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Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Brann 03 - Das Sammeln der Steine

Titel: Brann 03 - Das Sammeln der Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Gefahr ausgeströmt, von Gewalten, die dicht vor einem unbeherrschbaren Ausbruch standen. Sie entsann sich an die Worte Shahntien She-res und lächelte, doch gleich darauf kehrte ihre Angst zurück; sie preßte die Hände auf ihren im Schwellen begriffenen Leib. Das war ... (Sie legte ihre Angst geistig in Ketten, verbannte sie in ihr tiefstes Inneres.) ... ein Geschehen, für das sie kein Beispiel wußte, nur das damit verbundene Grausen angesichts von Gefahren, die abzuwenden sie weder die Kenntnisse besaß, noch war ihr die Kraft vertraut, ein Gefühl wie das Grauen, das sie empfunden hatte, als Trago in ihr Schlafzimmer kam und ihr das Gottesmal zeigte, durch dessen Vorhandensein ihm der Tod auf dem Scheiterhaufen drohte, falls ihr nichts einfiel, um es zu verhindern. Es war wie das Entsetzen, das sie verspürt hatte, als sie auf der Straße ein Betrunkener packte und sie damit rechnen mußte, von ihm verletzt oder ermordet zu werden, ehe sie die Seelentrinkerin fand, wie der Schrecken, der sie durchzuckte, als Settsimaksimin sie willkürlich aus der Schlafkammer zu Shahntien Shere versetzte, als übergäbe er einem Tierbändiger irgendeine Bestie. Grausen ...
    Kurze Zeit nach Monduntergang kam aus den Wäldern
    die Weiße Hirschkuh; für einige Augenblicke stand sie reglos da und betrachtete Korimenei, dann erhob sie sich auf die Hinterläufe, veränderte dabei ihre Gestalt, bis sie zwar noch den Kopf einer Hirschkuh hatte, ansonsten jedoch einen Frauenkörper mit milchweißen Brüsten; diese Brüste waren bloß, während den Rest des Körpers das Fell der Hirschkuh bedeckte; im Sternenlicht glitzerte es wie Silberdraht. Von irgendwoher erscholl Musik, eine Flöte und eine Laute ertönten, eine Trommel, jemand sang mit schöner, heller Frauenstimme. »Musik erklingt«, sagte die Hirschkuh. »Doch du tanzt nicht.«
    Korimenei erhob sich von ihrer Decke. Die Kleidung fiel ihr vom Leib. Sie begann zu tanzen. Sie wußte nicht, was sie tat, ihre Füße bewegten sich, sie empfand ihr Tanzen als linkisch; es war tatsächlich unbeholfen.
    Das Hirschkuh-Weib watete durch den Gebirgsbach. Es ergriff Korimeneis Arm. »Bleibe ruhig«, sagte es. »Ich werde dich den rechten Tanz lehren. Komm mit.« Es führte Korimenei zum Bach, suchte zu dessen Überquerung eine Stelle, wo in der Mitte zwei Steine aus dem Wasser ragten. Es trat auf den ersten Stein und zog Korimenei mit sich hinüber. Zu zweit hatten sie auf dem Stein wenig Platz, Kori drückte sich an ihre Führerin, roch ihren kräftigen Wildgeruch, den Geruch von Fell und Drüsen. Das HirschkuhWeib wechselte über auf den zweiten Stein; er war noch kleiner, bot so gut wie gar keinen Raum für Korimenei, aber das Hirschkuh-Weib zog sie trotzdem auch dieses Mal mit, und irgendwie fand Kori dennoch Platz. Beide standen sie da, ohne sich zu rühren. Korimenei blickte rundum. Der Bach war zu einem Fluß geworden, der beiderseits der Steine vorüberfloß; er war der breiteste und tiefste Strom, den Kori jemals gesehen hatte. Die tiefen Fluten strömten lautlos, sie sahen wie blaugrünes Gras aus. Macht und Schrecken flossen in ihnen mit; und große Schönheit.
    Die Wasser wurden vom Hirschkuh-Weib zum Steigen gebracht. Korimenei streckte sich ins Wasser, ihre Gestalt wies flubabwärts. Die Strömung riß sie mit. Ihr Körper begann sich wie der Leib der Schlangenfrau zu schlängeln, hin- und herzuwinden in schwungvollen S-Biegungen. Lange Zeit schwamm sie so durchs Wasser. Wie lange, wußte sie nicht.
    Der Gesang fing von neuem an, diesmal lauter. Auch die Trommel dröhnte lauter, die Flöte tönte durchdringender. Ein Mann hob Kori aus den Fluten, trug sie durch den Fluß. Sein Kopf war das Haupt des Goldenen Hirschs. Darüber spreizte sich das Geweih wie ein großer Baum aus schwerem, grob gehämmertem Gold. Seine Augen blickten heiß und eindringlich drein, auch sie glichen Gold, geschmolzenem Gold. Er strahlte Kraft aus wie ein Feuer Hitze. Sie durchdrang sie. Er legte sie aufs Wasser, stand zu ihren Füßen, hielt sie fest. Er ließ Kori sich aufsetzen. Plötzlich merkte sie, daß sie sich unter Wasser befand, sie wollte nach Luft schnappen, zappelte. »Bleibe ruhig«, sagte der Hirsch zu ihr. »Ich lasse dich das Wasser trinken. Trink es. Trink.«
    Nachdem sie getrunken hatte, trug er sie aus dem Strom, stellte sie auf die Beine. Wasser rann aus ihrem Körper aus den Augen, dem Mund, aus jeder Leibesöffnung. Das Hirschkuh-Weib war zur Stelle, wartete, ein kleines,

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