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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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ordnete sein Gewand, bevor er sich setzte. »Danke. Ihre Frau ist eine große Hilfe für unser BDF-Projekt. Wie schade, dass Sie beide Khartum so überstürzt verlassen müssen.«
    »In der Tat. Eine Kurzschlusshandlung meines Dieners, ich kann es mir nicht anders erklären. Sehr ärgerlich … ärgerlich für Sie, meine ich.«
    »Ich lasse euch Männer allein«, sagte Gertrud. »Maurice, welches Hemd soll ich für morgen früh bügeln, das blassblaue?«
    Justin räusperte sich. »Gertrud, willst du es deinem Mann nicht sagen?«
    »Was denn? Ach so!« Gertrud lachte unbekümmert. »Weißt du, Maurice, Justin macht sich ganz unnötige Sorgen. Ich habe die Flüchtlinge gegen Malaria geimpft. Nun ja, ich bin keine gelernte Krankenschwester, aber in dieser Notsituation musste ich einfach handeln. Das war doch richtig, Liebster?«
    Maurice ließ die Zeitung sinken. »Wo sehen Sie das Problem, Mr. Forsythe?«
    Justin fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Sie stellen Rechtsgutachten für das Hygiene-Institut in München aus?«
    »Das kommt vor, ja. Rechtsgutachten und notarielle Beglaubigungen.«
    »Ist Ihnen bei Ihrer Arbeit schon mal die Versuchsreihe B1.1F62 untergekommen?«
    Maurice blinzelte unmerklich. »Weshalb fragen Sie?«
    »Mit diesem Stoff hat Ihre Frau die Flüchtlinge gegen Malaria geimpft.«
    Maurice Castellane schwieg gute zehn Sekunden. Für einen redegewandten Anwalt war das eine sehr lange Zeit. Dann sagte er mit der üblichen Teilnahmslosigkeit in der Stimme: »Tut mir leid, davon habe ich noch nie etwas gehört. Entschuldigen Sie uns bitte, Mr. Forsythe. Meine Frau und ich müssen morgen sehr früh aufstehen. Gertrud?«
    Gertrud bot ihm ihren Arm, Maurice stützte sich schwer darauf.
Schwerer als sonst
, schoss es Justin durch den Kopf. Gertrud reichte Maurice den Stock.
    »Gute Nacht, Mr. Castellane«, murmelte Justin. Dann fiel ihm noch etwas ein. »Nur noch eins. Sie wissen nicht zufällig, wo Ihr Klient Midian sich augenblicklich aufhält?«
    »Vor zwei Tagen bin ich ihm in Kairo begegnet«, erwidert Maurice. »Hotel ›Les Pyramides‹. Aber ich glaube nicht, dass er noch dort wohnt. Versuchen Sie es im Sheraton, da ist eine japanische Delegation abgestiegen. Computerspezialisten.«
    »Was sollte Midian bei denen wollen?«
    Maurice lächelte dünn. »Die Japaner wollen das Geheimnis der Cheopspyramide mit neuen Methoden erforschen. Midian nannte dem Taxifahrer dieses Ziel. Ich glaube nicht, dass er die Pyramiden als Tourist besichtigen wollte.«
    Ja, Maurice hatte gelernt, Zusammenhänge herzustellen. Davon lebte er unter anderem. Der Abschied fiel hastig und kühl aus, aber Justin verschwendete daran keinen Gedanken. Er musste jetzt versuchen, Midian zu erreichen.
    ***
    Maurice und Gertrud waren nie in das Flugzeug nach Paris gestiegen. Mit der Privatmaschine eines Klienten waren sie nach Tripolis geflogen. Dort verlor sich vorübergehend ihre Spur. Justin hatte sofort im Sheraton angerufen. Die japanische Delegation wohnte in der Tat dort, Midian jedoch nicht. Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es Justin, einen der Japaner ans Telefon zu bekommen.
    »Mr. Midian? Hai! Ich kennen. Gut Freund von japanische Kultur, gut Freund von Direktor von archäologische Museum in Kairo.«
    Wen kennt Midian nicht?,
dachte Justin. Trotzdem wunderte ihn diese Beziehung. Sollte Midian ein kulturelles Bewusstsein entwickelt haben?
    »Wo kann ich Midian erreichen, Mister …?«
    »Hamamoto, Sir. Ich entwickeln ausgezeichnetes Werkzeug für Ausforschung Geheimnis von Pyramiden, wakarimashita ka?«
    »Finde ich wunderbar, Mr. Hamamoto. Wissen Sie, wo ich Midian erreichen kann?«
    »Wohnt in Villa von Direktor. Sie warten, ich geben Adresse.«
    »Arigatō«, sagte Justin erleichtert und notierte sie.
    Dann holte er aus seinem Zimmer Schreibzeug und begab sich wieder ins Foyer. Hier saß er am liebsten, so sah er besser, was im Hotel vor sich ging. Vor einer Stunde hatte er ein Ticket nach London gebucht. Der Flug ging übermorgen. Justin seufzte. Also doch Polo und
Five o'Clock Tea
bei Raymond, aber er hatte eingesehen, dass er aus Khartum verschwinden musste.
    Nachdem Achmed ihm seinen Pfefferminztee gebracht hatte, zückte er den goldenen Füllfederhalter, ein Geschenk von Raymond, und schrieb Midians Adresse auf den Briefbogen. Ein Brief schien ihm sicherer als ein Fax, das schließlich jeder lesen konnte. Da setzte sich ein Mann neben ihn. Justin sah flüchtig auf, dann erkannte er den

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