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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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überlassen. Zweifache Verdammnis! Tungjii hilf! Was soll ich jetzt anfangen? Sie nieste. Ich werde erst einmal schlafen. Sie seufzte und richtete sich auf. »Ich bin zum Überlegen viel zu müde, Carup. Es ist spät. Ich gedenke auszuschlafen. Falls du vor mir aufstehst und's sind Leute da, schick sie fort, ja? Sag ihnen, ich übte mich in der Meditation, 's wird die Wahrheit sein, Kind. Gönn dir auch noch 'n bißchen Schlaf, sicherlich bist du auch müde.« Sie wartete keine Antwort ab, kehrte durch den Vorhang zurück in ihre Schlafkammer und ließ sich aufs Bett sacken, schlummerte ein, sobald sie in der Horizontalen lag.
     
    10 Brann rieb sich die Augen, schlürfte vom nahezu kochendheißen Tee, den ihr Carup, sobald sie ihre ersten Regungen des neuen Tages hörte, vorgesetzt hatte. Sie gähnte, versuchte das Gefühl des Eingenicktseins aus ihrem Kopf zu vertreiben.
    Außerhalb des Vorhangs ertönte ein Händeklatschen. Brann zuckte zusammen, ihre Hand verschüttete fast Tee auf den Busen. Unterdrückt fluchte sie, wischte sich ein paar Tropfen von der Hose. »Ja, Carup, was gibt's denn?«
    »Subbau Kamin hat am frühen Morgen frisches Brot gebracht, sie sagt, ihr Enkel sei inzwischen putzmunter und lache wieder, ihr Sohn sei über die Genesung außer sich vor Freude, sie sendet dir ihren Segen und hofft, daß du ihr armseliges Geschenk annimmst. Mit ihr kam Piara Sansa und brachte Würstchen. Möchtest du davon ein Frühstück? Das Brot duftet wunderbar.«
    »Ja, ja, aber nimm auch was für dich, hmm?«
    »Das werde ich, danke, Jantria.«
    Nachdem sie das Morgenmahl verzehrt hatte, streckte sich Brann noch einmal auf dem Bett aus, die Hände unter dem Hinterkopf gefaltet. Sie starrte empor an die Zimmerdecke, betrachtete die Risse, versuchte die Flecken zu deuten; doch sie fand keine Lösung. Nach wie vor fühlte sie sich ziemlich matt, ihre Kräfte waren stark ausgelaugt. Und ihr Gehirn schien überhaupt nichts mehr zu taugen. Sie schloß die Lider.
    Allmählich drangen die Geräusche des umliegenden Kunas herein, man hörte Frauen schwatzen, während sie an der Ableitung des Aquädukts auf der anderen Seite der Gasse die Wäsche wuschen, Schlapp-schlapp klatschten die Wäschestücke auf die Waschbretter, Gelächter erscholl, Bälger wurden gescholten, Kinder aller Altersstufen trieben ihre Spiele, vor allem lautstarke Fang- und Abschlagspiele, sie schrien, lachten und kreischten, ein zusammenhängender Hintergrund unablässigen Lärmens ließ sich vernehmen. Hunde bellten, jaulten, winselten und knurrten, wenn sie in plötzlichen Streit gerieten, der ebenso plötzlich endete, sobald jemand einen Ziegelstein nach ihnen schmiß oder sie mit Wasser übergoß. Einige Gassen weiter prügelten sich Männer, Brann konnte nicht unterscheiden, wie viele, eine ganze Anzahl von Leuten hatte sich um sie versammelt und grölte Beschimpfungen oder Ermutigungen, schloß Wetten um das Ergebnis ab. Von überallher vernahm man Stimmen, das Kuna war voller Stimmen, die von Mauer zu Mauer hallten, so war es jeden Tag und den ganzen Tag hindurch, bis in den späten Abend. In den Gassen befanden sich immer Menschen, unterwegs von oder zu ihren Behausungen, Diebe kamen von ihrem nächtlichen Werk, Zuhälter lungerten mit ihrem Anhang von Huren an den Ecken, Spieler widmeten sich ihrer Spielwut nicht nur in den Häusern, sondern auch im Freien; gar nicht zu reden von den Armen, die nicht einmal die vergleichsweise niedrigen Mieten zahlen konnten und in der Gosse lebten. Und die Büttel des Caudhars nahmen sich jene Zuhälter vor, die nicht die Handsalben abgeliefert hatten, fahndeten nach Dieben, die ihre Finger, weil ihr Stolz die Vernunft überwog, in die Taschen allzu hochgestellter Persönlichkeiten gesteckt hatten, oder hielten lediglich nach gesunden Jugendlichen Umschau, die bei den Isun-Jagden geeignete Opfer abgeben mochten. Obwohl Brann diese Menschenjäger verabscheute — für sie stanken sie wie verdorbener Fisch —, ließ sie sie in Frieden, wenn sie des Nachts durch die Gassen schlich; fände man einen von ihnen tot auf, müßte das gesamte Viertel dafür büßen.
    Sie verdrängte den Wirrwarr von Geräuschen und Lauten aus ihrer Wahrnehmung und versuchte sich ausschließlich mit ihren gegenwärtigen Schwierigkeiten zu befassen. Ich kann nicht derartig viel Zeit für Carup erübrigen. Yaril bedeutet mir entschieden mehr als sie. Ich kann sie nicht einmal sonderlich gut leiden. Bei allen Vierzig Weltlichen Höllen,

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