Brausepulver für den Papst
dass Maurice ständig auf meine Hilfe angewiesen ist. Ohne meine Massagen kann er nicht einschlafen.«
»Äh … Massagen? Was massierst du ihm denn?«
»Die Füße, Barbara, vor allem die Füße. Sie sind schlecht durchblutet, weißt du.«
»Und sonst?«
»Die Handgelenke. Sie werden ihm leicht steif.«
»Ach so.« Barbara nickte. »Aber ich meinte eigentlich, ob sich zwischen euch nichts Spannenderes abspielt? Nichts … äh, Körperliches?«
Gertrud wurde rot. »Was du so alles wissen willst.«
»Na, zwischen alten Freundinnen werden solche Fragen doch wohl erlaubt sein.«
Gertrud wand sich ein bisschen. »Wenn ich es will, tut er es«, gestand sie schließlich. »Sonst hätte ich ihn ja nicht geheiratet. Aber du hast selbst immer gesagt, dass das Körperliche nicht das Wichtigste in einer Beziehung ist.«
»Ja, ja, das habe ich gesagt«, antwortete Barbara zerstreut und warf Justin, der diskret herüberlächelte, einen Blick zu. Ganz offensichtlich war er neugierig, aber zu wohlerzogen, um zu stören. Barbara atmete tief durch. Spätestens zum Abendessen würde sich ein Treffen nicht vermeiden lassen.
Na, wenn schon,
dachte sie.
Zur Not kann ich auch mal eine Migräne vortäuschen.
***
Midian saß im Arbeitszimmer der luxuriösen Villa, die sein Auftraggeber ihm am Rande der Stadt zur Verfügung gestellt hatte. Aufmerksam las er ein Fax, das gerade angekommen war. Es enthielt zusätzliche Informationen, die er über Maurice Castellane eingeholt hatte. Ein renommierter Fachmann. Spezialist für dunkle Geschäfte. Galt als völlig skrupellos. Sollte sogar über Leichen gehen. Hatte Gerüchten zufolge den eigenen Vater aus dem Wege geräumt.
Genau der richtige Mann für den Handel, den Midian eingefädelt hatte. Sein Klient wollte amerikanische Waffen. Klar, dass keine westliche Regierung einem islamischen Militärregime auch nur eine Wasserpistole verkaufen würde. Jedenfalls nicht offiziell. Mehrere Mittelsmänner hatten Midian versichert, dass es nur einen Mann gab, der über die entsprechenden Drähte und die nötige Gewissenlosigkeit verfügte, um ein solches Geschäft durchzuziehen: der Anwalt Maurice Castellane aus Paris. Hatte noch nie einen Prozess verloren, falls wirklich etwas schiefgehen sollte.
Midian hob das Papier auf, das auf den dicken Perser gefallen war. Mit gerunzelten Brauen betrachtete er das mitgefaxte Foto. Wirkte äußerst kultiviert, dieser Castellane. Ein Mann, wie ihn jede Mutter gern zum Schwiegersohn hätte. Ein Unschuldsengel. Braves, nichtssagendes Lächeln. Wenn er damit vor ein Gericht trat, dann Gnade Gott der Gegenseite.
Noch einmal überflog Midian den letzten Absatz. Offenbar hatte jemand versucht, diesen Castellane mit fleischlichen Genüssen zu bestechen und war schmählich gescheitert. Ein Mann ohne Leidenschaften? Dann war er wirklich gefährlich.
Midian streckte sich auf dem bequemen Ledersofa aus, das Fax mit dem Foto noch immer in der Hand. Nachdenklich fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen. Dieses Unschuldslamm sollte ein Vatermörder sein? Und ein berüchtigter Mafia-Anwalt? Aber auch ein Sanierungsmanager bei IBM und ein Filmproduzent? Wie passte das alles zusammen?
Außerdem hatten Midians Mittelsmänner ihm berichtet, dass Maurice Castellane sich allein schlecht fortbewegen konnte. Eine angeborene Behinderung, hatte es geheißen. Das war der Grund, warum er Castellane nach Khartum bestellt hatte zu einer Besprechung, die ebenso gut in Rom oder Paris hätte stattfinden können. Aber eine beschwerliche Anreise und schlechte Lebensbedingungen kochten einen Invaliden erst so richtig weich.
Was zum Henker mögen das für Filme sein, die dieser Castellane produziert?,
überlegte Midian plötzlich. Hatten seine Gewährsmänner nichts darüber geschrieben? Doch, hier stand es ja: Castellane-Studios, Paris. Herstellung von Dokumentarfilmen. Förderungswürdig nach den Richtlinien für die Verbreitung von wertvollem Kulturgut und daher von der Steuer befreit. Midian verzog spöttisch die Mundwinkel. Dieser Kulturbeflissenheit würde er noch auf den Grund gehen.
Es klopfte. Midian legte das Schreiben beiseite. Ein Diener meldete Maurice Castellane. Midian warf einen Blick auf die antike Standuhr. Fünf Uhr dreißig. Der Mann war auf die Minute pünktlich.
Hinter dem Diener erschien eine hochgewachsene Gestalt in einem tadellos sitzenden, grauen Zweireiher mit passender Weste. Das schiefergraue Hemd mit den Rüschen wirkte etwas dandyhaft. Als der
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