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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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B1.1F62? Wie Sie wissen, gibt es noch immer viele Kriegswaisen, die dringend darauf angewiesen sind.
Für die Schokoladenriegel wurden die vereinbarten drei Millionen Dollar auf Ihr Konto ›Irak hungert‹ bei der Schweizer Bank in Zürich überwiesen.
Babynahrung und Milchpulver GmbH, Bagdad
gezeichnet Saddam, Direktor
    Im Hotel war Gertrud inzwischen mit Barbaras Freundin Fiona und deren Liebhaber Justin bekannt gemacht worden. Sie fühlte sich wohl in der Gesellschaft der beiden. Besonders Justin hatte es ihr angetan, der Mann mit dem schön geschnittenen Gesicht und den hellen Augen, beinahe wie die von Maurice, aber nicht so seelenlos.
    Beschwingt kam Gertrud die breite Freitreppe herunter und sah Justin im Foyer stehen. Er machte einen müden Eindruck. Gertrud beobachtete, wie er durch die leere Halle schlenderte. Ihrem aufmerksamen Blick entging nicht, dass er leicht hinkte. Sofort eilte sie ihm entgegen und reichte ihm die Hand.
    »Um Himmels willen, Justin, geht es Ihnen nicht gut? Haben Sie sich wehgetan?«
    Justin stützte sich leicht auf ihren Arm. Eigentlich hatte er nur einen Stein im Stiefel. Er müsste die alten Dinger endlich mal besohlen lassen, aber plötzlich schien es ihm reizvoll, sich schwach zu geben.
    »Ich habe anstrengende Tage hinter mir, Autopannen, Exkursionen durch nächtliche Ruinen und solche Sachen. Ich muss wohl mit dem Fuß umgeknickt sein.« Er verzog schmerzlich den Mund.
    »Oh, da brauchen Sie aber unbedingt Ruhe. Soll ich Fiona Bescheid sagen, damit sie Ihnen behilflich ist?« Gertrud war die Fürsorge in Person.
    Justin lächelte matt. »Fiona würde mich mit einem lahmen Fuß vor die Tür setzen.«
    »Aber nein, das glaube ich nicht. Fiona ist so eine warmherzige Frau! Sie würde Sie sicher hingebungsvoll massieren.« Gertrud dirigierte Justin zu einer Sesselgruppe.
    »Massieren?«, wiederholte Justin gedehnt. »Massieren tut sie mich unentwegt, nur nicht mein Bein.« Betont mühsam ließ er sich in einen Sessel sinken.
    Gertrud setzte sich zu ihm auf die Lehne. »Aber es ist doch Ihr Bein, das wehtut?«, vergewisserte sie sich. »Natürlich ist auch eine Rückenmassage immer sehr entspannend.«
    »Machen Sie das bei Ihrem Mann?«
    »Ja, selbstverständlich. Jeden Abend.«
    »Ist das anregend … ich meine, erotisch?«
    »Es gibt nichts Besseres.« Gertrud fuhr Justin liebevoll über das Haar. »Das darf ich doch, Justin?«
    »Stört mich nicht.« Justin schloss die Augen.
    »Sehen Sie«, fuhr Gertrud fort, »in seinen schwachen Momenten liebe ich meinen Mann am meisten. Auch Sie, Justin, sollten den Mut zur Schwäche haben, sich einmal anlehnen, ganz hingeben. Sie würden überrascht sein.«
    Das wäre ich bestimmt,
dachte Justin und beschloss die Vorwärtsstrategie. »Sie sind näher an der Wahrheit, als Sie vermuten, Gertrud. Ich gebe mich gern schwach, und zwar bedingungslos. Ich lasse mich gern von anderen fesseln. Möchten Sie mich fesseln?« Auffordernd hielt er ihr seine gekreuzten Handgelenke entgegen.
    Gertrud zog bestürzt ihre Hand zurück. »Oh nein, das könnte ich nicht. Ich könnte niemals einem Menschen wehtun, schon gar nicht einem Menschen, den ich liebe.«
    »Aber danach können Sie ihn trösten.« Justin betrachtete sie lauernd von der Seite. »Wäre das nicht reizvoll?«
    »Ich denke nicht, nein. Ich kann auch nicht glauben, dass Sie sich freiwillig so grausamen Dingen aussetzen. Weshalb tun Sie das?«
    Justin zuckte die Achseln. »Einige lieben Süßes, andere mögen es scharf, bis es brennt.«
    »Justin!« Gertruds Stimme war vorwurfsvoll. »Sie reden nur von Sexualität, aber was ist mit der Liebe? Haben Sie die je kennengelernt? Dieses wunderbare Gefühl, dem geliebten Menschen etwas ganz Besonderes zu schenken?« Sie nahm Justins Hand und betrachtete sie eingehend. »Dann ist jede Ader wichtig, die durch die Haut schimmert, jeder Zentimeter Haut.« Sie strich über die wunden Stellen an seinem Handgelenk.
    Justin schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Gertrud, Sie haben die Liebe studiert!«
    Gertrud sah ihn ernst an. »Woher wissen Sie das, Justin?«
    Plötzlich erkannte Justin etwas in ihren Augen, das ihm Angst machte. Etwas umschlingend Erdrückendes. Nächtelange Rückenmassagen. Zärtliche Finger, die seine Füße durchkneteten. Reiki, Akupunktur und Wadenwickel. Jäh sträubten sich seine Nackenhaare. »Sie sind so … so ungewöhnlich einfühlsam«, krächzte er und wollte sich erheben, doch Gertrud drückte ihn energisch in den Sessel

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