie schrecklich traurig.« Brann schnaubte. »Vor einem Rausch mag so eine Äußerung berechtigt sein, danach hingegen nicht.«
    »Nun ja ...« Er fuhr sich mit der Hand durch den Bart. »In der Tat siehst du mich nicht in meiner schlimmsten Verfassung.« Er stieß einen Seufzer aus. »Der Untergang ist einem Menschen am sichersten, wenn er selbst ihn bewerkstelligt. Hast du jemals Ru'hrya-Träume kennengelernt? Nein? Du bist zu klug, um dich an dies sich endlos drehende Rad zu flechten.« Als Brann ihn darauf aufmerksam machte, daß sie durch dicke Wolle nicht auf seinen Körper einwirken konnte, brachte er ein halbherziges Lächeln zustande und begann sein Gewand abzulegen. »Das Traumrauchen spendet große Freuden, man findet eine tiefe Stille, schwebt sanft dahin, man treibt in warmen Nebeln. Doch was einen wirklich immer, immer wieder zum Traumrauchen verführt, ist der Traum.« Seine Hände hielten flüchtig inne, sein Blick kehrte sich erneut in sein Inneres, in seinen blauen, blauen Augen spiegelten sich Schmerz und Verlangen. »Im Traum ... Darin ist man ein Held. Farben, Gerüche, die Beschaffenheit der Dinge, alles ist so lebendig, daß es fast weh tut, doch bereitet's keine Pein. Alles was man im Traum anfängt, führt zu einem glücklichen Ergebnis, niemals steht man als Trottel, Dummkopf oder Opfer da. Du lebst dein Leben noch einmal, aber so, wie du's dir gewünscht hättest, nicht so, wie's war oder ist.« Er stand auf, zog die Arme aus den Ärmeln und ließ sich das Gewand auf die Füße rutschen. Darunter trug er ein schwarzes Seidenhemd, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte, und eine ebenfalls schwarze, seidene Kniehose. Er war vielleicht etwas zu dünn, doch gut mit Muskeln ausgestattet und trotz des einwöchigen Schwelgens in den vom Traumrauchen gespendeten Träumen in verhältnismäßig kräftiger

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