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Braut von Assisi

Braut von Assisi

Titel: Braut von Assisi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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der erst nach einer langen Pause antwortete: »Vielleicht, weil ich mit dem Herzen denke. Das muss Johannes von Parma bei seinem Besuch im Ulmer Kloster erkannt haben, nicht anders jedenfalls kann ich mir meine ungewöhnliche Berufung vorstellen. Was können Zungen schon erreichen, ganz egal, welche Sprache sie auch sprechen? Ohne das Herz bleibt doch alles nur hohl und leer. Das hat er uns gelehrt, Francesco, il poverello , der wie kein anderer die ganze Schöpfung zum Singen bringen konnte. Es zählt allein, was ganz von innen kommt. Nur so können wir in Kontakt zueinander treten.«
    Ihre Augen öffneten sich langsam, sie waren auf einmal so klar, wie er sie bislang noch nie erlebt hatte. Chiaras Kraft leuchtete ihm aus ihnen entgegen, ihr Wille und ihre tiefe Entschlossenheit. Sie würde ihren Weg nicht verlassen.
Niemals, was immer auch geschah, das spürte er mit allen Fasern seines Seins.
    Leo gelang es nur mühsam, seine Ergriffenheit halbwegs zu kaschieren, doch darauf kam es ihm in diesem besonderen Augenblick auch nicht an.
    »Ich werde dich über alles in Kenntnis setzen, Madre Chiara«, sagte er und meinte jedes einzelne Wort ernst.
    Regula übersetzte flüsternd.
    »Der Herr sei mit dir!«, fügte Leo als Letztes hinzu.

    »Nur für einen Rosenkranz.« Mit diesen Worten steckte Simonetta den Schlüssel ins Schloss, öffnete die Tür einen Spalt und ließ Ilaria hinein. »Weil du sonst keine Ruhe geben würdest. Aber wehe, wenn ihr zwei euch wieder irgendeinen Unfug einfallen lasst! Dann platzt deine Hochzeit ebenfalls, und du wirst deine bockige Schwester niemals mehr wiedersehen, das garantiere ich dir.«
    Man hörte, wie sie schimpfend zweimal den Schlüssel im Schloss umdrehte.
    »Du musst mir helfen!« Stella war vom Bett aufgesprungen und hing an Ilarias Hals. »Ins Kloster wollen sie mich stecken. Zu den Benediktinerinnen! Aber bevor sie das tun, springe ich lieber aus dem Fenster.« Einst hatte dieses Zimmer der Amme gehört, die einige Jahre bei ihnen gelebt hatte. Doch seit Martas überstürztem Weggang war es zu einer Art Rumpelkammer verkommen.
    »Das wirst du schön bleiben lassen!« Ilaria schob sie ein kleines Stück von sich. »Und hören will ich solch einen Unsinn auch niemals mehr von dir, verstanden? Lass dich erst einmal ansehen!« Sie kniff die Augen zusammen und musterte Stella kritisch von oben bis unten. »Wie ein verheulter
Straßenjunge siehst du aus, Sternchen – eine einzige Katastrophe! Wie konntest du nur deine Locken opfern, deinen allerschönsten Schmuck? Ich kann dich beim besten Willen nicht verstehen.«
    »Du musst mir helfen, bitte!«, wiederholte Stella eindringlich. »Was kümmern mich diese dummen Haare? Die wachsen doch von ganz allein wieder nach! Ich muss unbedingt hier raus. Sonst verliere ich noch den Verstand.«
    »Habe ich denn nicht schon mehr als genug angerichtet? «, fragte Ilaria bekümmert. »Hätte ich dich nicht dazu überredet, Carlo anzuhören, so hätte er niemals …«
    »Hätte, könnte, würde!« Stella wurde immer aufgebrachter. Inzwischen bereute sie bereits, dass sie Ilaria in einem Moment der Schwäche in das eingeweiht hatte, was ihr im Stall zugestoßen war, aber das ließ sich jetzt leider nicht mehr rückgängig machen. »Ich will nicht mehr daran denken!« Sie atmete tief aus. »Hast du das Kleid verschwinden lassen?«
    Ilaria nickte. »In kleine Lappen zerschnitten, genauso wie du es gesagt hast. Ich habe alles in den Sack für die Armen gesteckt. Aber wiege dich besser nicht allzu sehr in Sicherheit. Über kurz oder lang wird Mamma wissen wollen, wo es abgeblieben ist – und was dann?«
    »Dann fällt dir eben eine neue gute Geschichte dazu ein, das ist doch keine Schwierigkeit für dich, oder?«
    Dieses Mal fiel das Nicken weit weniger überzeugend aus. »Federico meint ja, Carlo würde am liebsten …«
    »Hast du deinem Bräutigam doch etwas verraten?«, unterbrach sie Stella. »Du hattest mir hoch und heilig versprochen, den Mund zu halten!«
    »Natürlich nicht!«, versicherte Ilaria leicht gekränkt. »Ich breche meine Schwüre nicht, das weißt du doch!«
    »Carlo ist für mich gestorben. Ich habe keinen Verlobten
mehr – aber eine Nonne werde ich deshalb noch lange nicht!«, fuhr Stella fort.
    »Mamma hat bei allem bestimmt nur dein Bestes im Auge«, versuchte Ilaria abermals ihr Glück. »Nach der verunglückten Verlobung …«
    »Hör endlich damit auf, Ilaria!« Stella presste sich die Hände auf die Ohren. »Ich bin es

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