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Brausepulver für den Papst

Brausepulver für den Papst

Titel: Brausepulver für den Papst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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betrunken, nein.« Er sah Achmed an. »Bin ich betrunken, Achmed?«
    »Hör mir zu, Justin! Ich habe dich in meinen Kreisen als zuverlässigen Reiseleiter empfohlen, der sich hervorragend in der Wüste auskennt. Und nun das! Wie stehe ich jetzt da? Das waren die letzten Touristen, die ich dir geschickt habe!«
    Der letzte Satz drang zu Justin durch. »Nein! Das kannst du mir nicht antun!«
    »Damit tue ich dir nur einen Gefallen. Vielleicht gibst du nun endlich deine infantilen Sandkastenspiele auf. Ein Mann wie du gehört nicht in die Wüste, das predige ich dir schon seit Jahren!«
    Justin verdrehte die Augen. »Gehöre ich nicht? Wohin denn dann? An deine Seite etwa?«
    »Beispielsweise. Das Oberhaus …«
    »Das Oberhaus ist ganz scharf auf mich, wie? Ich bin ja auch ein hervorragender Polospieler und liebe Sandgebäck zum Nachmittagstee. Sind doch alles Eigenschaften, die man dort haben muss.«
    »Justin! Die britische Tradition …«
    »Ach die? Verstehe. Stanton hat seinen Dienst quittiert, und ihr braucht einen neuen Butler?«
    »Werde nicht unsachlich! Auch wenn du in der Wildnis lebst, solltest du dir einen Rest von Würde und Gelassenheit bewahrt haben. Iris hätte dich natürlich gern bei uns im Haus, genauso gern wie ich. Aber wenn du …«, in der Leitung begann es zu knistern, als zerknülle jemand ein Brotpapier, »… keine Hilfe mehr erwarten … mir sehr leid … nicht rechnen … verstanden?«
    »St. Jones? Hallo? Hallo, Raymond, ich verstehe dich nicht mehr!« Justin klopfte heftig auf die Telefongabel, doch es rauschte nur noch. Ernüchtert ließ er den Hörer sinken. Keine Kunden mehr von Raymond! Das war ein schwerer Schlag. Zornig und enttäuscht haute Justin mit der Faust auf den Tresen, dass die Gläser klirrten.
    Achmed brachte rasch alles Zerbrechliche in Sicherheit. »Ärger?«, fragte er mitfühlend.
    »Kann man so sagen.« Justins Kopf war fast wieder klar. Er rutschte vom Barhocker. Jetzt brauchte er dringend frische Luft. Als er zum Ausgang ging, sah er im Foyer eine Frau in einem bunten Sommerkleid sitzen. Gertrud Castellane! Es war zu spät, um ihr auszuweichen, sie hatte ihn bereits gesehen und winkte erfreut.
    »Guten Abend, Gertrud.« Justins Lächeln wirkte etwas gequält.
    Gertrud lächelte herzlich zurück. »Setz dich doch, Justin.« Im Schoß hielt sie eine Stickerei. Ihr größtes Vergnügen war das Sticken von Gobelins nach mittelalterlichen Motiven, liebliche Maiden und stolze Knappen in verwilderten Gärten. »Du siehst blass aus«, stellte sie fest.
    »Und du sitzt hier ganz allein?«
    »Maurice ist gerade eingeschlafen. Ich war noch nicht müde.«
    »Wieso seid ihr eigentlich nicht längst abgereist? Ich dachte, deinem Mann gefällt es hier nicht besonders?«
    »Überraschende Geschäfte«, winkte Gertrud ab. »Dafür nimmt Maurice einiges in Kauf. Spielen sich weitgehend im Orient ab, und Khartum ist eine gute Drehscheibe, wie er sich ausdrückte.«
    »So.« Justin fiel erstmal nichts ein, doch dann gab er sich einen Ruck und erzählte Gertrud von seinen Erlebnissen und Sorgen. Gottseidank war Gertrud nicht wie Fiona; der hätte er mit seinen Geschichten nicht kommen dürfen. Aber er musste einfach mit einem Menschen reden und alles los werden. Natürlich verschwieg er die pikanteren Details; die hätten Gertrud nur unnötig verwirrt.
    Wie Justin vermutet hatte, fand er ein offenes Ohr und viel Verständnis. Gertrud machte ihm auch kein Massageangebot, weil sie wusste, dass es sich hier nicht um ein körperliches Problem handelte, jedenfalls nicht vordringlich. Dafür entdeckte sie ein neues und umfangreiches Betätigungsfeld: die Folteropfer im Löwentempel.
    »Wenn du das nächste Mal nach Es-Sufra fährst, musst du mich unbedingt mitnehmen. Ihr habt doch da draußen bestimmt keine Krankenschwester!« Gertruds Augen begannen zu leuchten.
    Justin räusperte sich. »In der Tat, haben wir nicht.«
    Gertrud legte ihr Stickzeug weg. »Und wie ist es mit Medikamenten?« Ihre Wangen röteten sich.
    »Sieht traurig aus«, gab Justin zu. »Ich kann mich nur an eine abgelegene Kammer erinnern, da stehen merkwürdige Behälter herum und ein Haufen Einwegspritzen. Wird wahrscheinlich ein Impfstoff sein.«
    »Dann besorge ich noch Aspirin und Heftpflaster. Gleich morgen früh. Was braucht ihr noch? Verpflegung? Decken?«
    »Wir können alles gebrauchen.« Justin freute sich nun doch über Gertruds Eifer. »Das kostet aber eine Menge Geld.«
    »Kein Problem. Maurice hat

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