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Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz

Titel: Bratt, Berte - Lisbeth 01 - Meine Tochter Liz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Augenblick eigentlich nicht“, sagte er lächelnd. „Aber schließlich habe ich es ihm doch zu verdanken, daß ich Sie kennengelernt habe. Zum Wohl!“
    Ich gab auf diese Artigkeit keine Antwort. Im stillen aber widmete auch ich dem kleinen dunkelhäutigen Portugiesen einen freundlichen Gedanken. Carl Lövold war ein Mann, der einem schon gefallen konnte.
    Wir tanzten, und er tanzte gut.
    Schließlich stellte er die Frage, die kommen mußte. Woher ich meine Sprachkenntnisse hätte. Ich erzählte es ihm. Carl Lövold war viel in der Welt herumgekommen. Wir entdeckten eine Menge Anknüpfungspunkte. Wir schwärmten beide für dieselben Gemälde im Louvre und in der Pinakothek, wir hatten beide ergriffen vor dem Kölner Dom und vor der Westminsterabtei gestanden.
    An Gesprächsstoff fehlte es uns nicht.
    Als wir durch die weiche Maiennacht in die Stadt zurückfuhren, fragte Carl Lövold, ob wir uns nicht einmal wiedersehen könnten. Ich erwiderte, ich würde mich sehr freuen. Er sagte, er käme oft nach Oslo. „Und“, fügte er lächelnd hinzu, „ich glaube nicht, daß ich in Zukunft seltener herkommen werde als bisher.“ Mein letzter Gedanke aber vor dem Einschlafen galt nicht Carl Lövolds männlich schönem Gesicht, sondern der kleinen Lisbeth in dem abgetragenen Matrosenkleide. Ich nahm mir fest vor, gleich morgen nach Grünerlökken zu fahren und mich davon zu überzeugen, wie es Georg ginge.
    Als ich aufwachte, war ich noch immer fest entschlossen, Georg und Lisbeth am Nachmittag zu besuchen. Sie aßen um sechs. Ich ging also wohl am besten so gegen sieben zu ihnen. Ich besorgte allerlei Feingebäck, ein paar Stück Torte und ganz besonders lecker aussehende kleine Kuchen. Nachdem ich noch eine Tüte Konfekt für Lisbeth erstanden hatte, konnte ich mich beruhigt wieder an meine Schreibmaschine setzen.
    Ich hatte noch nicht sonderlich viel geschafft, als es klingelte und ein Laufjunge mir einen Brief und einen Blumenstrauß brachte. Es waren wundervolle dunkelrote Nelken. Ob ich wohl Lust hätte, am Abend in die Premiere des Nationaltheaters zu gehen?
    Der Kampf in meiner Brust war von kurzer Dauer. Ich dachte wohl an Georg und Lisbeth. Aber ich konnte ja ebensogut am nächsten Tage zu ihnen gehen.
    Ich rief Carl Lövold in seinem Hotel an, dankte ihm für die Blumen und sagte, ich würde gern ins Theater gehen.
    Es wurde ein großartiger Abend.
    „Leider muß ich am Samstag heimfahren“, sagte Carl Lövold, als wir uns trennten. „Ich habe also noch vier Tage. Sie lassen mich doch hoffentlich an diesen vier Tagen nicht im Stich?“ Ich hatte nicht das geringste dagegen, noch weitere so wundervolle Abende zu verleben.
    Wir tanzten im Bristol, gingen ins Variete, aßen gut und teuer; und am letzten Abend waren wir bei mir zu Hause. Erna – in Schwarz und Weiß – trug die fremdländischen Gerichte auf, die sie nach meinen Anweisungen zubereitet hatte. Es gab Oliven, Maiskolben, stark gewürzte Speisen und guten Wein. Ich war noch nie in Gefahr gewesen, den Kopf oder das Herz zu verlieren. Diesmal, fühlte ich, war ich nahe daran.
    „Steffi!“ sagte Carl. „Ich komme wieder. Ich komme bald wieder. Du wirst mich doch inzwischen nicht vergessen? Könntest du mir nicht hin und wieder ein paar Zeilen schreiben?“
    „Vielleicht“, sagte ich.
    „Und noch eins, Steffi. Ich habe meinen Wagen in einer Garage untergestellt. Er soll bis zum nächsten Male hierbleiben. Du kannst ihn benutzen, sooft du willst. Hier ist der Schlüssel.“
    Mir fuhr ein Gedanke durch den Kopf: Lisbeth! Ich würde mit ihr einen Tagesausflug machen – mit Eßkorb und Limonadenflaschen und allem, was dazu gehörte. Es sollte das große Erlebnis ihres Lebens werden!
    Ich nahm den Wagenschlüssel.
    „Willst du es wirklich wagen, ihn mir anzuvertrauen? Ich dachte, jeder Autobesitzer – “
    „Dir wage ich alles anzuvertrauen“, sagte Carl. Seine Stimme war weich und sanft.

3
     
     
    Heute wollte ich zu Lisbeth gehen.
    Wieder besorgte ich Kuchen und dazu Schokolade und Apfelsinen. Um sechs wollte ich aufbrechen.
    Aber da läutete das Telefon. Es war mein Verleger. Ob ich sofort zu ihm kommen könne. Es handele sich um eine eilige Arbeit.
    „Ja. Selbstverständlich.“
    Es war eine wahre Schinderei. Zu Hause machte ich mich sofort an die Arbeit. Um eins konnte ich nicht mehr und sank todmüde ins Bett. Ich hatte keine Zeit gehabt, etwas zu essen; aber jetzt merkte ich, wie hungrig ich war. Ich aß Lisbeths Kuchen und zwei

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