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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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zurück.
    »Es ist sein Haus«, übersetzte Stella und lächelte seit Langem zum ersten Mal wieder. »Jedenfalls in gewisser Weise. Seit Bruder Luca nicht mehr lebt, hütet er Poggio Bustone. Nachdem er Magdalena und mich verloren hatte, ist die Einsiedelei ihm alles geworden. Das müsstest du doch eigentlich verstehen!«
    »Ich verstehe ihn sehr gut«, antwortete Leo bewegt. »Aber sag ihm trotzdem, er soll vorsichtig sein!«
    Lorenzo schlüpfte hinaus. Jetzt waren die beiden seit der Ankunft in Poggio Bustone zum ersten Mal wieder allein.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte Leo schließlich. »All diese aufwühlenden Neuigkeiten …«
    »Ein wenig, als wäre ich plötzlich selbst unter eine Steinlawine
geraten«, erwiderte Stella. »Und gleichzeitig ist mein Herz ganz leicht und froh geworden, kannst du dir das vorstellen? Ich kenne ihn nicht, aber ich mag ihn. Auf seltsame Weise ist er mir vertraut. Schade nur, dass ich meine Mutter …« Sie verstummte, wischte sich mit der Hand über die Augen.
    »Ich bin sicher, Magdalena war eine mutige, ganz besondere Frau«, sagte Leo. »Deshalb muss ich ja auch herausbekommen, wer sie getötet hat – und weshalb. Mein Nacken juckt wie nach einem Sonnenbrand. Wir sind dem Geheimnis schon ganz nah. Dein Vater wird uns helfen, es zu lüften.«
    »Mein Vater – wie seltsam sich das anhört!«, murmelte Stella.
    »Hast du dich nicht dein ganzes Leben nach Vater und Mutter gesehnt?«, fragte Leo leise.
    »Warte!« Sie war plötzlich aufgesprungen. »Riechst du nichts? Es riecht plötzlich so – brandig! Und wo bleibt er eigentlich?«
    Sie wichen zurück, als plötzlich die Türe aufgerissen wurde. Ein Mann im schwarzen Umhang, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, trat ein. Ein zweiter, ebenfalls dunkel verhüllt, folgte ihm. An seiner Schulter baumelte ein Bogen. Ein Köcher mit einer Vielzahl von Pfeilen war um seine Hüfte gegürtet.
    »Ihr wartet auf den Verräter?«, sagte der Mann im schwarzen Umhang. »Der wird nicht mehr kommen.« In seiner Hand schimmerte eine Dolchklinge.
    Die Stimme – Leo erkannte sofort das kehlige, schwere Deutsch der nördlichen Alpenkämme, das ihm schon beim ersten Treffen aufgefallen war.
    »Matteo?«, sagte er. »Du bist es doch, der Abt von Sacro Convento. Was tust du hier?«

    »Francescos Erbe bewahren!«, donnerte Matteo. »Das Vermächtnis jenes Auserwählten, der in einer neuen Vita in Würde und Schönheit auferstehen wird – ohne die Schatten der Vergangenheit.«
    »Was ist mit Padre Lorenzo?«, rief Stella und wollte sich auf Matteo stürzen, doch Leo hielt sie fest. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    »Lorenzo? Er hat bekommen, was er verdient hat.« Der Abt lächelte dünn. »Das, was alle Verräter am Schluss erhalten. Sei ganz ruhig, denn es hätte ihn wahrhaft übler treffen können! Andere vor ihm sind auf weniger sanfte Weise gestorben.« Er trat auf Leo zu. »Die Pergamentfragmente! «, verlangte er. »Sie sind in deinem Besitz. Gib sie mir! Sie gehören in meine Hände.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte Leo.
    »Verschwende besser nicht meine und deine Zeit!«, sagte Matteo ungeduldig. »Ich muss sie haben. Und ich werde sie bekommen.«
    »Dazu musst du mich erst töten.«
    »Ich denke, das geht auch einfacher.«
    Blitzschnell war der Begleiter Matteos hinter diesem hervorgeschossen, versetzte Leo einen Stoß, der ihn zur Seite schleuderte, packte Stella und zerrte sie zu Matteo.
    »Gut gemacht, Bruder!«, rief der Abt. »Jetzt wollen wir sehen, wie viel sie ihm wert ist!«
    Er stieß die Türe auf. Die eben noch stockdunkle Nacht vor der Hütte war inzwischen von einem Feuerschein erhellt.
    »Die erste Hütte brennt bereits. In die zweite werden wir nun Stella sperren. Wenn die Flammen erst einmal fröhlich am Holz lecken, wird dich das ein wenig gesprächiger machen, Bruder Leo.«
    »Das wagst du nicht …« Leo verstummte.

    Der Dolch war plötzlich an Stellas Kehle.
    »Wir können sie auch ausbluten lassen wie einst die Lämmlein zum Pessachfest«, zischte Matteo. »Ein Blutopfer – ein Sündenopfer! Ist es das, was du willst? Dann musst du es nur sagen!«
    Er stieß Stella von sich, sodass sie direkt in den Armen des Begleiters landete, die sie wie ein Schraubstock umschlossen hielten.
    »Leo!«, röchelte sie. »Er erstickt mich. Leo – hilf mir!«
    »Ja, hilf ihr, Leo!«, echote der Abt. »Die Pergamente! Das ist alles, was ich von dir verlange.«
    »Niemals!« Hatte Leo dieses Wort wirklich laut gesagt?

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