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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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heraus. »Hier im Haus wohnt 'ne weißhaarige Frau mit zwei Kindern.« Mit noch verdrossenerer Miene als vorher blickte das Mädchen von ihm zu Kori, zog die Mundwinkel zu einem Feixen herab. Daniel legte die Münze auf den Tisch. »Nimm sie oder laß es sein.«
    Ohne den Gesichtsausdruck zu ändern, fegte die Kellnerin das Geldstück von der Tischplatte. »Oben rechts, erstes Zimmer am Treppenabsatz.«
    Mit Betroffenheit und Traurigkeit in den Augen schaute Kori dem Mädchen nach, während es da vonschlurfte. »Sie ...« Ihre Hände tasteten umher, als suchte sie damit nach Anworten, ohne welche zu finden. »Daniel ...«
    Er machte ein mißmutiges Gesicht. Kori war ein behütetes, unschuldiges Kind, aber Wahrheit blieb Wahrheit, wie unschön sie auch sein mochte. »Hast du noch nie 'ne Prostituierte aus der Nähe gesehen?«
    »Prosti...?«
    Daniel legte eine Hand auf Koris Arm. »Nicht so laut«, ermahnte er sie gedämpft. »Du bist hier nicht zu Hause, Kori, du mußt die hiesigen Spielregeln beachten.«
    »Prostituierte?«
    »Man kann sie mieten, genauso wie die Zimmer. Was hast denn du gedacht?«
    »Jeder dieser Männer ...«
    »Jeder von ihnen oder sie alle.« Er lächelte Kori zu. »Ich hatte dich schon für frühreif gehalten, weil du so altklug über Huren und ihr Gewerbe geredet hast.«
    »Sie ist ganz anders als Ruba.«
    »Wer ist Ruba?« Daniel sprach leise und im Tonfall der Beschwichtigung, versuchte das Grausen und den Widerwillen zu lindern, den er in Koris Augen sah. »Erzähl mir von ihr.«
    Kori verklammerte ihre Finger ineinander und rieb mit einem Daumen den anderen. »Ruba ist unsere Hure. Sie ist eine Phrasi. Sie ist ins Owlyner Tal gekommen, als ... Ach, es war schon vor meiner Geburt. Einige Männer haben ihr ein Haus gebaut, es steht etwas abseits von den anderen Häusern und sieht ein wenig wie das Priesterhaus aus. Sie lebt darin ganz allein. Die Männer besuchen sie. Die Frauen mögen sie nicht sehr, aber sie bereiten ihr keinen Kummer oder so was, manchmal unterhalten sie sich mit ihr, oder sie lassen sich sogar von ihr beim Einmachen helfen. Dergleichen eben. Das einzig Schlimme ist, daß sie ihre Kinder nicht behalten darf. Man nimmt sie ihr weg. Seit ich alt genug fürs Loswerfen bin, beobachte ich Ruba. Sie lebt zufrieden, Daniel, es ist wirklich wahr, sie ist nicht wie dieses Mädchen.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Das weiß ich nicht. Fünfonddreißig, vierzig, etwa in dem Alter.«
    »Das bedeutet einen Unterschied, ebenso die Weise, wie sie bei euch behandelt wird. Scher dich nicht um das Mädchen. Es gibt Hunderte davon, Kori. Du kannst für sie nichts tun, höchstens hoffen, daß sie durchkommen, so wie Ruba. Immerhin ist es hier besser als auf der Straße. Hier tut dem Mädchen keiner was ... Oder jedenfalls wird's nicht zum Krüppel geschlagen oder umgebracht. Und höchstwahrscheinlich bekommt es genug zu essen.«
    »Der Ausdruck in ihren Augen ...« Kori schauderte, dann trank sie ein Schlückchen Bier, rümpfte die Nase und schob den Krug von sich. »Was für'n ekliges Zeug.« Sie schaute Daniel beim Trinken zu und wartete ungeduldig, bis er den Krug senkte. »Sind dort, woher du stammst, Daniel, auch solche Mädchen?«
    »Ich wollte, darauf könnte ich mit Nein antworten. Wir haben dagegen Gesetze und bestrafen die Leute, die die Gesetze brechen. Falls wir sie erwischen. Aber es gibt immer jemanden, der für das, was er nicht haben darf und unbedingt haben will, ein gewisses Risiko in Kauf nimmt.«
    »Und was macht ihr mit denen, die ihr erwischt?«
    »Wir haben ... äh ... Geräte und ... ahm ... Medikamente und ... hm ... Zauberer, würdest du sie wohl nennen, die rücken ihnen den Kopf zurecht, damit sie's nicht wieder tun.«
    Er nahm einen großen Schluck Bier und wischte sich den Mund ab.
    »Es ist wohl besser, wir wecken deine Freundin, du mußt dem anderen Mädchen die Kleider zurückbringen, bevor es aus dem Bett kriecht.« Er stand auf und streckte Kori die Hand hin. Sobald sie auch aufgestanden war, musterte er sie nochmals von unten bis oben. »Es wäre nett von dir, wenn du dem Mädchen ein, zwei Silbermünzen überließest, du hast seine Kleider ganz schön ruiniert.«
    Kori preßte die Lippen zusammen und stolzierte in Richtung Treppenhaus davon. Daniel grinste und stapfte ihr nach.
    Plötzlich war Kori unsicher, als sie an die Tür klopfte, und sie tat es nicht einmal halb so laut, wie es nötig sein müßte, um jemanden zu wecken. Sie wollte nochmals klopfen,

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