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Brautflug

Brautflug

Titel: Brautflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marieke Pol
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ein –, Marjorie ist eine leidenschaftliche Köchin, und Hans lässt sich gerne verwöhnen. Jeden Sonntag
Roast Dinners
mit
Sherry Trifles
, als wären sie echte Kiwis geworden und hätten die Einwandererprüfung mit Auszeichnung bestanden. Hans hat einen soliden Job bei Woolworth, und Marjorie fährt in ihrem Auto durch die Gegend und kauft die neusten Dinge ein. Zum Beispiel einen Fernsehapparat. Sie ist schon komisch, bemerkte er, bei allen Dingen sagt sie den Preis dazu, und je mehr es gekostet hat, desto mehr strahlt sie.
    Einen Fernsehapparat, dachte Ada beeindruckt. Frank bot ihr eine Zigarette an. Es war bereits ihre dritte heute, sie würde sich schon daran gewöhnen, denn rauchen gehörte von nun an dazu. Über die kleine Flamme hinweg sahen sie einander an – worauf warteten sie wohl –, einen kurzen Moment lang roch sie Benzin, dann klappte er das Feuerzeug zu und lehnte sich zurück. Genussvoll zog er an seiner Zigarette, er schien sich dessen bewusst zu sein, wie der Abend enden würde, und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er ließ sich von ihr betrachten. Ein Stich hemmungsloser Eifersucht durchschoss sie, was sie selbst nicht verstand. Jetzt, dachte sie, jetzt, setz dich auf seinen Schoß und fang an. Stattdessen kam eine anständige Frage aus ihrem Mund. »Wollen sie denn nicht zurück nach Holland?« Marjorie und Hans hatten keine Verbindung mehr nach Holland. Sie waren nicht einmal im Urlaub dort. Sie steckten all ihr Geld in das Haus und den Garten und in kleine Reisen im Umland. »Sie denken darüber nach, sich einbürgern zu lassen.«
    »Und du?«
    »Ich bin schon seit Jahren eingebürgert. I burnt my bridges.« Das klang erleichtert und zufrieden, als hätten seine Brücken zu einem Ort geführt, den man lieber meiden sollte. Sie selbst hatte ihren niederländischen Pass schweren Herzens aufgegeben. Derk wollte sich unter allen Umständen einbürgern lassen, aber sie wollte jahrelang nichts lieber als zurück nach Holland. Sie hatte ihm gehorcht, so wie es sich gehörte. Doch das Heimweh war geblieben. Aber wenn sie ehrlich war, fing es in diesem Moment an, ihr in Neuseeland zu gefallen. Jetzt, wo sie hier saß, an diesem wunderbaren Abend in Franks Garten, mit Blick über seine Felder, hinter ihnen die geöffneten Fenster des Hauses, die sich nach ihr ausstreckten wie verlangende Arme. Fühlst du dich als Neuseeländer, wollte sie fragen, doch als sie ihn ansah, erschien ihr das eine unnötige Frage. Er war zu sehr er selbst, um noch etwas anderes zu sein. Wie er sich träge aufrichtete, seine Zigarette ins Feuer warf und sich kurz reckte – all seine Bewegungen erweckten in ihr Lust und gleichzeitig auch Kummer. Vielleicht war es nun Zeit, ins Haus zu gehen. Dreh dich um, sieh mich an, tu etwas, um mich aufzuhalten. Als könnte er ihre Gedanken lesen, drehte er sich zu ihr um und sah sie an.
    »Und Esther?«, fragte sie, »du schriebst, dass du Esther getroffen hast.«
    Er lächelte.
    »Ja«, sagte er, »vor ungefähr einem Monat. Sie ist sehr beschäftigt. Es ist schon ihr zweiter Laden. Christchurch wurde ihr zu klein. Sie hat sich keinen Deut verändert, dieselben wilden Locken, dieselbe … lebenslustige Kleidung.«
    Wie gut kennt er sie eigentlich? Ada drückte ihre Zigarette im Aschenbecher aus. »Ist sie verheiratet?«, fragte sie, »hat sie Kinder?« Und sie merkte, dass sie auf eine bejahende Antwort hoffte.
    »Nein.«
    Er reckte sich, behaglich und gut gelaunt. »Sie hat einen Laden«, sagte er nur noch. Ada setzte ihren Fuß zurück auf den Rasen. Sie würden bis zum Morgengrauen an zwei Seiten des Tisches sitzen bleiben. Und dann müsste sie nach Hause. »Und Hans?«, fragte sie, »was ist der für ein Typ?«
    Frank streckte seine Hand aus. Komm jetzt.
     
    Bleib hier stehen. Mit den nackten Füßen auf dem Holzboden, das warme Holz unter ihren Fußsohlen. Lass die Zeit verstreichen, diese Nacht dehnt sich mit uns. Der Mond spendet Licht, damit er sehen kann, was wir tun. Bleib hier stehen, wiederholte er, und strich mit seinen Händen ihre bloßen Arme entlang. Dann ließ er sie dort stehen, mitten im Zimmer, und machte es sich selbst auf dem Sofa bequem, das alte Leder knarrte unter seinem Gewicht. Jede Sekunde brannte sich in Adas Kopf ein, es
musste
altes Leder sein, das war ja nicht anders zu erwarten. Die Fenster
mussten
offen stehen. Und genau diese Geräusche, das Rascheln, das Knarren, als er sich anders hinsetzte, seine Atmung, irgendwo in den Feldern die

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