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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Machtfülle.
    »Ach, du süßes Geschöpf.« Die Stimme klang heiser und zärtlich. Daniel Akamarino wandte sich um. Neben ihm stand eine stämmige Gestalt, unter einem Arm einen Weinschlauch; auf den ersten Blick dachte Daniel wegen des Kahlkopfs mit einem Kranz buschigen, schwarzen Haars und der abstoßenden Fratze, vor ihm stünde ein kleiner, fetter Mann, doch da sah er die großen, recht wohlgeformten Brüste, die beinahe die abgetragene, schwarze Bluse sprengten, das boshafte Feixen, die sonnengelben Augen, in denen Heiterkeit funkelte. »Godalau«, sagte diese Zwitterperson, »gesegnet sei dein fescher Schwanz.« Er/sie schüttete einen tüchtigen Schuß Wein in die Bucht, reichte den Weinschlauch Daniel, der kurzerhand das gleiche tat. Gelächter antwortete ihnen, das sich wie Wassergeplätscher anhörte. Indem sie mit dem vorhin so gelobten Schwanz wackelte, tauchte Godalau unter und blieb verschwunden. Als Daniel sich nochmals umschaute, war auch die merkwürdige kleine Person fort, war im Dunkeln untergetaucht wie Godalau in der See, und der einzige Beweis für ihre vorherige Gegenwart war der Weinschlauch, den Daniel noch in den Händen hielt.
    Er setzte sich wieder auf den Poller, trank einen Mundvoll von dem herben Weißwein. Der Wein war gut, etwas trockener, als Daniel es sonst schätzte, aber trotzdem schmeckte er ihm wie flüssiger Sonnenschein. Er trank mehr. Geschenk der Götter. Bei diesem Gedanken lachte er vor sich hin. Es war ein starker Weißwein. Er trank noch mehr. Zauberer als Lenker der Gesellschaft. In der Brandung schwammen riesige Meerjungfrauen. Im Dunkeln erschienen und verschwanden hermaphroditische Halbgötter. Ich bin betrunken, dachte Daniel, trank nochmals und grinste, als er weit draußen außerhalb der Bucht ein Glitzern sah. Und bald werde ich noch betrunkener sein. Warum auch nicht?
    Der Wunde Mond überschritt seinen Zenit, über den Fluten wallte Nebel, und der Wind wurde kühl. Es schauderte Daniel Akamarino, mit zittrigen Händen stöpselte er den Weinschlauch zu und schlang ihn sich um die Schulter. Einen Moment lang blickte er noch hinaus aufs Wasser, entbot den Göttern, die möglicherweise gerade in der Nähe herumlungerten, mit zwei Fingern einen Gruß und machte sich auf den Rückweg zu der Taverne, in der er sein Zimmer hatte.
    Der Nebel verdichtete sich rasch, während Daniel durch die gewundenen Gassen strebte, die vom Hafen hügelan führten. Er hatte seine liebe Not mit der Wirkung des Weins. Verdammter Trottel, schalt er sich, du wirst die Nacht in einem Hauseingang zubringen, wenn du nicht achtgibst. Für ein Minütchen lehnte er sich an eine Hausmauer. Der Stein fühlte sich unter seiner Hand schlüpfrigfeucht an, und von der Dachrinne tropften ihm dicke, kalte Tropfen kondensierten Nebels auf Kopf und Schultern. Er atmete eine Zeitlang tief durch, schüttelte sich die Nässe vom Kopf und setzte den Heimweg fort.
    Ein paar Ecken weiter, als er die Gegend der Lagerhäuser verließ und ins Viertel mit den Hotels und Kneipen gelangte, die sich in der Umgebung des Hafens häuften wie Treibgut, wurden die Gassen breiter; der Dunst bildete Nebelbänke, die Sicht war besser, und man kam schneller voran. Er bog um noch eine Ecke, dann blieb er stehen.
    Ein Mädchen wehrte sich gegen zwei Männer. Die Kerle lachten, waren vollgesoffen und aufdringlich geil. Der größere Mann hatte eine Faust ins Haar des Mädchens gekrallt und hielt es am Arm fest, sein Kumpan drängte seinen untersetzten, feisten Leib gegen es und drückte es an eine Mauer, während er an den Kleidern des Opfers zerrte. Einen Augenblick lang sog Daniel Luft zwischen den Zähnen ein, dann lief er lautlos hin. Ein blitzartiger, kraftvoller Hieb auf den Schädel des Dünneren genügte, daß er kurz auf japste und zusammenklappte. Den Stämmigen trat Daniel ins Hinterteil; der Mann fuhr herum, brüllte, senkte den Quadratschädel und ging auf Daniel los. Daniel tänzelte seitwärts, machte einen Satz, setzte die Fußsohle ans Gesäß des Kerls und stieß ihn, so daß er mit ausgebreiteten Gliedmaßen und mit dem Gesicht nach unten auf die vom Nebel feuchten Pflastersteine stürzte.
    Das Mädchen ergriff Daniel Akamarinos Arm. »Komm!«
    Er senkte den Blick und lächelte. »Kori.« Er ließ sich von ihr in eine Seitengasse ziehen, rannte mit ihr um etwa ein halbes Dutzend Ecken, bis das Gezeter und Gefluche weit hinter ihnen verklang. Dann verlangsamte er seine Schritte, wartete ab, bis sich Kori

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