Brausepulver für den Papst
auch immer zu mir. Ach, ihr Männer! Alles, was ihr braucht, ist eine verständnisvolle Frau.«
Sie erhob sich. »Lass uns jetzt fahren, damit wir nicht so spät im Hotel ankommen. Ich muss ja noch packen.« Sie drückte Justin verstohlen ein Papier in die Hand. »Für die Ausrüstung.«
Justin sah einen Scheck, ausgestellt auf die Summe von hunderttausend Dollar. »Aber Gertrud!« Er war sprachlos.
»Landkarten, Kompasse, Wasserflaschen und was man sonst noch so braucht. Ich hoffe, es reicht.«
Justin verbiss sich ein Das-kann-ich-nicht-annehmen. Rasch steckte er das Papier in seinen weiten Ärmel. Wieso auch nicht? Es war Geld von Maurice, und Maurices Geld war Midians Geld.
Dieser Schuft! Hat mich mit allen Problemen einfach sitzen lassen!,
fluchte Justin innerlich, während er Gertrud zum Jeep geleitete. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz und legte eine Kassette von Vivaldi ein. Gleich darauf fuhren sie der untergehenden Sonne entgegen.
Gertrud betrachtete Justin von der Seite. »Noch bedrückt? Mach dir um die Flüchtlinge keine Sorgen. Die haben sogar eine Malaria-Prophylaxe von mir bekommen.«
»Eine was?«
»Ich habe sie gegen Malaria geimpft. Ist doch wichtig in dieser Gegend, nicht wahr?«
Justins Fuß rutschte vom Gaspedal, der Wagen holperte gefährlich. »Woher hattest du denn den Impfstoff?«
»Na, der lagerte im Tempel. In dieser unterirdischen Kammer, erinnerst du dich? Du hattest mir davon erzählt. Die Kästen mit den Einwegspritzen.«
Justin versuchte, auf der Piste zu bleiben. Erst in letzter Sekunde fing er den schlingernden Wagen. »Ich weiß doch gar nicht, wo das Zeug herkommt!«, rief er entsetzt. »Wieso glaubst du, dass das Malaria-Impfstoff gewesen ist?«
»Ach komm, Justin.« Gertrud lehnte sich an die Kopfstütze und lächelte in den Himmel. »Du hältst mich manchmal für ein bisschen einfältig, stimmts?« Sie drohte ihm mit dem Finger. »Ja, ja, streite es nicht ab.«
Justin schluckte. »Äh … stand etwas auf den Kästen?«
»Naja, auf den Kästen stand so ein medizinisches Fachchinesisch, warte, ich habe das Etikett abgerissen.«
Gertrud kramte in ihrer Handtasche, zog einen zerknitterten Zettel heraus und las vor: »Bakteriologische Versuchsreihe B1.1F62. Damit kann ich nichts anfangen. Aber da gab es einen Beipackzettel, ausgestellt vom Hygiene-Institut in München. Und darin wurde bestätigt, dass es sich bei dem Zeug um Impfstoff gegen Malaria handelt, eine Spende für das Deutsche Rote Kreuz.«
Justin wurde plötzlich schlecht. »Und wie ist die Spende vom Deutschen Roten Kreuz in den Löwentempel gekommen?«, krächzte er.
»Ich dachte, ihr arbeitet mit mehreren Hilfsorganisationen zusammen?«
Aber nicht mit dem DRK!
Justins Gedanken überschlugen sich.
Verdammt! Weshalb habe ich mich nicht gleich darum gekümmert? Vielleicht weiß Midian, wie die Kästen da hingekommen sind. Oder hat er sie am Ende selbst dort verstaut? Rauschgift, getarnt als Impfstoff?
»Du sagst ja gar nichts mehr, Justin? Es ist alles in Ordnung, glaube mir. Das Hygiene-Institut in München ist eine angesehene Einrichtung. Maurice hat schon oft Rechtsgutachten für sie verfasst.«
»Da bin ich aber erleichtert«, röchelte Justin und dachte:
Ich muss unbedingt Midian erreichen. Der muss mir jetzt aus der Patsche helfen. Soll er doch mit seinem Kokain dealen. Hauptsache, es war wirklich nur Kokain drin und nichts Schlimmeres.
***
Maurice Castellane hatte das Nötigste bereits gepackt. Seit seinem Zusammentreffen mit Midian wurde er von einer Unruhe getrieben, die ihm fremd war. Er nahm den Stock vom Bett, den ihm der Hoteldiener im ›Les Pyramides‹ eilig zurückgebracht hatte. Aber vorher hatte Maurice um Hilfe rufen müssen. Sehr peinlich! Langsam bewegte Maurice sich zur Tür. Dieser Midian! Wie ein kleiner Junge. Wie ein sehr böser, kleiner Junge. Aber für eine Million Dollar sollte man ihm den Spaß gönnen, anderer Leute Gehstöcke umzuschmeißen. Maurice nahm den Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Mittlerweile war es dunkel geworden. Er suchte sich einen Platz im Foyer und ließ sich ›Le Figaro‹ bringen.
Einige Minuten später trafen Gertrud und Justin ein. Gertrud erspähte Maurice sofort und steuerte eilig auf ihn zu. Sie küsste ihn auf die Wange. »Liebster, wartest du schon lange?«
»Wenn du nur deine Freude hattest, meine Süße.« Maurice sah auf und erkannte Justin. »Mr. Forsythe, nehmen Sie doch Platz. Ich hoffe, Sie hatten einen angenehmen Tag?«
Justin
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