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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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vor ihnen öffnete, blieb der Alte stehen.
    »Il posto preferito di Francesco« , sagte Giorgio. »Restiamo qui!«
    Nur allzu gern wollte Leo eine ausgiebige Rast am Lieblingsplatz des Heiligen einlegen. Er streckte sich auf dem Waldboden aus, entspannte sich, schloss die Augen. Giorgio schien es sich neben ihm bequem zu machen, wie er zu hören glaubte. In Gedanken legte Leo sich all die Fragen zurecht, die er ihm als Nächstes stellen wollte.
    Was der Eremit über Suor Magdalena wusste? Wann genau er Madre Chiara zum letzten Mal gesehen hatte? Ob er jemals Franziskus und sie gemeinsam erlebt hatte? Oder ob er sich daran erinnern konnte, was der Heilige über Chiara gesagt hatte? Wieso Abt Matteo vom Sacro Convento Chiara als Ketzerin bezeichnen konnte … und vieles, vieles mehr.
    Während er noch in seinem Gedächtnis mühsam die passenden Worte zusammenklaubte und dabei trotz aller Anstrengung auf mehr Ausfälle als Treffer stieß, senkte sich unaufhaltsam Müdigkeit wie ein weiches dunkles Tuch auf ihn herab und hüllte ihn schließlich ganz ein. Sein Atem ging immer regelmäßiger, schließlich begann er leise zu schnarchen.
    Eine Art Schnattern weckte ihn wieder auf.
    Ein rotes Eichhörnchen hockte auf seiner Brust und musterte ihn nachdenklich aus großen Augen. Allerdings musste Leo plötzlich niesen, was das kleine Tier sofort verscheuchte. Wie der Blitz schoss es den nächsten Baum hinauf und verharrte dort kopfunter am Stamm.
    Leo setzte sich langsam auf. Seine Zunge klebte unangenehm am Gaumen. Die Glieder waren schwer. Der Platz neben ihm war leer.

    Er rief nach Giorgio, mehrmals, obwohl er bereits ahnte, dass er keine Antwort erhalten würde, dann stand er auf und klopfte sich die Tannennadeln von der Kutte. Das Licht war milchig und unbestimmt, doch an den zarten Farben erkannte er, dass es nicht den nahenden Abend ankündigte, wie er in seiner schlaftrunkenen Verwirrung zuerst geglaubt hatte, sondern einen neuen Tag, der soeben heraufdämmerte. Er musste viele Stunden am Lieblingsplatz des Heiligen verschlafen haben.
    War etwas in dem Wein gewesen, den sie sich geteilt hatten?
    Jetzt rannte Leo zurück zum Plateau, rief überall nach Giorgio, schaute in jede der winzigen, teilweise mehr als baufälligen Hütten. Doch er konnte ihn nirgendwo entdecken, auch nicht in der kleinen Kapelle, in der er als Letztes nachsah.
    Der Eremit der Carceri war und blieb verschwunden, als hätte es ihn niemals gegeben.
    Schließlich beschloss Leo, sich auf den Rückweg in die Stadt zu machen. Der schlaue Alte hatte ihn ausgetrickst, so viel war ihm klar. Er hatte sich dessen Anordnungen gebeugt wie ein folgsamer Novize und war getäuscht worden, was nicht noch einmal vorkommen würde, das schwor Leo sich in diesem Augenblick. Zorn flackerte in ihm auf, und er ballte sogar die Fäuste.
    Dann jedoch öffnete er die Hände wieder und musste dabei über sich selbst lächeln. Hatte Franziskus in schwierigen Lebenslagen nicht nur Geduld, sondern sogar zähe Hartnäckigkeit bewiesen? Er würde alles daransetzen, ihm auch darin nachzufolgen wie in so vielen anderen Dingen.

    Die Frau, aus deren halb geöffnetem Mund Carlo della Rocca den dunklen Wein wie aus einem lebendigen Becher trank, war blond und rundlich, die zweite, die vor ihm kniete und ihre Lippen fest um sein aufgerichtetes Glied geschlossen hatte, an dem sie stöhnend saugte, dunkelhaarig und schlank. Natürlich vergaß er dabei nicht, dass beide Huren waren und gewiss nicht aus Venedig stammten, wie die Blonde vorhin dreist behauptet hatte. Dazu war die Kleidung, die beide bereitwillig für ihn abgestreift hatten, viel zu schäbig und der verwaschene Dialekt, den sie sprachen, entschieden zu bäurisch – doch für ein paar köstliche Momente hatte er sich durchaus vorstellen können, es seien Federicos hochnäsige Braut Ilaria und seine keusche Verlobte Stella, die ihn hier so emsig im Duett bedienten.
    Sie rochen streng nach Schweiß und weiblichen Säften, aber das hatte ihn nur noch stärker erregt. Ins Bett hatte er sie erst später gelassen, was ihm ganz besonderen Spaß bereitete. Zuvor hatte er sie auf dem schmutzigen Boden genommen, beide rasch hintereinander, nach Hundeart, was seine brennende Lust weiter angestachelt anstatt befriedigt hatte.
    Als er abermals kurz vor dem Höhepunkt war, flog die Tür im obersten Zimmer des kleinen Bordells auf, das er in Perugia so gern besuchte, weil man hier für wenige Silbermünzen besonders viel an Leistung

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