Brausepulver für den Papst
verspricht Abenteuerurlaub in Kriegsgebieten. Alles, was man sonst nur im Fernsehen sieht, live: Flüchtlingstrecks, Panzer, zerbombte Häuser und, wenn man Glück hat, sogar einen Toten im Straßengraben, das Gewehr noch in der vaterländischen Faust.«
»Und was hat das mit deinen Tretminen zu tun?«
»Die vergräbst du an den Stränden von Dalmatien. Du weißt doch, wie es die ägyptischen Fundamentalisten machen: Ein paar Steine auf Touristenbusse, und der Fremdenverkehrsminister musste seinen Hut nehmen. Kroatien lebt vom Tourismus, verstehst du, was ich meine?«
»Sehr gut.« Justin war voller Empörung »Du würdest also wirklich unschuldige Touristen ermorden?«
Midian zuckte die Achseln. »Auf diese Weise kann Milosevic die NATO noch eine Weile hinhalten. Und außerdem sollte man in jeder Lebenslage darauf achten, wo man hintritt.«
Justin schob den halb leeren Becher Mousse von sich. »Damit will ich nichts zu tun haben und mit dir auch nicht, wenn du so was tust.«
Midian schnappte sich den Becher. »Magst du keinen Nachtisch? Dann esse ich ihn. Wird ja sonst schlecht.«
»Schlecht kann einem von dir werden!« Justins Stimme zitterte vor Wut.
»Hör mal, wenn es dein Gewissen erleichtert: Nach Beendigung des Kosovokonflikts fährst du dieselbe Route noch mal ab und sammelst alle Minen wieder ein. Meine Firma stellt auch die Minensuchgeräte her.«
»Wie günstig! Beauftrage doch deinen undurchsichtigen Castellane mit dieser Aufgabe. Ihr beide sitzt bestimmt im selben Boot.«
Midian setzte eine traurige Miene auf. »Mr. Castellane steht mir momentan leider nicht zur Verfügung. Das ist auch deine Schuld, Justin.« Der letzte Löffel Mousse verschwand in Midians Mund. Er lutschte andächtig darauf herum, bevor er fortfuhr: »Überlege dir gut, ob du es dir in deiner jetzigen Situation leisten kannst, den Menschenfreund zu spielen.«
»Ich habe noch andere Freunde, wahre Freunde!«
»So? Wen denn? Raoul Weller, der sich auf der Flucht in die Hose gemacht hat? Raymond St. Jones, der leugnen wird, dich je gekannt zu haben?«
»Gertrud Castellane!«, rief Justin triumphierend. »Sie schreibt mir jederzeit einen Scheck aus! Sie liebt mich nämlich wirklich, jawohl!«
»Gertrud Castellane?«, wiederholte Midian gedehnt und schnippte ein Stäubchen von seinem dunkelblauen Seidenhemd. »Soviel ich weiß, schreiben Mumien keine Schecks aus.«
»Mu…?« Justin blieb fast das Herz stehen.
Midian lächelte sein Wolfslächeln. »Komm schon, Justin, du willst mir doch nicht sagen, dass du …«
Justin sprang auf und blickte wild um sich. Auf dem Nebentisch stand ein schwerer Aschenbecher. Er ergriff ihn und schmiss ihn nach Midian. Der wich mühelos aus. Da packte Justin die volle Cola-Dose, die danebenstand. Diesmal landete er einen Volltreffer.
Midian wischte sich erstaunt über die Stirn. Mit einem solchen Angriff hatte er nicht gerechnet. Nun hatte er eine Platzwunde; das würde sicher eine Narbe geben. Während Justin breitbeinig und zorneskeuchend vor ihm stand, besah sich Midian stirnrunzelnd das Blut auf seiner Hand. Dann hob er den Kopf. Seine Augen verschickten tödliche Pfeile.
»Verschwinde, bevor ich mich vergesse!«, stieß er heiser hervor. »Du bist selbst für die Sozialhilfe zu schade. Auf den Friedhöfen von Kairo kannst du dich verkriechen! Ich werde dafür sorgen, dass du nirgendwo auf der Welt mehr einen Job bekommst. Darauf hast du mein Wort, Justin Forsythe!«
Midian kam so schnell auf die Beine, dass sein Stuhl umfiel. Ohne Justin noch eines Blickes zu würdigen, verschwand er in der Menge. Die Rechnung hatte er wieder nicht bezahlt.
Justin Forsythe
Hauptpostamt
Kairo
Hallo Justin,
hoffentlich kommt dieser Brief an. Du hast nämlich vergessen, Deinen Absender auf das Päckchen zu schreiben. Vielen Dank für die Unterwäsche, das war wirklich nicht nötig. Du weißt doch, dass ich Baumwolle lieber mag.
Fiona und ich haben lange nichts von Dir gehört. Geht's Dir gut? Was machen Deine Pfadfinder? Warum bist Du nicht mehr in Khartum? Werfen die Wüstentouren nicht genug Profit ab? Und was ist aus Deinem Flüchtlingsprojekt geworden? Macht Midian noch mit?
Ich sitze hier in Hamburg im Nieselregen und recherchiere für ein neues Spiel. Ist ganz unterhaltsam, aber viel lieber würde ich irgendwo in der Sonne Urlaub machen. Fiona geht es nicht anders. Sie ist übrigens ziemlich sauer auf Dich. Es war aber auch dumm von Dir, ausgerechnet in Rat & Tat eine Suchanzeige nach Gertrud
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