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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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dass du hier immer noch der härteste Obermacker bist. Wir haben’s kapiert.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Geh aus dem Weg.«
    Das tat ich nicht.
    Ich war zwar noch nicht vertraut mit den Regeln der Vampirgesellschaft, aber mit dem »Gesetz des Stärkeren« kannte ich mich aus. In Firth hatte man mich Dyre genannt, dazu bestimmt, den Platz meines Vaters als Torin einzunehmen, aber wenn ich meinen Rang angetreten hätte, wäre ich heftig herausgefordert worden. Ich war fortgegangen, bevor ich alt genug war, um gegen Gegner anzutreten, aber wenn ich geblieben wäre, dann hätte ich einen tödlichen Ruf gebraucht, um zu überleben.
    Tatius war zwar kein Kätzchen unter Löwen, aber ich hegte keinen Zweifel daran, dass auch er einen Ruf aufrechtzuerhalten hatte. Bei meinem Problem mit Autorität sollte man meinen, dass ich eigentlich ein paar Besänftigungstaktiken parat hätte. Stattdessen war ich einen großen Teil meines Lebens dafür dankbar gewesen, dass meine Wunden schnell heilten. Was im Augenblick keine Option war. Wenn es mir nicht gelang, diese Situation aufzulösen, dann würde einer von uns diesen Raum nicht lebend verlassen.
    Ich sah Tatius weiter unverwandt in die Augen, ließ mich jedoch auf die Knie sinken. So befand ich mich ihm zwar immer noch im Weg, aber in einer viel besänftigenderen Haltung. Sein Blick glitt von meinem Gesicht zu meinem Hals. Nein, nicht einfach nur zu meinem Hals, sondern zu seinen Bissmalen an meiner Kehle. Ich strich mir das Haar zurück, damit er die Wunde besser sehen konnte.
    »Du hast deinen Standpunkt klargemacht«, wiederholte ich. »Es hat keine Zeugen gegeben. Es gibt nichts weiter zu beweisen.« Denn was hinter geschlossenen Türen geschah, war immer einfacher zu verzeihen.
    »Willst du um das Leben deines Meisters feilschen?«, fragte Tatius und runzelte die Stirn, doch um seine Pupillen erschien ein schmaler grüner Rand. »Was hast du denn anzubieten?«
    Verdammt. Ich zermarterte mir das Hirn, doch mir fiel nichts ein. Ich hatte nichts anzubieten oder einzutauschen. Was auch immer mein Gesicht verriet, ließ Tatius lächeln, ein kleines, selbstzufriedenes Heben seiner Mundwinkel. Er ging vor mir in die Hocke und streckte die Hand aus, bis sie dicht über dem Biss an meinem Hals verharrte.
    Ich zuckte zusammen, und mein Mund wurde so trocken, dass mir die Zunge am Gaumen kleben blieb. Ich wusste, was ich anzubieten hatte. Meine Lippen teilten sich nur spröde, als wären sie die letzte Verteidigungslinie, die die Worte daran hindern konnte, meinen Mund zu verlassen. Ich sprach dennoch. »Mich? Ich meine, meinen Treuebund als Gefährtin?«
    Sein hämisches Lächeln wurde grausamer. »Du hast eine furchtbar hohe Meinung von dir für einen Winzling ohne Manieren oder weibliche Finesse. Außerdem kann ich deinen Treuebund bereits einfordern. Wie du schon sagtest, ich habe meinen Standpunkt klargemacht, und unser jämmerlicher kleiner Eremit kann dich mir nicht verweigern. Biete mir etwas anderes an.«
    Mit schwerer Zunge schluckte ich. Was hatte ich sonst noch? Ich bezweifelte stark, dass er die Murmeln in meiner Manteltasche oder den anderen Schnickschnack haben wollte, den ich gesammelt hatte. Alles, was ich anzubieten hatte, war ich selbst.
    »Keine Gegenwehr«, flüsterte ich.
    »Was?«
    Er hatte mich verstanden, das wusste ich, dennoch räusperte ich mich und sprach lauter. »Mein bereitwilliges Entgegenkommen. Das habe ich anzubieten.«
    Seine Finger, die immer noch dicht über meinem Hals schwebten, sanken herab und landeten federleicht über meiner pulsierenden Schlagader, dann streichelten sie in einer geschmeidigen Bewegung hinunter über die Bisswunde, die er offen gelassen hatte. Unwillkürlich bog ich den Rücken durch, als eine unerträgliche Mischung aus Schmerz und Lust von meinem Hals in mein Innerstes zuckte. Ich keuchte auf. Mir wurde schwarz vor Augen.
    Dann verblasste das Gefühl.
    Was zum Teufel war das?
    Ich schluckte und stieß dann zitternd den Atem aus. Als mein Sichtfeld wieder klar wurde, war Tatius’ Nase nur noch wenige Zentimeter von meiner entfernt, und sein Gesicht füllte mein Bewusstsein aus.
    »Du könntest mir nicht widerstehen«, flüsterte er, dass sein Atem die Worte über meine Lippen trug.
    Mein Instinkt drängte mich mit jeder Faser meines Körpers, zurückzuweichen, wegzulaufen. Ich flirtete nicht nur mit dem Tod, ich warf mich ihm an den Hals wie eine billige Hure. Gewaltsam bekämpfte ich meinen Fluchtinstinkt und

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