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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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von Midian ein fettes Honorar bekommen, und ich habe Verfügungsgewalt über unser Konto.«
    Justin gefiel der Gedanke, dass den Flüchtlingen Midians Geld auf diese Weise noch einmal zugutekommen sollte. Von der Rezeption holte er Papier und Bleistift, und gleich darauf saßen sie einträchtig nebeneinander und machten lange Listen und Pläne für die nächsten Tage. Justin vergaß vorübergehend seine Sorgen.
    Am übernächsten Tag fuhren Justin und Gertrud, den Jeep voller Hilfsgüter, zum Löwentempel. Maurice hatte eine geschäftliche Verabredung in Kairo und würde über Nacht wegbleiben, sodass er die Dienste seiner Frau nicht beanspruchen würde.
    Gertrud war in ihrem Element, zumal die meisten Männer in den Katakomben weniger nach Aspirin als nach ihren Massagen verlangten. Sie fühlte sich bestätigt und pflegte hingebungsvoll.
    ***
    Maurice Castellane stand an der Rezeption des Hotels ›Les Pyramides‹ in Kairo und beglich seine Rechnung. Sein Klient war schwierig, und sein Aufenthalt hatte einen Tag länger gedauert als geplant.
    »Mr. Castellane?«
    Maurice würde dieser Stimme unter Tausenden wiedererkennen. Ohne sich umzusehen, fasste er seinen Mahagonistock fester, um einen sicheren Stand zu haben.
    »Mr. Midian, was kann ich für Sie tun?« Erst jetzt drehte er sich langsam um. Seine hellen Augen begegneten abgründiger Schwärze.
    Midian trug einen weißen Anzug, darunter ein schwarzes Hemd, das am Kragen offenstand. Keine Schuhe. Mit einer knappen Handbewegung wies er auf eine Sitzgruppe. »Haben Sie fünf Minuten Zeit für mich?«
    »Natürlich.« Maurice bewegte sich schwerfällig auf die Sitzgruppe zu. Seit ihrem gemeinsamen Spaziergang am Nil hinkte er noch stärker als vorher. Vorsichtig ließ er sich in den sehr weichen und sehr tiefen Sessel sinken und lehnte seinen Stock gegen den Tisch. Midian glitt ihm gegenüber auf ein Sofa.
    »Ich habe nicht viel Zeit, Mr. Castellane, und auch Ihre Zeit ist kostbar, wie ich annehme. Deshalb ohne Umschweife: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Frau aus dem Löwentempel verschwindet, und zwar sofort!« Seine Stimme war scharf wie ein Rasiermesser, das Pater-Brown-Lächeln wie weggewischt.
    »Gertrud ist im Löwentempel? Davon wusste ich nichts.«
    »Jetzt wissen Sie es. Sie werden nach Ihrer Rückkehr nach Khartum unverzüglich abreisen, haben Sie mich verstanden?«
    »Ich richte mich in diesen Dingen auch nach den Wünschen meiner Frau. Wenn Gertrud noch bleiben möchte …«
    »Sie werden sich nach meinen Wünschen richten, Mr. Castellane, ausschließlich nach meinen Wünschen, sonst wird die Welt um einen schlitzohrigen Anwalt ärmer!«
    Maurice bewegte millimeterweise eine Augenbraue und ignorierte Midians Drohung. »Weshalb stellt meine Frau im Löwentempel eine Gefahr für Sie dar? Darf ich das erfahren?«
    »Dürfen Sie!« Midian trommelte ungeduldig auf die Tischplatte. »Sie massiert die Flüchtlinge! Sie stopft sie mit Aspirin, Abführmitteln und was weiß ich noch voll. Und das alles von Ihrem Geld!«
    »Ich kann nichts Verwerfliches an ihrem Tun finden. Sie sagten doch selbst, dass die Flüchtlinge bei Kräften bleiben müssen, weil für Tote kein Kopfgeld gezahlt wird.«
    »Den Männern hat es an nichts gefehlt. Sie sind ganz prächtig gediehen unter meiner Pflege. Nächste Woche soll ihre Übergabe an den Fünferklub stattfinden, verstehen Sie?«
    »Fünferklub?«, wiederholte Maurice gedehnt. »Ist das nicht der Klub der fünf härtesten Diktatoren Afrikas?«
    »Eben der. Wie soll ich die Männer aus dem Löwentempel wegschaffen, wenn Ihre Frau nicht von ihrer Seite weicht? Und Justin schnüffelt da auch herum. Den nehmen Sie ebenfalls mit!«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Mr. Forsythe ist mir nicht verpflichtet. Aber Gertrud und ich reisen ab. Wenn Sie es wünschen, schon morgen – gegen eine Million Dollar auf das Ihnen bekannte Konto.«
    Midians Augen wurden zu Schlitzen. »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Nichts läge mir ferner. Erpressung ist ein strafbares Delikt. Ich spreche von meinem Anwaltshonorar.«
    Midians Trommeln wurde noch gereizter. »Mr. Castellane, Sie sitzen im Glashaus, also hören Sie auf, mich mit Steinen zu bewerfen. Ich glaube, diesmal haben Sie einen Fehler gemacht.«
    »Das wäre mir in der Tat sehr unangenehm.« Maurices Blick verweilte auf Midians unbeherrschten Händen, als beobachte er eine Fliege. »Ich hasse Fehler, dennoch! Was haben Sie mir vorzuwerfen?«
    »Sie hintergehen mich, Castellane!

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