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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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finden, denn der Schlaf kam unvermeidlich. Die unmittelbar bevorstehende Dämmerung machte jeden Herzschlag langsamer. Stolpernd schlurfte ich weiter.
    Ich musste die Augen schließen.
    Die Suite hatte nur drei Zimmer: den Wohnraum, in dem ich gegenwärtig auf- und abtigerte, ein Schlafzimmer und ein Badezimmer, das vollgestopft war mit Haarfarben jeder auf dem Markt erhältlichen Schattierung– der Vampir sollte sich Aktien einer Firma für Haarfärbemittel zulegen, oder vielleicht hatte er das ja bereits getan. Es gab kein zweites Schlafzimmer, und ganz gewiss auch kein zweites Bett. Ich hatte nur eingewilligt, Tatius’ Gefährtin zu sein, nicht seine Hure.
    Mühsam schleppte ich mich zur am weitesten entfernten Ecke des Wohnzimmers, sank gegen die Wand und rutschte zu Boden. Ich würde mich nicht in sein Bett legen, aber ich musste schlafen.
    Also zog ich die Knie an die Brust, schloss die Augen und ergab mich der Besinnungslosigkeit.

Kapitel 9
    E twas blockierte mir die Sicht.
    Ich blinzelte, und meine Wimpern streiften etwas Festes, Gelbes, das mein Gesicht bedeckte.
    Was zum Teufel …? Ich griff nach dem Ding über meinen Augen. Es knisterte unter meinen Fingern. Papier?
    Ich zog an dem dünnen Blatt, und Tränen schossen mir in die Augen, als sich mit einem scharfen Ruck das Stück Tesafilm löste, mit dem es an meiner Stirn festgeklebt war. Als ich mich aufsetzte, fielen seidige blutrote Laken von mir. Wo bin ich?
    Ich starrte auf die Notiz und die große, fließende Handschrift.
    »Wir schlafen im Bett. Nicht auf dem Fußboden.«
    Oh, Scheiße. Ich war in Tatius’ Bett.
    Hektisch krabbelte ich von der Matratze herunter und stolperte beinahe, als ich versuchte, mich aus den Laken freizustrampeln. Meine Füße berührten den flauschigen Teppich, und ich machte eine kurze Bestandsaufnahme. Ich war barfuß, trug aber immer noch Jeans und Pullover, also hatte er mich zwar aus dem Wohnzimmer und in sein Bett getragen, aber nicht ausgezogen. Na ja, bis auf meinen Mantel. Ich sah mich um, konnte das vertraute Stück grauen Stoff jedoch nirgends entdecken. Was ich ebenfalls nicht sah, war Tatius.
    Dem Mond sei Dank.
    Auf einem Sessel neben dem Bett waren Kleider zurechtgelegt, und auf dem Stapel klebte ein weiterer gelber Notizzettel. Ich kroch hinüber und erkannte die fließende Handschrift als dieselbe wie auf dem Zettel an meiner Stirn.
    »Zieh dich an. Sam wird dir dabei helfen.«
    Na toll.
    Ich sah die Kleidungsstücke durch. Da waren ein kurzes– ein sehr, sehr kurzes– Kleid aus glänzendem schwarzem Lack, ein geschnürtes Korsett, das aussah wie ein Folterwerkzeug, Netzstrümpfe und schwarze Stiefel aus demselben Material wie das Kleid. Yeah, nicht mit mir! Ich ließ die »Kleider« wieder auf den Sessel fallen. Es musste hier doch noch etwas anderes zum Anziehen geben!
    Ich steuerte auf die Tür zu, doch der Türknauf drehte sich unter meinen Fingern. Erschrocken sprang ich zurück, als sich die Tür öffnete. Eine große Frau mit glattem schwarzem Haar in einem engen roten Kleid, das mehr zeigte, als es verbarg, betrat den Raum.
    »Gut, du bist wach«, sagte sie und lächelte mich an. »Und jetzt lass uns dich anziehen, Liebes, damit ich dir die Haare machen und dich dann in die Ratskammer bringen kann.«
    »Samantha?«, fragte ich, als mir der Name auf Tatius’ Notiz einfiel. Die Frau, von der ich gestern Nacht in Tatius’ Suite gebracht worden war, hatte auch Samantha geheißen, aber das hier war nicht dieselbe Frau. Verdammt, wenn das hier noch eine Samantha war, dann war sie schon der dritte Vampir mit diesem Namen, dem ich in Haven begegnet war.
    Ihr Lächeln wurde einen Deut schwächer, und sie klopfte sich mit einem Finger gegen die Wange, dabei berührte ihr schwarz lackierter Fingernagel ein kleines rotes Muttermal. »Stimmt ja«, sagte sie. »Du bist neu. Du kannst das nicht wissen. Na ja, bringen wir es hinter uns.«
    Sie schlenderte ins Zimmer. Dann drehte sie sich um und zwinkerte mir zu. »Bereit?«
    Bereit wofür? Mir blieb keine Zeit mehr zu fragen.
    Ihre äußere Erscheinung begann sich zu kräuseln und dann wie ein sich entwickelndes Bild, unter dem ein weiteres zum Vorschein kommt, sich zu verändern. Ihr langes dunkles Haar floss ins Blonde, ihr Make-up wurde kräftiger, und ihr Körper rundete sich zu üppigen Kurven. Sogar ihr Kleid veränderte sich von einem freizügigen Rot zu anschmiegsamen silbernen Pailletten. Das Einzige, was sich nicht veränderte, war das kleine rote

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