Brausepulver für den Papst
zurück.
»Nicht aufstehen, Justin. Lassen Sie mich erst Ihren Fuß untersuchen.« Sie ließ sich vor ihm nieder und schob die fleckigen Jeans hoch. »Welcher ist es denn?«
»Äh … der linke«, stotterte Justin und dachte entsetzt an seine Socken, die genauso reinigungsbedürftig waren wie seine Stiefel. Schamhaft wollte er Gertrud seinen Fuß entziehen, aber die packte kräftig zu. Ehe Justin es verhindern konnte, hatte sie ihm Stiefel und Socke abgestreift. Sofort machte sich ein kräftiger Duft bemerkbar. Ein paar Sessel weiter rümpfte eine Dame pikiert die Nase.
Gertrud schien es nicht zu bemerken. Sie hob Justins Fuß auf ihren Schoß und begann, seine Zehen durchzukneten.
Hätte ich doch bloß etwas sauberere Füße!,
dachte Justin. Die ganze Sache war ihm mehr als peinlich.
Gertrud blieb von alledem unberührt. Justin hatte sehr schöne Füße, ästhetisch schmal und zart gebräunt. Gertrud massierte hingebungsvoll, rieb Justins Zehen, zog sie mit starker und doch zärtlicher Hand lang, walkte seine Fußsohle durch und knete seine Knöchel, bis auch das letzte Sandkörnchen verschwunden war.
Justin schloss die Augen. Ein wohliges Gefühl durchrieselte ihn. Bisher hatte er gedacht, alle Formen der Massage zu kennen, aber diese eröffnete ihm ganz neue Dimensionen. Aufseufzend entspannte er sich. Da spürte er, wie Gertrud ihre Finger durch etwas anderes ersetzte.
Wo hat sie denn auf einmal den Waschlappen her?,
überlegte er und öffnete träge ein Auge. Was er sah, trieb ihm das Blut in die Wangen.
Gertruds Zunge umspielte seinen großen Zeh, als lutsche sie an einer Kugel Erdbeereis, glitt hinab zu seinem Knöchel, dann bis zur Ferse und langsam wieder zurück. Anschließend wiederholte sie die Prozedur und verstärkte leicht den Druck. Dabei war der Ausdruck auf ihrem Gesicht so unschuldig, als lutsche sie tatsächlich nur an einer Zuckerstange.
Justin saß wie versteinert. Trotzdem fühlte er ein bekanntes Kribbeln zwischen den Schenkeln. Nicht mehr lange, und Gertrud würde etwas anderes ablecken müssen. Er schwankte zwischen Erregung und Scham.
Die Dame im Nebensessel erhob sich abrupt. »Das ist ja obszön! In aller Öffentlichkeit! Ich werde mich über Sie beschweren!«, zischte sie und rauschte davon.
Gertrud ließ sich nicht beirren. »Füße sind sehr sensibel«, erklärte sie zwischen zwei Schleckern. »Finger können da großen Schaden anrichten, besonders wenn die Zehen so verspannt sind wie Ihre, Justin. Da muss man andere Techniken anwenden. Gottseidank bin ich umfassend ausgebildet.«
In diesem Moment kam Fiona aus dem Fahrstuhl und sah Gertrud vor Justin knien. In dieser Stellung vermutete Fiona nur eins. »Gertrud!«, schrie sie empört und stürmte durch die Halle.
Gertrud drehte sich um. »Dein Freund hat Schmerzen, Fiona! Wusstest du das?«
Gleich wird er Schmerzen haben!,
dachte Fiona grimmig. Sie marschierte auf Gertrud zu. Die sah treuherzig zu ihr auf.
»Justin hat ganz verspannte Waden. Das kann sich bis in die Oberschenkel ziehen und von da in den Rücken. Wenn du willst, massiere ich Justin auch die Schultern.«
Justin hatte sich mühsam gefasst. »Es geht mir bereits ganz wunderbar«, murmelte er verlegen und angelte seine Socken vom Teppich.
Als Fiona merkte, dass die Sache harmlos war, atmete sie auf. »Natürlich Justin, du brauchst dringend eine Ganzkörpermassage. Ich glaube, in besseren Händen als denen von Gertrud kann ich dich nicht zurücklassen.«
Das war Justin denn doch zu viel. Zungen-Zehen-Massage war eine Sache, aber wer konnte wissen, was Gertrud sonst noch alles beherrschte? Auf Akupunktur in seine Weichteile konnte Justin verzichten. »Nein!«, rief er und streckte flehend eine Hand nach Fiona aus. »Lass mich hier nicht allein …«
Gertrud zog seine Hand herunter. »Sie brauchen sich doch nicht zu schämen, Justin. Ihre Verspannungen kommen vom ständigen Sitzen im Jeep. Übrigens hatten Sie einen Stein in Ihrem Stiefel, sehen Sie?«
***
Das Bab Al Shams an den Ufern des Nils sah aus wie eine Filmkulisse zu ›Cäsar und Cleopatra‹. Wände aus rosa Marmor, Fußböden aus bunten Mosaiken, edler Damast auf den Tischen und dazwischen pflegeleichte Gummipalmen. Auf der Dachterrasse war ein Tisch für sechs gebucht. Die Gäste waren bereits eingetroffen und machten sich gerade miteinander bekannt. Die Mienen waren reserviert, das Begrüßungsritual förmlich, die Gesten steif.
Midian beobachtete die anderen wie seltene Exemplare einer
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