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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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aller Art, die durch den betriebsamen Hafen wimmelten.
    Maksim lauschte. Er vernahm das Knarren von Kränen und Winden, aber es waren nicht die Anlagen dieses Schiffs. Er hörte das Ächzen der Ruderer auf den Schleppbooten, den Trommelschlag des Taktmanns. Er fühlte, wie das Schiff leicht gierte.
    Anfangs verstand er all das nicht; dann begriff er, daß das Schiff in die Mündung des Stroms einlief, der durch Bandrabahr floß, des Sharroud.
    Bei den Vierzig Weltlichen Höllen, werde ich wahrhaftig nach Havi Kudush gebracht?
    Er rang um die Wiedererlangung der vollen Gewalt über seinen Körper. Jetzt erneut die Besinnung zu verlieren, durfte er sich nicht erlauben, er mußte sich befreien.
    Ich muß mich befreien.
    Fast schwand ihm in diesem Augenblick die Besinnung, aber er unterdrückte das Gefühl der Hilflosigkeit, nahm seine Untersuchungen von neuem auf. Der Bewahrungszauber wurde schwächer. Maksims Körper fing allmählich in der gewohnten Art und Weise zu arbeiten an. Seine Sinne konnten sich nach und nach wieder freier entfalten. Nur wenig fehlte noch, und er vermochte erneut seine geistige Wahrnehmung auf die weitere Umgebung auszudehnen.
    Beiläufig bemerkte er die Gerüche und Geräusche aus den Häusern beiderseits des Wasserwegs, während das Schiff flußaufwärts die Stadt durchquerte. Sein Zeitempfinden stellte sich wieder ein, er spürte die Augenblicke rascher verstreichen, von laaaangen, laaangen Schwingungen verkürzten sie sich zum Pulsschlag des tatsächlichen Zeitablaufs.
    Lärm und Gerüche der Stadt schwächten sich ab und blieben am Ende vollends aus. Statt dessen roch Maksim Gärten und gepflügte Äcker. Er hörte Vögel singen, Schafe blöken, ein Pferd verärgert wiehern.
    Das Schiff fuhr auf dem Fluß durchs Barabar Burmin, das Land der Verborgenen Freuden, das fruchtbare, wohlhabende Hinterland Phras'. Maksim kannte den Landstrich, ein Jahrhundert lang hatte er darin gelebt, ein wunderbares Jahrhundert verschwenderischer Vergnügungen.
    Drei Tagesreisen flußauf flossen Sharroud und Kaddaroud zusammen. Dort würde sich klären, wohin die Fahrt ging.
    Falls das Schiff in den Kaddaroud abbog, wartete Amortis in ihrem Tempel zu Havi Kudush auf ihn, um ihn lebendig zu braten und als Morgenmahl zu verzehren. Kratzbürstige, launische Hurengöttin!
    Sie hatte allen Grund, ihm nachtragend zu grollen, bei der Erledigung seiner Aufträge war ihr ein erheblicher Teil ihrer wesenseigenen Macht abhanden gekommen, vor allem beim Kampf mit Brann, in den er sie geschickt hatte, als es ihm noch darum gegangen war, die Seelentrinkerin zu töten, ehe sie ihn angreifen konnte.
    Hunger begann Maksim zu peinigen. Am zweiten Tag auf dem Sharroud steigerte sich sein Durst zur Qual.
    Er trotzte Hunger und Durst und setzte seine Bemühungen fort, zerrupfte und zerzupfte die Seile, löste die gelockerten Teile vollständig in Staub auf, damit sie sich nicht wegschlängelten und anschließend neu mit dem Hauptgebinde vereinten. Dank dieses Verfahrens zeichnete sich mit der- Zeit seine Befreiung ab. Bald, bald würde es soweit sein ...
    Am Morgen des dritten Tages verursachte ihm der Durst Wahnvorstellungen. Er sah Lichtfäden des Bannzaubers sich in goldene Schlangen verwandeln, sich winden, zusammenringeln, sich in einer Raserei aus Lust und Entzücken umeinanderwickeln, und schrak davor zurück, weil er glaubte, Amortis fiele über ihn her. Amortis war die Herrin der Lust und Verzückung.
    Er sah goldgelbe, gleißende Käfer von wechselhafter Gestalt entstehen, sie überschütteten ihn in Mengen. Sie krabbelten überall auf ihm herum. Immer ärger kitzelten sie ihn an den Füßen, bis er meinte, es nicht länger ertragen zu können.
    Noch andere Martern erlitt er, die alle um so schlimmer waren, als er selbst sie sich zufügte.
    Sobald die ersten Wallungen dieser Wahnvorstellungen abklangen, sammelte und schonte Maksim, was ihm an Kräften zur Verfügung stand, bis er sich dazu in der Verfassung fühlte, etwas zu unternehmen…
    Er schuf einen geistigen Bohrer, trieb ihn durch die Decks des Schiffs hinab in den Fluß. Dann verwandelte er den Bohrer — ebenso geistig — in ein Trinkrohr und saugte dadurch Wasser herauf. Es war ungereinigtes Flußwasser — mit allem, was das bedeutete, nämlich Teilchen von Schlamm und Dreck, auch Kleinstlebewesen, die in jedem Tropfen schwammen —, doch es floß mit wundervoller Kühle in seinen ausgetrockneten Mund, strömte ihm willkommener als der herrlichste Wein in

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