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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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war zu allem bereit, das begriff sie in diesem Augenblick.
    »Was wird uns hier erwarten?« Ihre Stimme war brüchig, als Leo ihr vom Pferd half. Sie ließ sich nicht anmerken, dass seine Berührung ihre Haut zu verbrennen schien. Sein Gesicht wirkte so angespannt, dass sie es am liebsten mit Küssen bedeckt hätte, um es wieder weich werden zu lassen. »Noch einen solch verheerenden Anblick könnte ich nicht ertragen.«
    »Franziskus hält seine Hand über uns. Daran sollten wir glauben. Komm!«
    Sie gingen auf die Hütten zu, Stella immer einen Schritt hinter Leo.

    »Ruf schon nach Bruder Lorenzo!«, sagte Leo. »Ich bin erst erleichtert, wenn ich seine Stimme gehört habe.«
    »Padre Lorenzo, siete qui?« , kam Stella seiner Bitte nach.
    Alles blieb still.
    »Wir sind wieder zu spät!«, flüsterte Stella verzweifelt. »Sie waren schneller als wir.«
    Doch sie hatte sich getäuscht. Die Türe der obersten Hütte öffnete sich, und ein großer, schlanker Mönch kam auf sie zu. Er war um einiges jünger, als die anderen Eremiten es gewesen waren, und auch seine Kutte wirkte weniger zerschlissen. Sein schmales Gesicht war von einem kurzen dunklen Bart umrahmt, der ihm etwas leicht Verwegenes verlieh. Als er fast bei ihnen angekommen war, blieb er plötzlich stehen.
    »Magdalena?« , stieß er hervor und fuhr sich über die Augen, als wolle er einen Traum wegwischen. »Magdalena – tu? Ma come puoi essere così giovane?«
    »Er scheint mich zu verwechseln«, flüsterte Stella, der immer banger wurde. »Er wundert sich, wie jung ich geblieben bin. Dabei hat er mich doch noch nie gesehen!«
    »Mi chiamo Stella« , sagte sie. »Non sono Magdalena.«
    Lorenzo sank auf die Knie und begann laut zu weinen.
    »Lo stesso viso« , murmelte er unter Tränen. »Il volto dei mei sogni!«
    »Dasselbe Gesicht«, übersetzte Stella. »Das Gesicht meiner Träume.« Sie schaute zu Leo. »Was meint er damit? Weißt du das?«
    »Ich glaube, ja.« Leo wirkte plötzlich, als wäre ein Blitz durch ihn gefahren. Im schwindenden Licht schienen seine Züge von innen her zu glühen. »Frag ihn, woher er Magdalena kennt! Suor Magdalena von San Damiano.«
    Stella tat, was er verlangt hatte, doch anstatt zu antworten, starrte Lorenzo sie nur weiterhin schweigend an.

    »Sag ihm, dass sie tot ist«, befahl Leo. »Auf seltsame Weise außerhalb des Klosters ums Leben gekommen. Sie ist tief gestürzt – ins Nichts. Für mich kein Unfall, sondern kühl kalkulierter Mord. Sag ihm das auch!«
    Die Züge Lorenzos verzerrten sich voller Schmerz, als Stella geendet hatte. Jetzt begann er zu reden, hastig, als würden sich mit den Worten auch seine Gedanken überschlagen.
    »Er allein ist schuld an ihrem Tod«, übersetzte Stella. Wieder suchte sie Leos Blick. »Aber wie kann das sein, wenn er doch hier mutterseelenallein lebt?«
    »Frag ihn, wann er Magdalena zum letzten Mal gesehen hat!«
    Lorenzo musste nicht lange überlegen. »Vor neunzehn Jahren, sieben Monaten und sechs Tagen«, lautete seine überraschende Antwort.
    Leo zog seinen Beutel heraus, entnahm ihm das Pergamentfitzelchen, das er unter Magdalenas Bett gefunden hatte, und zeigte es dem Eremiten.
    Lorenzo schüttelte den Kopf, doch als Leo ihm die Elfenbeinkugel gab, wich jede Farbe aus seinem Gesicht.
    »Per Magdalena« , begann er zu murmeln. »Amore mio …«
    »Du hast diese Worte in die Kugel geschnitzt?«, fragte Leo. »Du warst es doch, oder nicht?«
    Stella übersetzte die Frage mit bebenden Lippen, denn sie konnte plötzlich kaum noch sprechen. Was ging in ihr vor? Sie fand dafür keine Worte. Etwas zog sie hin zu diesem fremden Mönch, wenngleich sie am liebsten auf der Stelle davongelaufen wäre.
    Lorenzo nickte. »Mit diesen meinen Händen. Damit sie irgendwas hatte, das sie an mich erinnern würde – nachdem sie unser Kind verloren hatte.«
    »Magdalena war schwanger von dir?«, rief Leo. »Und das Kind ist tot?«

    »Nein, es lebt – eine Tochter. Doch ich hätte nicht zu hoffen gewagt, dass ich sie jemals sehen würde. Nicht mehr, nachdem sie Magdalena wieder ins Kloster gesperrt, das Mädchen ihr unmittelbar nach der Geburt weggenommen und zu Zieheltern gegeben haben. Seitdem büße ich hier, und doch vergeht kein einziger Tag, an dem ich nicht öfter als tausendmal an beide denke, an Magdalena und an unsere Tochter Stella …«
    Stellas Augen waren riesengroß. »Das ist nicht wahr!«, stammelte sie. »Das alles denkst du dir bloß aus. Meine Mutter eine Nonne und ein

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