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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Sommertag, aber er ist 'n Neffe meiner Frau, und Verwandtschaft ist Verwandtschaft.«
    Korimenei lachte. »Du bist 'n schlauer Fuchs, Hram. Du könntest einer aufgerichteten Kobra das Gift melken. Zu zahlen bin ich bereit, doch bezähme deine Habgier, Hram- Wirt, das Doppelte ist genug, mehr zu fordern wäre Sünde und würde durchs Anhexen von Warzen bestraft, hm?« Sie lauschte. »Es fängt zu regnen an, ich werde besser sofort die Pferde unterstellen.«
    Sie winkte das Irrlicht heran. »Schließ die Tür hinter mir, damit nicht alle Wärme aus dem Haus entweicht.«
    Sobald Kori es zum erstenmal seit Tagen warm hatte, satt war und sich sauber fühlte, krauchte sie unter frische, angenehm duftige Bettdecken und seufzte vor Behagen. »So, Aili mein Liki, das ist doch wahrlich etwas ganz anderes. Ach, warum, warum plage ich mich so ab? O ja, ich weiß, ich weiß, der arme Tre hat's nicht verdient, daß ihm auf diese Weise das Leben vorenthalten wird, nur damit der alte Maksi mich in der Hand hat. Es ist meine Schuld, daß er dort festsitzt, meine eigene Schuld, daß ich diese anstrengende Reise bewältigen muß. Ich bin ihm Hilfe schuldig. Aber manchmal ...« Sie gähnte, wälzte sich auf die Seite, zog sich die Federbetten herauf bis an die Nase. Ailiki ruhte wie ein heißer Stein an ihrem Bauch; die Mahsar schlief schon, schnarchte mit den leisen Pfeiflauten, die für Kori nachts einen gemütlichen Hintergrund abgaben. Draußen rauschte Regen herab, prasselte gleichmäßig gegen die Fensterläden. Kühler Luftzug strich über Koris Nase. Sie nuschelte etwas, während sie träumte, sie sei wieder daheim, ein Mädchen in einem schmalen Kinderbett, sicher aufgehoben in den Armen ihrer Familie und Verwandten; endlich sank sie in noch tieferen Schlaf, der auch keine Träume hatte.
    Am Morgen fiel sie halb aus dem Bett, schaffte es mit knapper Not zum Waschgeschirr, bevor die Übelkeit sie überwältigte und sie sich übergab.
    Sobald die Magenkrämpfe nachließen, tauchte sie einen Zipfel des Handtuchs in die Schüssel und wusch sich das Gesicht; anschließend hockte sie sich, die Lider geschlossen, auf die Fersen, wartete aufs Abklingen des Aufruhrs in ihrem Leib. Ailiku huschte herüber, schmiegte sich an Koris Bein. Sie hob die Mahsar hoch, drückte sie an die Brust; ihre Körperwärme half beim Lindern der Beschwerden. »Tja, Lili, ich werde wohl mal nach dem rechten sehen müssen, was?«
    Sie setzte sich mitten aufs Bett, widmete ihre Aufmerksamkeit, während draußen noch immer Nieselregen fiel, ihrem Innern, erkundete ihren Leib.
    Kein Irrtum war möglich, es hatte keinen Zweck, die Wahrheit zu leugnen: Sie war schwanger. An den Tagen in Ambijan hatte der Wind mehr als nur ihre Nerven verschlissen, er hatte auch ihre Wachsamkeit beeinträchtigt. Sie saß in dem stillen, warmen Zimmer und überlegte: Was will ich? Was soll ich tun? Letzten Endes jedoch blieben alle Erwägungen nur Worte. Sie wollte das Kind, und sie würde es bekommen. Sie verspürte danach ein Bedürfnis. Karoumangs Kind. Nein. Es ist mein Kind. Dieser Gedanke erfüllte ihr Gemüt mit Herzlichkeit. Meine Tochter. Sie wußte, es würde eine Tochter sein. Wenn sie geboren worden war, brauchte sie nicht mehr allein zu leben. Dann blieb es belanglos, was ihr Bruder anßtellte, und es hatte keine so große Bedeutung mehr, ob Maksim sie als Lehrling aufnahm oder nicht. Sie schlang die Arme um ihren Leib, umarmte sich selbst und ihre Leibesfrucht. Ich werde mir schlichtweg keine Sorgen machen, dachte sie. Es ist noch genügend Zeit, um auszuführen, was ich zu erledigen habe, bevor soviel Kind da ist, daß ich mich darum irgendwelchen Sorgen hingeben müßte. Soll ich Tre davon erzählen, sobald er die Güte hat, sich wieder zu zeigen? Nein! Durchaus nicht. Es geht ihn gar nichts an.
    Sie überquerte den Hochpaß und zog durch die hintereinander aufgereihten Höhenrücken an der Westseite der Dhia Dautas, der Töchter der Morgenröte, wie sie hießen, obwohl sich zumindest zur Zeit die Sonne wenig sehen ließ, weder morgens oder abends, noch irgendwann dazwischen. In der ersten Woche, nachdem sie den Hochpaß hinter sich gebracht hatte, schneite es zweimal, jedoch nicht allzu stark, beim erstenmal blieben zwei Zoll, beim zweitenmal sechs Zoll Schnee liegen. Danach regnete es, und das war viel schlimmer. Jeden Morgen übergab sich Kori als erstes nach dem Aufwachen. Trotzdem ritt sie unentwegt weiter. Tag um Tag ritt und wanderte sie, wanderte und ritt,

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