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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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gefasst und ruhig meine Fragen stellen.
    Ein Donnerschlag ganz in der Nähe ließ sie zusammenfahren. Wenn ich mich nicht beeile, dachte sie und setzte sich erneut in Bewegung, werde ich tropfnass vor der Pforte stehen.
    Sie erreichte das schützende Dach in dem Augenblick, als der Regen einsetzte. Nachdem sie den Türklopfer betätigt hatte, blieb alles still. Sie klopfte wieder. Schließlich zum dritten Mal. Waren die frommen Schwestern gerade beim Beten?
    Schließlich öffnete die Tür sich einen Spaltbreit.
    »Was willst du?« Die Nonne, die zum Vorschein kam,
war schlank und hatte ein kantiges Gesicht. Schwarze Augen funkelten Stella unwirsch an.
    »Mein Name ist Stella, Stella Lucarelli – Lucarelli nach meinen Zieheltern.« Täuschte sie sich, oder begann nicht der Unterkiefer ihres Gegenübers unmerklich zu beben? »Ich möchte zu Madre Chiara.«
    »Unmöglich! Wir leben hier in strengster Klausur. Zudem ist die Äbtissin seit Langem schwer krank.«
    Trotz der abwehrenden Worte war die Tür ein Stückchen weiter auf- und nicht zugegangen, was Stella sehr wohl registrierte.
    »Ich muss sie trotzdem sprechen. Es geht um Suor Magdalena. « Stella atmete tief aus. Dann sagte sie den Satz, den sie sich sorgsam zurechtgelegt hatte. »Ich bin ihre Tochter. Darf ich hereinkommen?«
    Der hagere Körper der Nonne wurde noch steifer. »Du hast doch gehört, was ich eben gesagt habe! Und was fällt dir überhaupt ein, solche Ungeheuerlichkeiten über eine Tote zu behaupten! Magdalena ist hier im Kloster aufgewachsen. Zeitlebens war sie eine fromme Nonne, die niemals …«
    »Ich komme gerade aus dem heiligen Tal von Rieti.« Stellas Stimme war eine Nuance höher gestiegen. »Dort war ich mit Padre Leo unter anderem in Poggio Bustone. Padre Lorenzo, der Hüter dieses Ortes …«
    »Nicht so laut!« Die Nonne trat plötzlich zurück. »Warte hier!« Sie führte Stella in den Kreuzgang. Dann war sie hinter einer Tür verschwunden.
    Stella zog sich zurück unter die Arkaden, denn inzwischen regnete es in Strömen. Trotzdem gefiel ihr, was sie sah. Das Geviert mit den hellen Säulen und Kapitellen unter dem mehrfarbigen Ziegeldach, das der Regen dunkler gefärbt hatte, zeigte Geschlossenheit und Symmetrie, und
dennoch war dies kein düsterer Ort, er verströmte vielmehr Ruhe und sogar eine gewisse Heiterkeit. In der Mitte sah sie eine blumengeschmückte Grabstelle mit einem schlichten kleinen Holzkreuz.
    Wer hier lebt, dachte sie, hat seinen Frieden mit Gott gefunden. Vorausgesetzt, er ist freiwillig hier.
    Plötzlich streifte etwas Weiches ihre Wade – eine graue Katze mit Bernsteinaugen, die sich in Stellas Nähe wohlzufühlen schien, denn sie ließ sich von ihr ausführlich kraulen und begann dabei laut zu schnurren. Als sie sie hochnahm, ließ sie es sich gefallen und schmiegte sich sogar in ihren Arm.
    Nach einer Weile kamen drei Nonnen schnellen Schritts auf Stella zu: die eine, die ihr geöffnet hatte, eine zweite mit eisblauen Augen, die sie eindringlich musterten, sowie eine dritte, die leicht gebückt ging und sich die Hand vor den Mund hielt, als würde sie im nächsten Augenblick zu weinen anfangen. Bei ihrem Anblick wand die Katze sich aus Stellas Armen und schoss mit einem Satz davon, nicht ohne dabei am Unterarm einen tiefen Kratzer zu hinterlassen, der heftig zu bluten begann.
    »Zeig her!«, verlangte die erste Nonne. »Ich bin Suor Regula, die Infirmarin des Klosters, und verstehe etwas davon. « Sie begutachtete Stellas Arm. »Das sollten wir säubern, damit es sich nicht entzündet, und verbinden. Komm mit in meine kleine Apotheke!«
    Stella gehorchte schweigend. Die anderen frommen Schwestern schlossen sich an.
    Der Raum war eng und niedrig. Einfache Regale, beladen mit zahlreichen Tongefäßen und Glasphiolen. Quer waren einige Leinen gespannt, an denen getrocknete Kräuterbündel hingen. Links führte eine Tür, die angelehnt war, zu einem anderen Zimmer.

    Stella zuckte zusammen, als Regula ihr eine scharf riechende Flüssigkeit auf die Wunde träufelte, unterdrückte aber jeden Schmerzenslaut. Danach wurde sie mit einem Leinenstreifen verbunden.
    »Und wer seid Ihr?«, fragte Stella die anderen beiden Nonnen.
    »Suor Benedetta, die Stellvertreterin von Madre Chiara«, sagte die mit den eisblauen Augen.
    »Suor Beatrice, eine leibliche Schwester der Äbtissin«, stellte die Zweite sich vor, die Stella nun unverhohlen neugierig beäugte.
    »Bringt Ihr mich nun zu ihr?«, beharrte Stella.
    »Du hast

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