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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Mond an den Himmel, zeigte sich als fast völlig runde Scheibe, und man vermochte auf dem gelblichen Rund deutlich, in blaugrauen Umrissen, den hingekauerten Mondhasen zu erkennen. Es war ein klarer, schöner Abend, nahezu kein Lüftchen wehte, das das Gras gekräuselt oder die kahlen Zweige der drei knorrigen Olivenbäume bei der Quelle bewegt hätte. Die Quelle ... Ach ja, die Quelle. Quellen sollen Sammelbecken übersinnlicher Macht und Heilige Orte sein, jedenfalls hat Meister Kushundallian das behauptet. Darüber werde ich die Wahrheit wissen, bevor es richtig Nacht geworden ist.
    Sie schloß hinter sich die Haustür. »Lili«, rief sie, »ich brauche dich!« Die Mahsar befand sich beim Ergattern ihres Abendessens, sie rümpfte über alles Tote und Gekochte die Nase, wenn sie es nicht selber erjagt hatte; in Notfällen zehrte sie von Koris Mahlzeiten, aber nicht ohne mit dem ganzen Körper Abfälligkeit zum Ausdruck zu bringen. »Aili mein Liki«, rief Kori noch einmal nach ihr, schlenderte dann zur Quelle, setzte sich auf die Mauerkappe der Einfassung rings um die Quelle und wartete auf ihre kleine Helferin, lächelte bei sich, erheitert über die Vorsicht, zu der sie neuerdings neigte.
    Ailiki erschien auf Korimeneis Schoß, blieb hocken und putzte sich mit den an der Zunge befeuchteten Pfötchen die Schnurrhaare. Korimenei lachte und kraulte sie hinter den Tulpenblütenblättern ähnlichen Ohren, hob sie auf den Arm und trug sie zu der Fläche bloßer Erde, wo Pferde/ Maultiere und sonstige vierfüßige Kriecher aller Art durcheinanderzuwimmeln pflegten, um der Reihe nach aus den Trögen zu saufen, ihre Hufe jeden frischen Grashalm gleich zermalmten und ins Erdreich trampelten, sie den Untergrund zu einer festen Kruste feststampften. Kori ließ Ailiki hinab und begann ein Pentagramm zu zeichnen. »Folgendes hab ich vor, Lili ... Ich brauche 'n Jäger, der mir 'n Geyker besorgt. Hmm. Und zudem hätte ich gern Obst, vielleicht läßt sich auch in dieser Hinsicht was machen.« Sie prüfte das Pentagramm. »Fertig. Komm her, Schätzchen.«
    Kori nahm das Pentagramm in Betrieb — es glomm auf —, fädelte sich in die Wirklichkeitsebenen ein, fing zu treiben an, wartete auf die geeignete Entdeckung. Sie forschte ohne Eile, durch nichts dazu gedrängt als einem stillen Bedürfnis; es dauerte länger, wie lange, konnte sie nicht feststellen, ihr Zeitgefühl hatte in diesen Zwischenräumen keine Gültigkeit, vielleicht einen Augenblick, womöglich nur den Bruchteil eines Augenblicks, doch schließlich spürte sie sich angezogen werden, und sie glitt durch eine ungeheuerliche Weiträumigkeit, die sie entsetzt hätte, wäre sie dazu gekommen, darüber nachzudenken, aber sie fiel so schnell, daß Dunkelheit und Kälte schienen, als wären sie so begrenzt wie in einem Bergsee, sie stürzte durchs Dunkle und schwebte zuletzt über die Oberfläche einer Welt, die sich unaufhörlich im Licht einer gelben Sonne drehte und drehte. Sie bestand aus nichts als Sand und nochmals Sand, Gesträuch und Sand, sandfarbene
    Großkatzen beschlichen Herden sandfarbenen Wilds. Korimenei sank tiefer. Katzenmenschen mit Schlangenarmen statt Händen sowie vier Beinen liefen, rannten, sprangen im Sand. Katzenmenschen mit Augen, die Verstand bezeugten. Sie rief einen davon zu sich, er kam, eilte auf sie zu, sie hatte nicht ersehen, wie groß er war, wie stark. Sie roch seine Körperausdünstung. Er stank, aber hatte einen irgendwie erregenden Gestank, dessen sinnliche Wirkung die Geschlechtlichkeit ansprach. Geh für mich auf die Jagd, dachte Kori ihm zu. Jage für mich und jage für dich.
    Er schüttelte sich, erwog den Vorschlag. Kori spürte seine Zustimmung und warf ein Gedankennetz über ihn. Auf gewisse Weise erleichterte er ihr das Verfahren, fügte sich ihrem Vorgehen und half ihr so beim Durchführen der Beförderung in ihre Welt. Der ganze Vorfall belustigte ihn, machte ihn neugierig, ja flößte ihm tiefste ehrliche Neugierde ein, und ihn freute die Gelegenheit, einmal die heimatlichen Sandhügel verlassen zu können. Er kam neben dem Pentagramm auf, kauerte sich auf die Hinterbeine, wandte den massigen Schädel von Seite zu Seite, blähte seine schwarzen Nüstern, während er in der Luft schnupperte. Kori übermittelte ihm geistig das Bild eines Geykers. Zur Bestätigung knurrte der Katzenmensch, dann entfernte er sich in langen Sätzen ins hohe Steppengras.
    Korimenei ließ sich wieder zwischen die Wirklichkeitsebenen fallen,

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