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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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verschlang Finsternis sie. Verschlang sie alle, verschlang Brann, Yaril, Jaril und Tak WakKerrcarr.
    Brann hörte Tak WakKerrcarr einen Wutschrei ausstoßen.
    Sie hörte Palami Kumindri lachen.
    Und dann umfing ein Nichts sie.

 



 
II. Korimenei/Blauer Danny
     
    Nach langer Reise ist Korimenei endlich zu den Rushgaramuv-Temueng gelangt und wartet auf eine Gelegenheit, um ihrem Schamanen den Großen Talisman Frunza-coache zu entwenden. Anschließend kann sie an den Bergen entlang südwärts zur Halbinsel Cheona eilen und zu guter Letzt — nach langer, langer Frist — ihren Bruder vom Bann erlösen und ihm den Talisman aushändigen.
     
    1 Korimenei lag am Rand des Kliffs auf dem Bauch, das Kinn auf die übereinandergeschlagenen Unterarme gestützt; sie schaute den Riten und lärmerischen Festlichkeiten zu und fühlte sich ihrer inzwischen überdrüssig; die HerbstFruchtbarkeitsfeier währte nun seit einer Woche bei Tag und Nacht. Es reicht, um einem Gedanken an Bier, Essen und Geschlechtsverkehr für Jahre auszutreiben, sann Korimenei. Vielleicht sogar für immer. Es war langweilig. Und es verdroß Kori. Es gab keine Möglichkeit, um sich an den Schamanen heranzuschleichen, bevor die Rushgaramuv wieder dazu übergingen, nachts zu schlafen.
    Sie beobachtete das Geschehen, bis die Sonne sank, seufzte auf, als sie sah, wie man die Lagerfeuer und Fackeln erneut entzündete, von neuem weißen Sand auf den Tanzplatz streute. Wie können sie das nur durchhalten, dachte Kori. Sie entfernte sich auf allen vieren rückwärts von der Felskante, erhob sich, klopfte sich den Gesteinsstaub von ihrer Brust. Es schauderte ihr. Der Wind war recht kalt. Aus den von Tag zu Tag dickeren Wolken mochte jetzt jederzeit Schnee fallen; es wunderte sie, daß er überhaupt so lange ausblieb. Sie schlang sich die Decke fest um den Leib und kehrte zu ihrem Lagerplatz zurück, hatte das Gefühl, seit Tagen keine Wärme mehr genossen zu haben.
    Vor neun Tagen, kurz bevor die Rushgaramuv mit ihren geschrumpften Herden das Winterlager erreichten, hatte Korimenei am Berg zwischen einigen Findlingen eine Mulde entdeckt. Sie hatte die Zwischenräume der Felsklötze mit Lehm und Staub zugestopft, um den eisigen Luftzug fernzuhalten, über die Mulde ihre Zeltbahn gespannt und sie mit Lehm, Zweigen sowie Büscheln von widerstandsfähigem Berggras getarnt. Man konnte in einem Klafter Abstand vorbeigehen, ohne zu merken, was sich da verbarg.
    Ailiki hatte für sie ein paar Eichhörnchen erjagt und ihnen das Fell abgezogen, dazu eine Handvoll Wurzelknollen ausgegraben. Korimenei lächelte, als sie die kleinen Kadaver säuberlich auf einer Unterlage aus Blättern aufgereiht liegen sah. Das erste Mal, als sie die Mahsar beim Zubereiten von Fleisch gesehen hatte, war sie dermaßen überrascht gewesen, daß sie sie wie eine Schwachsinnige anstierte, zu glauben unfähig, was ihre Augen erblickten: Ailiki verwendete ein winziges, scharfes Messer, dessen Griff so geformt war, daß er ihr genau in die Hand paßte, die Klinge aus silbernem Stahl glich einem Halbmond. Woher Ailiki es hatte, wieso sie es zu benutzen verstand, blieb ihr Geheimnis ...
    Korimenei betrachtete die Eichhörnchenkadaver, schüttelte den Kopf und ging Holz sammeln, um die Beute zu kochen.
     
    2 Kori erwachte, weil jemand sie hartnäckig kitzelte, irgend etwas strich ihr ständig übers Gesicht. Als sie sich aufsetzte, huschte Ailiki davon, schimmerte im Dunkeln wie ein Geist. Die Luft war derartig eisig, daß es Kori schien, als stächen ihr Dolche in die Lungen; die Stille wirkte gespenstisch. Kori konnte ihr Herz klopfen hören. Ailiki bewegte einen Fuß, und Kori hörte sogar das leise Scharren der Krallen im Lehm. »Was gibt's, Ai-li?«
    Die Mahsar schlug mit dem Schwanz und zwängte sich an dem Zipfel der Zeltbahn vorüber, der einen unzulänglichen Verschluß des Unterschlupfs abgab, eine Art von Tür, huschte hinaus; Korimenei schuf hastig ein Irrlicht, ließ es unters Segeltuch-Dach hinaufschweben, um besser sehen zu können. Obwohl sie keine sonderliche Lust zu einem Ausflug ins Freie verspürte, zog sie lange Strümpfe, Stiefel, Handschuhe, Strickwams und Überrock an, wickelte sich einen Schal um Hals und Kopf und krauchte Ailiki widerwillig hinterdrein.
    Der Wind war eingeschlafen. Schnee rieselte herab wie Federn. Schon bedeckte er den Erdboden fingerdick. »Das bedeutet wohl«, sagte Kori laut, »daß das Fest vorbei ist.«
    Ailiki klapperte mit den Zähnen und hüpfte

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