Brausepulver für den Papst
Mann jetzt auf Midian zukam, neigte er sich beim Gehen schwer auf die rechte Seite und stützte sich dabei auf einen Stock. Seine Haut war blass, seine Figur fast zerbrechlich.
Aids?,
schoss es Midian als Erstes durch den Kopf. Er blieb sitzen, die Beine in den weiten arabischen Hosen lässig übereinandergeschlagen. Dazu trug er eines seiner tief ausgeschnittenen Ringerhemden und bis auf Justins silbernen Armreif keinen Schmuck.
Der Blick seines Besuchers schweifte desinteressiert über die wertvollen Teppiche, auserlesenen Antiquitäten und wenigen handverlesenen Gemälde an den Wänden. Eine Weile passierte gar nichts. Beide Männer schwiegen. Schließlich erhob sich Midian und deutete ein Kopfnicken an.
»Willkommen in Khartum, Mr. Castellane. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Flug? Darf ich Ihnen einen Drink anbieten? Einen hiesigen Dattelschnaps vielleicht?«
Maurice lehnte mit einer knappen Handbewegung ab.
»Oder lieber ein Mineralwasser?« Midians Stimme war seidenweich und liebenswürdig. Einen Platz bot er Castellane nicht an.
Maurice stützte sich fester auf seinen Stock und schüttelte den Kopf. Ohne Umschweife kam er zur Sache und sagte: »Sie haben mich beauftragt, ein Geschäft für Sie zu erledigen. Sie nennen sich … Midian? Für die Dokumente werden wir uns einen geeigneteren Namen ausdenken müssen. Ich werde Ihnen eine passende Identität verschaffen.«
»Meine Name ist Midian, Mr. Castellane, nur Midian.« Unter Midians Lächeln lag eine Warnung. »Ich habe Sie nicht als Passfälscher engagiert und kann nur hoffen, dass Ihre Talente zu mehr als solchen Taschenspielertricks reichen. Ich besitze bereits genug Pässe.«
»Selbstverständlich. Wie Sie meinen … Midian.« Maurice machte eine erstaunlich elegante Drehung und sah sich dabei unauffällig nach einer Sitzgelegenheit um. »Aber Ihre sämtlichen Namen sind den einschlägigen Fahndern längst bekannt.«
Midian beobachtete Castellane. Ja, das Stehen fiel ihm schwer. Aber wenn er seine Zunge nicht besser im Zaum hielt, blieb er noch länger stehen. Midian behielt das Sofa in seinem Besitz. Sonst gab es kein anderes europäisches Sitzmöbel. »Namen, die Sie gut bezahlen«, parierte er Castellanes Worte.
»Jeder, der mich gut bezahlt, hat auch einen guten Namen«, erwiderte Maurice gelassen. »Bei einem so heiklen Geschäft müssen wir jedoch – ich will es vorsichtig ausdrücken – etwas unauffälliger vorgehen.«
Obwohl das Stehen allmählich unangenehm für Maurice wurde, hielt sich das spöttische Lächeln in seinen Mundwinkeln.
»Unauffälligkeit ist mein zweiter Name.« Midian grinste Maurice entwaffnend an, doch dessen helle Augen blieben emotionslos und kalt. Tote Fischaugen.
Midian räusperte sich und fuhr fort: »Wie gedenken Sie, die Lieferung in den Sudan zu transportieren?«
»Das kommt ganz darauf an, ob Sie einen sicheren oder einen billigen Weg wählen wollen«, antwortete Maurice gleichmütig.
»Worüber haben wir denn in den letzten Wochen verhandelt, Mr. Castellane?«, zischte Midian. »Haben Sie mir nicht ausdrücklich versichert, dass die Ware in jedem Fall ankommt? Wollen Sie mir also freundlicherweise erklären, worin der Unterschied zwischen sicher und billig besteht?«
»Der Unterschied besteht darin, ob Sie verhaftet werden oder nicht.« Maurice blies ein unsichtbares Stäubchen von seinem makellosen Jackett.
Die Drohung prallte an Midian ab. »Für drei Millionen Dollar erwarte ich keine Haarspaltereien. Ich erwarte, dass Sie dieses Geschäft für alle Seiten zufriedenstellend abwickeln. Und bitte bedenken Sie, dass, sollte dieser unwahrscheinliche Fall tatsächlich eintreten, ich Ihnen selbst aus dem Gefängnis heraus noch die Hölle heißmachen kann.«
Midian kam mit einem Satz auf die Beine und stand plötzlich so dicht vor Maurice, dass dieser den heißen, nach Wodka und süßem Tabak duftenden Atem des anderen Mannes riechen konnte. Trotzdem wich er um keinen Millimeter zurück. »Natürlich könnten Sie das«, stimmte er leidenschaftslos zu.
»Gerade hinter Gittern hätte ich genug Muße, um mir einen exquisiten Tod für Sie auszudenken, Castellane.« In Midians Augen glitzerte es gefährlich.
Maurices amüsierter Blick schweifte über Midians halb nackte Brust und verharrte auf seinem Unterleib. Zu lange, um zufällig zu sein. Zu lange, um sinnlich zu sein. Dann sagte er mit angemessenem Respekt: »Zweifellos könnten Sie das. Und deshalb wäre es für uns beide besser, Sie
Weitere Kostenlose Bücher