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Brasilien

Brasilien

Titel: Brasilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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erworben hatte, die seine Ausrüstung neben der zerbeulten, lang benutzten, aber noch immer glänzenden bateia des Rotgesichts – die ihnen als Dreingabe zum Claim überlassen worden war – vervollständigten, war er glücklich. In der fusca- Fabrik, getrennt von Isabel, hatte er sich unter der Glocke aus allgegenwärtigem Lärm zu Boden gedrückt gefühlt, ein Rädchen in einem unüberschaubaren Getriebe, eine belanglose, ökonomische Nummer zwischen den proprietários der Fabrik und den chefes der Gewerkschaft. An seinen Arbeitsplatz gegenüber von Oscars breitem Zahnlückengesicht gefesselt, hatte er Bolzen festgezogen, bis seine Schulter- und Rückenmuskeln vor Schmerzen schrien. Jeder fertige Käfer, der vom Fließband kroch, schien ein paar Tropfen seines eigenen Blutes in den öligen Eingeweiden davonzutragen. Hier dagegen, in diesem ausgehöhlten Berg, auf der Spitze der ihm allein gehörenden steinernen Säule hockend, die er in Bruchstücke zertrümmerte, von denen jedes einzelne ein funkelndes Vermögen für ihn und Isabel enthalten konnte, fühlte er sich beschwingt und frei, eine heroische Gestalt, deren Silhouette sich vor dem Himmel abzeichnete, im Kampf mit den Elementen und doch deren Verbündeter.
    Doch als aus dem ersten Jahr ein zweites wurde und ein drittes und ein viertes folgten, schrumpfte seine Säule aus ungesiebtem Stein, und endlich hatten seine Mühen sie auf eine Ebene mit den bearbeiteten Claims gebracht, die sie umgaben. Dann, als die Goldschürfer in der Nachbarschaft einer nach dem anderen, durch Tod oder Verletzung oder weil sie jede Hoffnung fahren ließen, von der Bildfläche verschwanden, wurde aus dem, was eine Säule gewesen war, ein Loch, Zoll um Zoll in den undurchdringlichen, undurchschaubaren Felsen gemeißelt und gehämmert, während sich seine einst so optimistischen Erwartungen in einen dumpfen, halsstarrigen Glauben an das nahezu Unmögliche verwandelten.
    Nicht daß er, in all diesen Tagen geduldiger Arbeit, den Glanz des Goldes niemals zu Gesicht bekommen hätte. Tristão und Isabel hatten sich in einer leeren Bretterhütte direkt an einem der quecksilberverseuchten Bäche einquartiert – vielleicht derselben Hütte, die das Rotgesicht verlassen hatte. Jeden Abend brachte Tristão einen Sack mit den vielversprechendsten Steinbrocken nach Hause, die die Arbeit dieses Tages ans Licht gefördert hatte – die hellsten mit Quarzeinschlüssen, die glitzerndsten mit solchen aus Pyrit, dem «Katzengold», das manchmal auf die Spur des echten Goldes führt. Diese hoffnungsvollen Brocken pulverisierte er dann mit seinem Hammer auf einem kleinen, mit Stahl armierten Amboß, während Isabel in der Hütte das Abendessen aus Reis und schwarzen Bohnen zubereitete. Am Bachufer sah man ihn hocken, wie er die Waschpfanne schwenkte und auf die sanften Rillen auf ihrem Boden starrte, den Strahlenkranz einer dunstverschlierten Sonne, in dem sich die schwereren Bestandteile des zerstampften Steins verfingen. Es war ein Prozeß, der niemals aufhörte, ihn zu faszinieren, dieses Warten neben der «plappernden Hexe eines Bergbachs», ob sich «die kleinen Teufel, die kostbaren Goldmilben» zeigen würden. Wie ein Mann in Trance manchmal in ein Feuer starrt, um in den Flammen einen Hinweis auf sein Schicksal zu entdecken – ein flackerndes Gesicht, eine geisterhafte Hand –, so starrte Tristão Abend für Abend in die kreiselnde bateia, bis seine Augen in der Dunkelheit zu tränen begannen. Die größte Goldkrume, die er je entdeckte, war kleiner als ein Zündholzkopf, doch selbst dieses magere Glück war groß genug, daß sie sich im Lebensmittelmagazin ein wenig xarque, Trockenfleisch, kaufen konnten, um ihren monotonen Speisezettel zu bereichern, und daß sie sich zum erstenmal seit vielen Wochen wieder liebten.
    Tristão war normalerweise zu erschöpft, um noch Energie für Isabel zu haben. Seine ganze Leidenschaft richtete sich nun auf das kostbare Metall, das in dem nervenzerfetzend widerspenstigen Gestein verborgen war. Das Licht seiner Verehrung lag nicht mehr auf dem Körper seiner Frau. Ein feiner Staub hatte sich hier, an den Abhängen am Rand der Serra do Buraco, in ihre Haut eingenistet und Falten hervortreten lassen, die auf ihrer Stirn, in den Winkeln ihrer Augen und des Mundes und sogar am Ansatz ihrer Kehle entstanden waren, wo sie einst so glatt gewesen war wie strömende Milch. Ihr jugendliches Äffchengesicht zeigte jetzt einen verbissenen Zug um den Mund und die

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