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Braut der Nacht

Braut der Nacht

Titel: Braut der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalayna Price
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Sobald ich fertig bin, werde ich sie holen.«
    Außer an ihren Händen hatte Biana nicht einen Tropfen Blut an sich, ich allerdings war blutüberströmt. Mein Kleid war völlig ruiniert: der Lackstoff ausgeleiert, zerrissen und mit geronnenem Blut bedeckt. Das Korsett war ganz verschwunden. Blut überzog meine Beine und bedeckte den Boden der blauen Badewanne.
    Es waren auch Blutspritzer auf dem gefliesten Fußboden des Badezimmers. Ich runzelte die Stirn. Eines Badezimmers, das ich nicht kannte, doch das Design war mir ziemlich bekannt. Die Badewanne nahm den größten Teil des Raums ein und ließ nur noch genug Platz, um bequem darum herumzugehen. Zurückversetzt in einer Nische in der Wand befand sich eine Duschkabine. Es gab weder Toilette noch Deckenleuchte. Eine kleine, schwebende Kugel über Bianas Schulter spendete das Licht, unter dem sie nähte. Ich hatte dieses Zimmer noch nie zuvor gesehen, aber es zeigte Nathanials Geschmacksvorlieben– nicht die von Tatius.
    »Wo sind wir?«
    »An wie viel erinnerst du dich noch?«, fragte Nathanial, während er einen weiteren Blutbeutel öffnete.
    »Dass Akane mich angegriffen hat.« Die einzigen Erinnerungen danach waren unscharf aufflackernde Fetzen von Angst und Wut. Ein Albtraum? Als Nathanial nichts sagte, starrte ich ihn an und runzelte die Stirn. »Du siehst aus, als hättest du einen Kampf hinter dir. Hat die Sammlerin angegriffen? Was ist passiert? Warum sitze ich hier in meinem eigenen Blut wie ein geschlachtetes Schwein?«
    Biana und Nathanial wechselten einen Blick. Keiner von beiden antwortete mir. Okay. Ich biss die Zähne gegen den Schmerz zusammen und versuchte, meinen verstümmelten Arm zu heben. Meine Finger krümmten sich, aber diese zuckende Bewegung war alles, was ich zustande brachte– die Muskeln und Sehnen waren zu stark beschädigt.
    »Nicht zappeln«, zischte Biana, ohne von ihrer Arbeit hochzublicken.
    Nathanial drängte mir erneut die Thermoskanne auf. Ich trank so viel, wie ich vertragen konnte. Das ist lächerlich. »Wenn du mir schon nichts sagen willst, könntest du dann vielleicht wenigstens meinen guten Arm losbinden?«
    Nathanial nickte, während Biana ihren Faden verknotete. Ein wenig zu hastig wich sie zurück. »Ich hole Gil.« Sie rannte regelrecht aus dem Zimmer und ließ die Tür hinter sich zuknallen.
    Nachdenklich sah ich ihr nach, aber Nathanial machte keine Bemerkung dazu. Als er sich über mich beugte, um das Seil aufzuknoten, starrte ich seinen ruinierten Smoking an. Ist das alles mein Blut? Auf diese Nähe konnte ich das Blut riechen, das an ihm klebte. Das meiste davon roch beißend, wie die Schlangenfrau, aber ein warmer, frischerer Geruch stieg mir ebenfalls in die Nase.
    »Du blutest«, flüsterte ich.
    Nathanial warf mir einen schnellen, flüchtigen Blick zu, während seine Finger immer noch mit dem Seil kämpften. »Nicht schlimm.«
    »Was zum Teufel ist passiert, Nathanial?«
    Die Badezimmertür öffnete sich einen Spalt, und Gil spähte herein. »Bist du sicher, dass sie nicht wieder durchdreht?«
    Durchdreht?
    »Kita geht es gut.« Nathanial sah Gil mit einem kalten Blick an. »Kommt rein oder bleibt draußen.«
    Gil und Biana schlichen herein, blieben aber weiter unsicher in der Nähe der Tür stehen. Spannung erfüllte die Luft, als das Seil zu Boden fiel. Was denn? Rechneten sie etwa damit, dass ich aufspringen und sie angreifen würde? Nathanial massierte mir die Stelle, an der das Seil in meine Haut geschnitten hatte, und wie mit dem Stechen von tausend Nadeln kehrte allmählich das Gefühl zurück. Immer noch beantwortete keiner von ihnen meine Fragen. Ich knurrte leise, worauf Gil und Biana einen Schritt zurückwichen.
    »Wird mir jetzt irgendjemand erzählen, was passiert ist?«
    »Du wurdest von einer hebi no josei vergiftet«, sagte Biana.
    O ja, das erklärt natürlich alles. »Einer was?«
    »Einer hebi no josei. Wir dachten, sie wären ausgestorben.«
    »Du bist eine Gelehrte wie Gil, nicht wahr?«, fragte ich und zog die Stirn kraus.
    Biana legte den Kopf schief und zuckte mit einer Schulter. »Gil ist eine Stipendiatin, also noch in der Ausbildung. Ich bin eine Gelehrte. Ich habe vor hundert Jahren meinen Abschluss an der Universität gemacht und mich darauf spezialisiert, Skinwalker zu studieren.« Auf meinen verständnislosen Blick hin berührte sie das Seehundfell um ihre Schultern. »Es ist wenig bekannt über diese Fell- oder Hautgänger, wie sie auch genannt werden, und sie sind ziemlich

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