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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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legtest mir die Hand auf den Arm, weißt du noch? ›Macht nichts‹, sagtest du, und ich holte schnell ein Papierhandtuch aus der Toilette.«
    Maurice lächelte säuerlich. »Du hattest die Verträge beschmutzt, den Fotokopierer unbrauchbar gemacht und meinen besten Anzug ruiniert – o ja, ich erinnere mich gut.«
    Gertruds Augen glänzten. »Ach, war das ein Chaos! Und du bliebst die Ruhe in Person. Ich rief die Wartung an, druckte die Verträge noch einmal aus und brachte deinen Anzug in die Reinigung.« Auf ihrem Gesicht erschien ein verklärter Ausdruck. »Den Schein habe ich aufbewahrt, ich trage ihn immer bei mir.«
    Midian nickte nachdenklich. »Was für eine Romanze! Da muss man ja neidisch werden. Und wann ging es zur Sache?«
    »Zur Sache?« In Gertruds kornblumenblauen Augen flackerte Unverständnis.
    »Er meint, wann wir geheiratet haben, Liebste.«
    »Nein, ich meine, wann Sie zum ersten Mal Geschlechtsverkehr hatten.« Midian lächelte liebenswürdig.
    Gertrud blieb der Mund offen stehen. Maurice hob eine Braue, sonst war ihm nichts anzumerken. »Das dürfte Sie nun wirklich nichts angehen, Mr. Midian.«
    Justin stand ihm bei. »Das stimmt. Solche intimen Fragen gehören sich nicht, Midian!«, rügte er. »Es ist so ein schöner Abend. Vollmond, ein Himmel wie Samt, Blumendüfte …«
    »Justin hat ganz recht«, griff Gertrud seine Worte auf. »Wollen wir jetzt nicht alle einen netten Spaziergang am Nil machen? Das bekommt auch unserer Verdauung.«
    Zur großen Verwunderung von Fiona, Barbara und Justin war Midian von diesem medizinischen Ratschlag ganz begeistert. Er legte die rechte Hand auf sein Herz. »Gertrud, Sie sprechen mir aus der Seele. Was könnte das Band, das uns sechs verbindet, inniger festigen, als an den Ufern des Nils zu lustwandeln?«
    »Nicht wahr?«, sagte Gertrud andächtig. Sie schaute Maurice an und wartete in seinen unbewegten Zügen auf eine Bestätigung.
    Maurices Blick wanderte rasch über die Gesichter der Übrigen, die beifällig dreinschauten. »Wenn dir so viel daran liegt, Liebste.« In seiner Stimme lag ein Zögern.
    »Mr. Castellane«, Midian übte sein Beichtvaterlächeln. »Ich lasse mich oft zu unbesonnenen Bemerkungen hinreißen. Da schlägt das Blut meiner Sinti-Großmutter durch, was soll ich machen? Sollte ich jemand beleidigt haben, bitte ich um Verzeihung. Sie tragen mir doch nichts nach?« Mit einer überwältigenden Geste streckte er Maurice die Hand entgegen.
    Maurice übersah sie. »Sie können mich nicht beleidigen, Mr. Midian, also habe ich Ihnen auch nichts zu verzeihen.«
    Midians Handbewegung endete mit einem Griff zum Weinglas, nur das Flackern in seinen Augen konnte er nicht unterdrücken. »Ich freue mich, dass Sie es so sehen.« Er kippte den Wein hinunter und schnippte mit den Fingern. Der Kellner eilte herbei, Midian deutete auf Justin. »Der Herr möchte zahlen.«
    Justin machte den Mund auf, sagte aber nichts. Das war das letzte Mal, dass er sich von Midian hatte einladen lassen. Verbissen zog er seine Kreditkarte heraus.
    Unterdessen schwärmte Midian: »Ich kenne einen wundervollen Flecken am Strom, weißer Sand, Schilf, die Palmen rauschen, die Eukalyptusse … äh, die Eukalyptusbäume duften, im Hintergrund bizarre Felsen, gekrönt von einem verfallenen Tempel, darüber nur der Sternenhimmel und wir. Was haltet ihr davon?«
    Justin wunderte sich, weil er von so einem Ort noch nie gehört hatte. Fiona und Barbara wunderten sich über Midians romantische Ader. Midians Blicke aber galten nur Maurice. »Mr. Castellane? Wäre das nicht etwa für Sie und Ihr kleines Frauchen?«
    Maurice widersetzte sich Gertruds Wünschen nur ungern, denn sie hatte ihre Qualitäten. Zwar wusste er nicht, was er zwischen bizarren Felsen sollte, und Eukalyptus schätzte er nur als Hustenbonbon. Trotzdem nickte er widerwillig. »Warum nicht? Das entspannt uns vielleicht vor dem Schlafengehen.«
    Gertrud reichte ihm den Stock. Schwankend kam er auf die Beine. Zu dumm, dass er ganz gegen seine Gewohnheit zwei Gläser Wein getrunken hatte. Gertrud schob ihm besorgte ihren Arm unter die Achseln.
    »Geht es, Liebster?«
    Ein kräftiger Schlag auf die Schulter zwang Maurice fast auf die Knie.
    »Alles in Ordnung, mein Freund?« Midian fing den taumelnden Mann auf. »Pardon, wie unbedacht von mir.« Seine Zähne blitzten, sein Charme sprühte. »Aber ist es nicht schön, dass wir noch ein Stück des Weges gemeinsam gehen werden. Äh … hatte ich schon erwähnt,

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