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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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und strich sich über das Kinn, während er nach den richtigen Worten suchte.
    »Nun? Erzähl!« Hagdar war müde und ungeduldig, doch Bran hörte einen Funken Erwartung in seiner Stimme.
    »Es gibt da eine Sache, an die ich oft gedacht habe.« Bran befeuchtete seine Lippen und strich seine Haare zurück. »Vor ein paar Tagen war ich bei Tir. Sie hat mir die Fäden gezogen.«
    »Ich weiß.« Hagdar kratzte sich mit Hingabe am Bart. »Sie ist so eine Arzt Medizinmann, abgesehen davon, dass sie eine Frau ist. Das ist schon ein merkwürdiges Volk hier. Sag mir…« Er legte seinen schweren Arm auf Brans Schulter und dämpfte seine Stimme. »Hast du da oben irgendetwas von Zauberei bemerkt? Ich habe mit Linvi gesprochen, und sie meint, dass es hier in der Stadt nur so davon wimmelt.«
    »Ich habe eine Eisenplatte gesehen«, antwortete Bran, während er darüber nachdachte, wie er diese merkwürdigen Gefühle erklären sollte. »Ich habe mein eigenes Bild in einer Eisenplatte gesehen. Aber das ist es nicht, worüber ich mit dir reden wollte. Hagdar, ich…«
    »Das muss Zauberei gewesen sein.« Der große Mann nickte vor sich hin. »Eine Eisenplatte, sagst du?«
    Bran stand abrupt auf. Er warf die Decke ab und stellte sich direkt in den Wind. »Ich sage es jetzt«, erklärte er. »Ich sage es dir, denn du bist mein Freund. Ich sage es Kragg und Berav, und allen Göttern, die es hören wollen. Ich werde Tir zur Frau nehmen.«
    Hagdar sperrte den Mund auf und fasste sich an den Bart. »Tir? Aber…« Er schüttelte den Kopf und lächelte, so dass sich sein Schnurrbart unter seiner Nase aufstellte.
    »Ja«, sagte Bran. »Tir. Ich will, dass sie mein wird. Ich will, dass sie mein Feuer hütet.«
    Hagdar erhob sich. Abgesehen von einem Lendenschurz war er nackt. »Das sind gute Neuigkeiten«, sagte er lächelnd. Dann zog er Bran an sich und klopfte ihm auf den Rücken. »Ich freue mich. Endlich hast du jemanden gefunden, den du magst.«
    Brans Atem ging jetzt leichter, denn es hatte ihm davor gegraut, das zu erzählen. Aber jetzt, da Hagdar alles wusste, war es nicht mehr schwer, darüber zu sprechen. »Sie ist schön, findest du nicht auch?«
    Hagdar ließ ihn los und hob seine Decke auf. »Das ist sie. Und nach allem, was ich gesehen habe, hat sie einen starken Körper. Das ist wichtig, wenn sie Kinder austragen soll.«
    Bran setzte sich wieder neben das Zelt. Daran hatte er nicht gedacht. Sollte er wie Dielan einmal auf ein Kind aufpassen? Er war sich nicht sicher, ob ihm dieser Gedanke gefiel. Aber ein Häuptling brauchte einen Nachkommen, das verstand er.
    »Hab keine Angst.« Hagdar ließ sich neben ihm zu Boden fallen. »Es kann lange dauern, bis die Söhne oder Töchter dich des Nachts wach halten.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es ihr sagen soll.« Bran legte seine Arme um die Knie und starrte zu Boden. »Hier in dieser Stadt ist sie so vollkommen anders als die Sklavin auf der Insel. Es kommt mir fast so vor, als wäre sie viele Winter älter als ich, und manchmal erscheint es mir so, als wüsste sie, was ich denke.«
    Hagdar lachte. »Alle Frauen sind so. Linvi ist noch immer so. Darum musst du dich nicht kümmern.«
    »Aber sie ist keine gewöhnliche Frau.« Bran ließ seinen Sorgen freien Lauf. »Sie ist eine Art Kräutermeister, und sie wohnt in der großen Burg dort oben.« Er deutete über die Hausdächer. »Dort gibt es Wachen, und Visikal, ihr Onkel, ist ein großer Krieger.«
    »Nun…« Hagdar schaute vorsichtig von seiner Decke auf. »Du hättest ja eine von unsren eigenen Frauen erwählen können. Das wäre einfacher gewesen.«
    Bran holte tief Luft und atmete dann mit einem lang gezogenen Seufzer aus. »Ich habe es nicht einmal gewagt, ihr das zu sagen. Als wir hierher segelten, hätte ich ihr alles sagen können, denn da hatte ich sie gerettet und fühlte mich mutig. Doch jetzt wage ich es kaum noch, sie anzuschauen!«
    Hagdar strich sich mit der Faust durch den Bart. Bran wusste, dass das ein Zeichen war, dass Hagdar nachdachte. »Du musst ihr das gar nicht sagen. Du kommst darum herum, ob das gut ist oder schlecht. Ich habe gehört, dass es hier in Ar die Eltern der Frau sind, die so etwas entscheiden, deshalb musst du es ihrem Vater sagen.«
    »Der ist tot«, sagte Bran.
    »Dann musst du es ihrem Onkel sagen, Visikal.« Hagdar zwirbelte seinen Bart und schien mit sich zufrieden zu sein. »Morgen solltest du zu ihm hochgehen. Dielan, Turvi und ich werden dich begleiten, und dann verlangst du sie zur

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