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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Plötzlich öffnete sie die Augen und begann zu blinzeln. »Du bist doch gekommen!«
    Ihre Arme streckten sich nach ihm aus, und plötzlich kniete er neben ihr. Er küsste ihre Handflächen, die so weich und warm waren. Doch ihre Arme waren stark, und sie wussten genau, was sie wollten, gaben nicht nach, bis er schließlich neben ihr lag.
    Jetzt fanden sich ihre Lippen, und sie versanken in einem langen, leidenschaftlichen Kuss. Leo berührte ihre Brüste, sog den Duft ein und den leicht salzigen Geruch ihrer Haut. Stellas Gesicht wurde schmal und sehr ernst. Im Mondlicht schimmerte ihre Haut wie Opal.
    »Die brauchst du jetzt nicht mehr«, flüsterte sie und fuhr mit den Fingern über seine Kutte.
    Wie liebend gern er sich davon befreite! Der raue Stoff flog zu Boden ebenso wie seine störende Hose.
    »Wie schön du bist!« Stellas Lippen waren an seinem Ohr.
    Für einen Augenblick tauchte vor Leos innerem Auge die Erinnerung an jene unheilvolle Nacht im Stall auf, in der sie unter Carlo geweint und gelitten hatte, und er zog sich unwillkürlich zurück.
    »Es ist nicht wie damals«, hörte er sie murmeln. »Ihn habe ich niemals gewollt, doch dich will ich – mit jeder Faser meines Seins!«
    Konnte Stella inzwischen all seine Gedanken lesen?
    Es blieb Leo keine Zeit mehr, dieser Frage nachzuhängen, denn ihre Augen waren so einladend, dass die Liebe
zu ihr fast sein Herz sprengte. Er berührte ihre Schenkel, die sich für ihn öffneten, leicht, so selbstverständlich, als hätten sie schon immer auf diesen Augenblick gewartet.
    »Du!«, flüsterte sie, als er in ihr versank. »Du und immer nur du!«

    Sie roch nach Liebe und nach Glück, und er konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Stella hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt, als wollte sie all die Schätze dieser Nacht beschützen.
    Eigentlich hatte Leo schon viel zu lange gewartet, doch sie zu verlassen, bevor das Morgengrau durch das Fenster fiel, war ihm unmöglich gewesen. Jetzt erst zog er langsam seinen Arm unter ihr hervor, der eingeschlafen war und nun zu prickeln begann, als das Blut zu zirkulieren anfing. In den letzten Stunden hatte er so intensiv gegrübelt, dass sein Kopf ganz heiß geworden war.
    Solange er lebte, würde er diese Nacht der Wunder nicht vergessen – doch sie durfte sich niemals mehr wiederholen. Die Frau, die er liebte, musste sicher nach Hause zurückfinden. Alles, was dazu in seiner Macht lag, würde er anstellen.
    Auf ihn freilich wartete ein anderer Weg, den zu gehen er nun bereit war. Die Blutkarte endete kurz hinter Rieti, doch er wusste, dass es nicht mehr weit bis nach Rom sein konnte. In der Stadt der Märtyrer würde er Buße tun und um Absolution seiner Sünden ringen – kein anderer Ort auf der ganzen Welt war dafür besser geeignet! Erst danach würde er wieder würdig sein, seine Mission fortzuführen und erfolgreich zu beenden.
    Schweren Herzens widerstand Leo der Versuchung, Stellas
Mund noch einmal zu küssen, und berührte stattdessen nur ihr Haar leicht mit seinen Lippen. Sie stöhnte leise und murmelte etwas, und er erschrak. Doch dann rollte sie sich auf die andere Seite und schlief friedlich weiter.
    Leo erhob sich, streifte seine Kleider über und deckte Stella mit dem Laken zu. Danach verließ er auf leisen Sohlen die Kammer.

    Er war fort!
    Blicklos starrte Stella auf den Pergamentfetzen auf Leos Tisch, den er ihr als einziges Abschiedszeichen hinterlassen hatte.
    Verzeih mir, wenn du kannst! Du hast mir das schönste Geschenk meines Lebens gemacht, das ich bis zum letzten Atemzug hüten und in mir tragen werde, doch ich muss fort, weil es für uns keine gemeinsame Zukunft geben darf. Geh nach Hause, Stella! Signore Bartolomeo Drudo aus Rom und sein Sohn Rodolfo werden sich deiner annehmen, das haben sie mir feierlich in die Hand versprochen. Ich habe ihnen Geld gegeben. Für dein leibliches Wohl ist also gesorgt. Und was deine Seele betrifft, so kann ich nur hoffen, dass du mich nicht hassen wirst. Gott schütze dich!
    »Verdammter Feigling!«, flüsterte sie, während Tränen über ihr Gesicht liefen, als könnte sie niemals wieder zu weinen aufhören. »Das hast du dir gut ausgedacht! Aber ich weiß, dass du zurückkommen wirst, wo immer du auch sein magst – zurück zu mir. So schnell wirst du mich nicht los!«
    Sie packte ihren Rocksaum und wischte sich die Tränen ab. Und doch kamen immer neue, und es verging eine ganze Weile, bis sie mit rot geweinten Augen Leos Kammer wieder verlassen

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