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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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bediente sich der scheußlichsten Kraftausdrücke, die sich stoßweise seiner Kehle entrangen. Während er es Todichi Yahzi überließ, zu Fuß von den Zinnen zu steigen, versetzte er sich — scheinbar durch nichts als ein Fingerschnippen — in seine Gemächer tief unter der Erde; dort umgab ihn warmes, dunkles Erdreich, und ringsum schlummerten kraftstrotzende Elementargeister, die ihn schützen und bereit waren zu erwachen, sobald er sie rief. Sobald er in den Gemächern erschien, flammten selbsttätig Lichter auf, unverzüglich ging er zu den Lagergestellen, zerrte sich unterwegs die Haarnadel aus den Haarknoten, zog das Gewand wieder enger um den Leib und knüpfte die Verschlüsse zu. Er schob die Arme durch den lockeren Überrock, den er für die Arbeit anzulegen pflegte; das ärmellose Kleidungsstück war schwer und weich, umwogte ihn wie gesponnene Dunkelheit, während er den Spiegelkasten zu seinem Werktisch trug. Mit dem Knie rückte er den Stuhl beiseite, stellte den Kasten ab und senkte die Hände auf den an zwei Angeln befestigten Deckel. Seine Daumen tappten schwach auf dem Holz, während er sich inwendig um Ruhe bemühte, um in einen zur Benutzung des Spiegels geeigneten Gemütszustand zu gelangen. »Der kleine Blauaugen-Danni«, murmelte er. »Ahzurdan. Ich frage mich, wie du in so etwas hineingeraten bist.« Er verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. »Tungjii, vorwitziger Alter, hast du da deine Pfoten drin?«
    Er nahm mit einem Aufbrummen auf dem Stuhl Platz, nachdem er ihn sich zurechtgerückt hatte, klappte den Kasten auf, holte den schwarzen Obsidianspiegel und das Stück Wildleder heraus, das er verwendete, um ihn zu putzen. »Ich kenne deine kleinen Kniffe, Blauaugen-Dan, ich kenne dich, Danni, alter Freund.« Sachte wischte er über die Spiegelfläche, hauchte sie an, putzte sie nochmals. »Hast du an diesen Spiegel gedacht, Blauaugen-Danni? Das Weib kenne ich nicht. Ich kann's nicht aufspüren. Das erste Mal hab' ich's dank des Knaben ausfindig gemacht, und nun habe ich dich, du lenkst meinen Blick an den richtigen Ort, ist das ein Glücksfall, Freund Dan, oder ist das kein Glück? Haaa! Ich finde dich, Blauauge, nirgends kannst du dich vor mir verbergen.« Er legte das Wildleder weg und schob den Spiegel in seinen Rahmen. »Ahzurdan in Kukurul«, sagte er im Tonfall eines Singsangs und berührte den eiförmigen Obsidian mit einem langen Zeigefinger.
    Die Steinfläche begann zu schimmern, dann sah er die Fassade eines weitläufigen, verschachtelten Gasthofs; vor einem Fenster im dritten Stockwerk flimmerten Fünkchen, bildeten ein Muster. »Sooo, sooo, wieviel magst du, seit du weggelaufen bist, dazugelernt haben, Ser Ahzurdan? Hmm, interessant, wo hast du denn das wohl her? Schaut mir wie etwas aus, das vor ein paar Jahren Proster Xan erprobt hat. Das ist ein ganz gerissen angelegtes Geflecht, wie könnte man's entwirren? Hier angefangen ... oder da ... Aha! Wie listig, man tastet's an und wird zu Asche. Sooo, sooo, wie komme ich wohl daran vorbei ...? Hier? Nein, schwerlich, zwar verführerisch, aber ... An dieser Verknüpfung will ich ein wenig zupfen. Ach, sieh an, aha, aha ... Und jetzt dort ... Jaaa-wohl. Und nun löst's sich fein säuberlich auf. Deinem alten Lehrer kannst du nun einmal nichts vormachen, Freundchen. Laß es uns zur Seite tun, so daß wir's, wenn wir's wollen, wieder verknüpfen können, und einen Blick in den Gasthof werfen. Hmmmm, hmm. Das ist also unsere Seelentrinkerin.« Er beugte sich mit finsterer Miene vor. »Der elende Schwachkopf hat beteuert, er hätte dir den Pagamach ins Herz gebohrt, ich vermute, er hat's verfehlt. Anscheinend ist es gar nicht so leicht, dich umzubringen, meine Liebe. Hmm. Hat wohl keinen Zweck, Tigermenschen zu schicken ... Was könnte ich unternehmen ... ? Hmmmm ... Was könnte ich ...?« Die Frau saß in einem Sessel, hatte die Füße auf ein Kissen gebettet; ihre körperliche Haltung war entspannt, aber ihre leuchtend-grünen Augen beobachteten Ahzurdan mit einer hellwachen Aufmerksamkeit, während er in der behaglichen Kammer auf- und abschlenderte, ruhelos die Hände bewegte, sie zu Fäusten ballte, wieder lockerte, mit den Fingerspitzen auf Flächen trommelte, kleine Gegenstände befummelte und in von Pausen zerhackten Wortschwallen redete. »Schwatz nur, Blauaugen-Danni, schwatz nur, du hast dich wahrhaftig kein bißchen geändert ... Hmm.« Auf dem Bett lagen eingerollt zwei Kinder und schliefen. Maksim hatte den

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