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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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würden gar nicht erst hinter Gitter kommen. Meinen Sie nicht auch, Midian?«
    Midian neigte den Kopf. Eben noch hatte er diese Plänkelei genossen, jetzt begann sie, ihn zu langweilen. »Reden wir endlich über den Preis. Aber bitte, setzen Sie sich doch.« Mit einer großzügigen Handbewegung wies er auf das Sofa. »Verzeihen Sie mein unmögliches Benehmen. Eine alte Kriegsverletzung?« Er tippte leicht gegen Maurices Stock.
    Für einen Moment verlor Maurice die Balance und klammerte sich Halt suchend an Midians Arm. Doch anstatt zusammenzuklappen, wie Midian insgeheim gehofft hatte, fing er sich sofort wieder und blieb leicht schwankend stehen. Seinem Gesicht war keine Veränderung anzumerken.
    »Setzen Sie sich doch!« Midians Stimme war auf einmal freundlich. »Lassen wir das Geplänkel und reden wir wie zwei vernünftige Männer.«
    Ohne nachzufragen, goss er Maurice ein Mineralwasser ein, wohltemperiert, mit fein perlender Kohlensäure, ohne Eiswürfel oder Zitronenscheibchen. Mit einem leichten Kopfnicken nahm Maurice das Glas an. »Reden wir über den sicheren Weg, Mr. Castellane. Wie sieht der Ihrer Meinung nach aus?«
    »Wir werden die Lieferung von Amerika nach Frankreich schaffen«, erklärte Maurice und nippte an seinem Glas. »Dort wird sie umetikettiert. Von Frankreich geht sie nach Deutschland an die Gesellschaft für bedrohte Völker. Deren Vorsitzender engagiert sich sehr für die Menschen im Südsudan. Wir werden die Ware als medizinische Geräte deklarieren. Für eine solche Lösung sind allerdings viele Mitarbeiter zu bezahlen.«
    »Wie viel?«
    »Das will wohlkalkuliert sein.«
    Jetzt wurde Midian ernsthaft böse. »Hören Sie, Castellane, ich bemühe mich um Geduld, und ich bemühe mich um Höflichkeit. Beides hat Grenzen, und Sie sind dabei, sämtliche Grenzen zu überschreiten. Ich erwarte Damenbesuch. Auch Ihnen wird bekannt sein, dass man Damen nicht warten lässt. Also noch einmal: wie viel?«
    »Ihre Lieferung hat einen Wert von mehreren Millionen Dollar. Aber ohne mich, Midian«, Maurice machte eine Kunstpause und genoss Midians funkelnden Blick, »ohne mich würde es gar keine Lieferung geben. Ich meine, fünfzig Prozent Ihres Gewinns sind angemessen.«
    »Die Hälfte?« Midian verlor die Kontrolle. Unbeherrscht sprang er auf, die schwarze Mähne flog nach hinten. Er packte Maurice am Revers und schüttelte ihn grob. »Sie haben den Verstand verloren, Castellane! Ohne Sie gäbe es kein Geschäft, meinen Sie? Aber ohne mich gibt es garantiert keines, vergessen Sie das nicht. Mit drei Millionen sind Sie gut bedient.«
    Mit einem überraschend starken Griff seiner behandschuhten Finger umklammerte Maurice Midians Hände und pflückte sie von seinem Anzug. Dann glättete er ruhig sein Jackett. »Ich habe viele Mitarbeiter zu bezahlen«, sagte er ruhig. »Ich habe hohe Spesen und Kosten. Auch, wenn ich nicht persönlich in Erscheinung trete, trage ich das Risiko. Das alles hat seinen Preis, Mr. Midian. Nur noch ein paar Monate, und die Gesellschaft für bedrohte Völker wird nicht mehr in der Lage sein, etwas in den Sudan zu liefern. Dann wird es keine auch nur annähernd sichere Möglichkeit mehr geben, um diesen Transport abzuwickeln. Überlegen Sie es sich also genau.«
    Nicht schlecht,
dachte Midian und empfand beinahe Hochachtung vor diesem zerbrechlichen, blassen Mann, der noch genauso kühl war wie zu Anfang ihrer Verhandlung.
Also gut, auf zur letzten Runde.
Er setzte sich wieder, einen Arm auf die Rückenlehne gelegt, sodass seine Finger, ganz zufällig natürlich, Maurices Schultern berührten. Auf seinem Gesicht erschien ein breites Lächeln, so gewinnend wie das des Wolfes, bevor er Rotkäppchen verschluckte.
    Maurice sah ihn gelangweilt an.
    »Sehen Sie, Mr. Castellane, mein Risiko ist wesentlich größer als das Ihre. Sollte auch nur das Geringste von diesem Geschäft nach außen sickern, werden mir sämtliche Geheimdienste an den Fersen kleben. Selbst mein Kunde kann sich zu meinem Feind entwickeln, falls er nicht zufriedengestellt wird.«
    »Sie würden dieses Geschäft wohl kaum tätigen, wenn Sie nicht einen angemessenen Preis für Ihr Risiko erhielten.« Maurice rückte beiseite, um Midians Fingern zu entkommen. »Oder habe ich mich in Ihrem Verhandlungsgeschick getäuscht?«
    Midian schloss sekundenlang die Augen.
Diese Schlange,
dachte er anerkennend. Nun hatte er tatsächlich Respekt vor dem Mann. »Machen wir einen Festpreis, Mr. Castellane. Was halten Sie von vier

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