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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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derartig träge durch die Gehirnwindungen, daß sie eine gewisse Ähnlichkeit mit den schwerfälligen Kräuselungen des Leibs einer schläfrigen Schnecke besaßen, sein Geist blieb dumpf und döste, stumpf und duselig.
    Wie lang? Kein Durst, kein Hunger. Kaum irgend etwas.
    Verstehe. Bewahrungszauber.
    Umständlich untersuchte, beroch er ihn.
    Die Helligkeitsstreifen, die durch die Ritzen zwischen den Brettern der zusammengenagelten Kiste drangen, wanderten langsam über Maksim, kennzeichneten das Verstreichen des Tages. Bevor er die mühselige Erkundung des Zaubers beendete, brach wieder Dunkelheit an. Maksim nickte ein und schlief, mehr aus Gewohnheit als aus Bedürfnis, beinahe trotz des Zaubers.
    Kein Wasser, dachte er am Morgen. Keine Nahrung. Wie lange? Warum kann ich denken? Fühlen? Hören?
    Man hatte ihn mit einem außergewöhnlich genau zweckbestimmten Zauber belegt, der es ihm gestattete, zu beobachten, was ringsum geschah, ihn aber gleichzeitig gebannt hielt, bis man ihn der Person oder der Macht auslieferte, die diese Entführung eingefädelt hatte.
    Warum?
    O ja. Ich durchschaue es.
    Sie wollen etwas. Sie wollen etwas von mir getan haben. Sie wollen mich etwas tun lassen, das ich wahrscheinlich nicht tun möchte.
    Deshalb machen sie mich weich.
    Die Lichtstreifen schlichen über ihn, über seinen reglosen Körper, während er saumselig und langwierig, unter großen Mühen, solche Überlegungen anstellte. Ganz langsam, so langsam wie ein Wurm, der vom einen zum nächsten Wurmloch kroch, erforschte er den Zauber. Der Abend kam, und sein ermüdeter Stoffwechsel fiel abermals darauf herein, bewirkte erneut, daß er einschlummerte.
    Gelbe Helligkeit fiel ihm in die Augen und weckte ihn; er setzte die Untersuchung des Zaubers fort.
    Es handelte sich um einen bemerkenswerten Zauber, der bei ihm angewendet worden war, er vermochte die Persönlichkeit des Zauberers oder etwaigen anderen Urhebers nicht ohne weiteres daraus zu ersehen; aber er hatte sonst nichts zu seiner Beschäftigung, und die Anstrengung, die das Denken kostete, half ihm dabei, sich allmählich geistig wieder stärker zu sammeln. Als sich die kurze Abenddämmerung der tropischen Meere von neuem herabsenkte, hatte er es beinahe geschafft. Er war auf etwas entfernt Bekanntes gestoßen, den Abklatsch einer Erinnerung aus jenem Abschnitt seiner Vergangenheit, den er aus seinem bewußten Dasein verdrängt hatte, kaum daß er ihm entronnen war, nämlich seiner Lehrzeit als Zauberlehrling.
    Er schlief noch eine Nacht durch. Als er erwachte, hatte er noch denselben schalen Nachgeschmack auf der Zunge.
    Er durchforschte seine Erinnerungen an die Zeit, als man ihn, einen sechsjährigen Gassenlümmel, Vater unbekannt, Mutter dem Tod geweiht infolge der Krankheiten, die sie sich bei ihrem Erwerb als Straßenhure im Hafen zugezogen hatte, an ein Freudenhaus in Silagamatys verkaufte. Er entsann sich an Musteba Xa.
    Der unerhört alte, böse Zauberer, ein ausgedörrter Sack der Verworfenheit, der das Fühlen schon vor so langem verlernt hatte, daß selbst die Erinnerung daran fast erloschen war, der mächtigste Zauberer der Welt, hatte ihn aus dem Freudenhaus freigekauft. Musteba Xa gelang es, diese Stellung zu halten, indem er seinen Lehrlingen Lebenskraft abzapfte und sich ihre Begabtheit zur Magie zunutze machte. Weil es ihn nach Maksims Begabung gelüstete, hatte er den Knaben zu lehren begonnen ... Nein, nicht den Knaben, ihn sah er nicht einmal, alles was er sah, war die Begabung. Er förderte sie, so wie ein Gärtner eine seltene Pflanze pflegte; er legte Hand an und entwickelte ihn in die Richtung, die er als am erstrebenswertesten erachtete. Dabei war ihm nur ein Fehler unterlaufen: Er hatte Maksim zu gründlich unterwiesen, ein Fehler, der auf seiner Achtlosigkeit gegenüber der ganzen Person des Knaben sowie überhöhtem Vertrauen in die Fähigkeit beruhte, ihn behandeln zu können wie eine Gliederpuppe. Mit seiner eiskalten Genauigkeit des Arbeitens, seiner beispiellosen Gabe des Lehrens, der scharfen Zunge und hochgeistigen Klugheit, seinem Vermögen, das Zucken von Muskeln und noch das geringfügigste Mienenspiel zu deuten, so daß er jeden Gedanken, jede Absicht Maksims erkannte, noch ehe sich Maksim selbst dessen bewußt wurde, hatte er den zornigen, leidenschaftlichen Knaben dazu gezwungen, eine gleichermaßen eisige Nüchternheit und Selbstbeherrschung zu erlernen. Wenn Musteba Xa zu ernten gedachte, was er herangezogen hatte, pflegte er

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