Brann 02 - Blaue Magie
bitte dazu die
Möglichkeit.« Sie beruhte kurz Koris Wange, ehe sie ging, ohne sich umzublicken.
Kori saß noch eine ganze Weile da, ohne sich zu rühren; in irgendeiner seltsamen, furchterregenden Hinsicht hatte sie einen Abgrund überquert, und währenddessen war unter ihr die Brücke verschwunden. Es bestand kein Zusammenhang mit Tre oder Settsimaksimin, vielmehr ausschließlich mit der Kindertante. Mit ... mit ... Polatea, nicht >Kindertante<. Sie würde sie nie wieder Kindertante nennen. Korie zitterte nicht allein infolge der frühmorgendlichen Kühle, darum kroch sie ins Bett, und zu guter Letzt konnte sie einschlafen.
9. Settsimaksimin beobachtet in seinem Arbeitszimmer die Vorgänge in der Stadt und schaut sich später das Losen im großen Yron an.
SZENE: Zunächst: Settsimaksimin sitzt in seinem unterirdischen Arbeitsraum und beobachtet in aller Ruhe mittels seines Spiegels, was geschieht; im Hintergrund steht an der Wand Todichi Yahzi, vorübergehend von der mühseligen Aufgabe entbunden, die Machenschaften einer Anzahl höchst ehrgeiziger Männer zu überwachen, und schreibt Maksims Äußerungen nieder.
Später: Im Großen Yron thront Settsimaksimin im Saal des Losens auf dem erhöht aufgestellten Segensstuhi Der Saal ist eine riesige, rechteckige Halle, die langen Wände sind sechzig Meter lang, die Seitenlänge der kurzen Wände beträgt zwanzig Meter; die Wände bestehen aus sehr schlichtem, gänzlich geglättetem, weißem Marmor, durch den sich eine schwache Maserung in Grau und Goldgelb zieht; beim Fußboden handelt es sich um ein buntes, farbenfrohes Mosaik. Aus Ebenholz gefertigte, mit vergoldeten Beschlägen ausgestattete Sitzbänke ohne Rückenlehnen säumen zwei Drittel der Langseiten des Saals. In der kurzen Nordwand gibt es zwei Portale, ebenfalls aus Ebenholz und mit vergoldeten Beschlägen, eines am westlichen, eines am östlichen Ende. An der kurzen Südseite steht ein niedriger Ebenholztisch (unterhalb von Settsimaksimins Platz, jedoch in ausreichendem Abstand, so daß er ihn ohne Anstrengung sehen kann) mit einer goldenen Schale, in der, wie es den Anschein hat, schwarze Eier aufgehäuft sind. Links davon, ungefähr zehn Meter entfernt, an der Westseite, befindet sich ein zweiter derartiger Tisch mit einer diesmal roten Schale, der Haufen schwarzer Eier darin ist aber erheblich kleiner als in der goldenen Schale. Rechts des Throns steht, wiederum im Abstand von zehn Metern, ein dritter Tisch mit einer dritten, allerdings blauen Schale, der Haufen Eier in ihr ist etwa so groß wie in der goldenen Schale. Ein Posaunenstoß hallt, zwei Reihen von Kindern kommen in den Saal, Mädchen im Osten, Knaben im Westen.
Settsimaksimin rekelte sich lässig auf seinem Stuhl, die nackten Füße auf einen verschlissenen Polsterschemel gelegt und an den Fußknöcheln übereinandergeschlagen, und trank aus einem großen Becher bitteren, schwarzen Tee; er hatte sich aller Kleidung entledigt, ausgenommen des ärmellosen Überwurfs und der schweren Goldkette mit dem mattroten Stein daran, dem Talisman BinYAHtii (Ich nehme alles); den grausträhnigen Zopf hatte er wieder zu einem Knoten geflochten und mit einer Haarnadel festgesteckt. Die einzigen Anzeichen seiner Müdigkeit ließen sich seinen Augen ansehen, sie waren rot durchädert und saßen tiefer als sonst in den stark faltigen, runzligen Augenhöhlen. Er beobachtete die Anblicke, die über die Sichtfläche des Obsidian-Spiegels huschten; seine Aufmerksamkeit galt abwechselnd dem Hafen (er verzog voller Mißfallen das Gesicht, als er Godalau sich im Wasser tummeln und den alten Tungjii, der sich in alles einzumischen pflegte, am Kai entlangwatscheln, dort stehenbleiben und mit einem geisterhaften Fremden, der auf einem Poller hockte, sprechen sah), der Taverne, in der Brann und ihre Begleitung wohnten (dort gab es wenig zu sehen, weil Ahzurdan aus dem Anschlag in Kukurul viel gelernt hatte — viel zuviel für Maksims Geschmack —, seine Abwehrzauber waren nun dermaßen fest und beständig, daß Maksim sie nicht auflösen oder sie an irgendeiner schwachen Stelle durchdringen konnte, aber obwohl dieser Umstand bei seinem Bestreben, sich und seine Ziele zu schützen, eine ernstere Schwierigkeit bedeutete, besah er sich ab und zu das im Spiegel erkennbare Nichts mit ehrlichem Stolz, als wäre er ein Vater, der mitanschaute, wie sein Lieblingssohn seine besten Fähigkeiten unter Beweis stellt), die Herberge, in der die Leute aus dem
Weitere Kostenlose Bücher