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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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den sie an einer dünnen Kette um den Hals trug. Sie fühlte, dass ihre Bitte Maurice verstimmt hatte. Nur seine guten Manieren hielten ihn davon ab, sie zurückzuweisen.
    Maurice richtete sich auf. Sofort schob Gertrud einen Arm unter seine Achseln und half ihm.
    »Na gut, meine Süße, wenn dir so viel daran liegt.« Seine Stimme war sanft, aber unter dem freundlichen Ton schlummerte Sarkasmus.
    Gertrud war erleichtert, dass er ihrer Bitte so rasch nachgegeben hatte. Sie fuhren hinunter in die Halle und nahmen in einer Sitzgruppe unweit der Bar Platz. Gertrud schaute sich neugierig um.
    Maurice spürte, wie sich hinter seinen Schläfen eine Migräne zusammenbraute. Der Tee schmeckte nach Schießpulver. Die Gurkensandwiches waren mit Zucchini belegt. Maurice strich sich mit den Fingerspitzen über die Schläfen und schloss die Augen. Da hörte er Gertrud sagen: »Die Frau dort am Fenster sieht genauso aus wie meine ehemalige Kollegin Barbara.«
    »Erwartest du sie etwa in Khartum?« Maurice bemühte sich um einen leichten Ton, obwohl der Gedanke an weitere Weiblichkeit ihn nicht entzückte.
    »Natürlich nicht. Das kann sie auch gar nicht sein.« Gertrud erhob sich halb. »Es ist sicher nur eine Ähnlichkeit.«
    »Wahrscheinlich.« Maurice klopfte ganz leicht mit dem Stock auf den Boden. »Meine Süße, ich würde gern …«
    »Aber vorsichtshalber will ich mich doch vergewissern«, erklärte Gertrud. »Ich bin gleich wieder bei dir, Liebster.«
    Maurice nickte ergeben. Das Hämmern hinter seinen Schläfen nahm bedrohliche Formen an.
    Barbara blätterte in einem Magazin über neue Computerspiele. Schließlich musste sie wissen, was die Konkurrenz machte. Erst, als Gertrud vor ihr stand, sah sie auf. »Ich glaub's einfach nicht … Barbara! Was machst du denn hier?«
    Barbara war genauso verblüfft wie Gertrud. »Ich mache Urlaub. Aber was treibt dich an dieses entlegene Ende der Welt, Gertrud?«
    Ein Wort gab das andere; die beiden kamen aus dem Staunen und Schwätzen kaum heraus, bis Gertrud sich beschämt an Maurice erinnerte. »Kommst du mit, Barbara? Ich möchte dir gern meinen Mann vorstellen.«
    »Du bist verheiratet? Aber du wolltest doch immer deine Ruhe haben. Das war doch der Grund, weshalb du dir ein Haus in Windisch-Evern gekauft hast.«
    »Ja, schon, aber Maurice passt ganz hervorragend zu mir. Unser gemeinsames Hobby ist die Zurückgezogenheit.«
    »Und nun wollt ihr euch in die Wüste zurückziehen?«
    »Ach nein.« Gertrud lachte. »Ich begleite Maurice auf einer Geschäftsreise. Ganz spontan, vorgestern wusste ich noch gar nichts davon.«
    »Oh, das müssen ja wichtige Geschäfte sein.« Barbara legte ihre Zeitung beiseite und stand auf.
    Sie gingen zu Maurice hinüber. Maurice nickte Barbara zu und kaschierte seine unerträglich gewordene Migräne mit einem höflichen ›Sehr erfreut‹. Barbara revanchierte sich mit einem geschäftsmäßigen Lächeln über den Rand ihrer Brille.
    Bevor sich grauenhafter Small Talk ausbreiten konnte, sagte Maurice: »Meine Liebe, ich weiß dich hier ja in guter Gesellschaft. Ich werde mich eine Weile zurückziehen, bevor ich meinen Geschäftspartner treffe. Ich hoffe, wir sehen uns zum Abendessen.«
    Gertrud sah ihm besorgt nach, aber Maurice schaffte es, fast ohne Hinken den Fahrstuhl zu erreichen.
    Barbara war etwas verwundert. »Das ist er also, der Mann deiner Träume.«
    »Und? Er gefällt dir nicht, wie?« Gertrud schaute Barbara unsicher an.
    »Wieso? Sieht doch nett aus.« Barbara stockte. Sie konnte diesem blassen Typ nichts abgewinnen, aber sie wollte Gertrud auch nicht kränken.
    »Dir muss er doch gefallen«, sagte sie lahm. Sie schielte hinüber zu Justin und überlegte, ob sie ihm Gertrud vorstellen sollte.
Besser noch nicht,
entschied sie.
Erstmal will ich mit ihr über alte Zeiten plaudern.
    Gertrud erfuhr also, dass Barbara mit Fiona in Khartum Urlaub machte. Von den beiden Männern und ihren Ausflügen in sinnliche Gefilde sagte Barbara erstmal nichts. Gertrud würde sie nur für frivol halten, denn damals in der Firma waren sie beide so zahm gewesen wie Schneeweißchen und Rosenrot.
    Gertrud erzählte, wie sie Maurice kennengelernt hatte und von ihrer Ehe. Das war alles so farblos, dass Barbara kaum etwas behielt. »Schläfst du eigentlich mit ihm?«, unterbrach sie schließlich Gertruds Redefluss.
    »Natürlich teilen wir ein Bett.« Gertrud sah die Freundin verständnislos an. »Dachtest du, wir haben getrennte Schlafzimmer? Du siehst doch,

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