Brasilien
der Nacht über ihnen gefallen waren. Ihr gemeinsames Tempo wurde langsamer, und immer häufiger blieben sie stehen, um einander zu küssen und zu streicheln und sich gegenseitig unter die dünnen Kleider zu fassen, um nachgiebiges Fleisch zu spüren und zu liebkosen.
Immer wieder stießen sie auf dem breiten Grünstreifen auf Büsche, Pflanzungen, manchmal fast kleine Wälder. Als sie sich einem dieser Haine näherten, erkannte Isabel dank ihrer botanischen Fachkenntnisse, daß er aus pacovas bestand, wilden Bananenbäumen mit riesigen, schützenden Blättern, durchsetzt mit der glühenden Blütenpracht von Palmlilien. Das Dickicht war undurchdringlich genug, um Tristão und Isabel das Gefühl der Geborgenheit zu geben, als sie sich auf einem Teppich aus Rindenmulch und verwelkten Pacovablättern niederließen. Hoch über sich konnten sie den schwarzen Himmel sehen, der mit Sternen übersät war – an manchen Stellen dichter als an anderen, so wie sich Wüstensträucher in Trockentälern sammeln, die einst Wasser führten. Aus dem Inneren ihres Hains betrachtet, abgeschirmt von Brasílias willkürlichen Lichtern, strahlten die Sterne mit einer Leuchtkraft, die beredter war als ihre Ferne: Ganz gewiß wurde dort oben ein gewaltiges Mysterium verkündet. Sie brauchte nur aus ihrem Höschen unter dem knappen, rauhen Jeansrock zu schlüpfen und er seine Schwimmshorts abzustreifen, und sie wurden abermals ein Liebespaar. Ihre Fotze war für ihn wie eine Salbe, die auf zwei Jahre Schmerz gestrichen wurde.
«Wir werden uns nie wieder trennen», stöhnte er, während sein Zucken noch in ihr verebbte.
«Niemals», versprach sie ihm.
«Wohin sollen wir uns wenden? Der Zorn deines Vaters wird uns überall verfolgen.»
«Es ist kein Zorn, es ist Ekel, den seine Kultur ihm anerzogen hat. Schau nach oben, Tristão. So grenzenlos wie dieser Himmel ist Brasiliens Hinterland. Wir werden nach Westen gehen und uns in ihm verlieren.»
Während die beiden verborgen in ihrer Zierplantage lagen – die zu einem Dschungel durch die wilden, wuchernden Bananenpflanzen wurde, deren spitze, grüne Früchte ihren süßlichen Duft in Isabels aufgewühlten Moschus und Tristãos bodum, mischten, der nach seiner mühevollen, langen Reise stechend war –, rauschte auf den Fahrbahnen zu beiden Seiten der Verkehr Brasílias vorbei; geflügelte Engel aus Scheinwerferkegeln huschten blindlings durch das Unterholz und zeugten ausgezackte, kreisende Schatten von Blättern und Stämmen, zwischen denen die nackten Glieder, die entblößten weichen Bäuche der Liebenden aufleuchteten. Unter den grellen Schauern aus Licht sahen ihre Gesichter, ein jedes für den anderen, ängstlich aus. Beide versuchten sie, sich die Wildnis vorzustellen, die sie erwartete.
«Wir können eine Weile von meinem Ersparten leben», sagte er zu ihr. «Aber die Inflation zehrt es auf, es wird nicht lange reichen.»
«Ich habe nur Taschengeld, aber ich kann ein paar Sachen aus der Wohnung meines Vaters stehlen, die wir unterwegs verkaufen können. Den einen Kerzenleuchter, den ich deiner Mutter nicht geschenkt habe, und das Zigarettenetui und das kleine Kreuz von Onkel Donaciano habe ich auch noch. Ich kann die Juwelen meiner Mutter mitnehmen, die mein Vater aufgehoben hat. Im Endeffekt gehören sie sowieso mir.»
«Nimm deinem Vater nichts weg, an dem sein Herz hängt», befahl ihr Tristão. «Ich hoffe, daß ich eines Tages sein Freund sein werde.»
Isabel stieß einen unwillkürlichen Seufzer aus, der ihm sagte, daß dies eine müßige Hoffnung war. Furcht, so finster und ausgedehnt wie die Landstriche, für die sie sich entschieden hatten, strömte kalt in seinen Magen ein; doch daß sie an seiner Seite war, halbierte den Schrecken. Rindenstücke von Brasilkiefern, die als Mulch verstreut worden waren, um die junge Pflanzung zu düngen, und sich jetzt allmählich in Natur zurückverwandelten, klebten nach dem Vögeln an Isabels Hintern. Er bat sie, sich auf allen vieren hinzukauern, so wie einen Tag zuvor Odete, und wischte die anhaftenden Splitter vom Doppelkissen ihres weißen, weißen Hinterteils. Er küßte erst die linke Backe, dann die rechte und steckte seine Zunge in das kleine, enge Loch dazwischen. Er hatte es noch nie getan, auch nicht im Hotel Amour. Sie zog sich reflexhaft zurück, doch dann, als sie im Griff seiner Hände an ihren Hüften seinen festen Willen spürte, schob sie sich voll auf sein Gesicht mit seinem knochenlosen Rüssel. Was ihr
Weitere Kostenlose Bücher