Breaking me softly
noch kurz bei Vio gewesen, um ihr zu sagen, dass ich den Job hatte, doch lange war ich nicht weg gewesen. Machte Viper das öfter? Sich betrinken? Ich wollte mich beeilen, ihn zu versorgen. Er hatte stark geblutet. Das war nicht ungewöhnlich bei Kopfwunden. Oft sah es schlimmer aus, als es war. Bei jedem anderen Patienten wäre sich professionell und kühl geblieben, doch es war nicht irgendein anderer Patient. Es war Viper. Die Liebe meines Lebens. Der einzige Mann in meinem Leben. Ich hatte keinerlei Männerbekanntschaften gehabt in den drei Jahren. Ich war nicht einmal mit einem Mann ausgegangen. Vio hatte eine Weile versucht mich zu verkuppeln und es dann aufgegeben. Ich hatte ihr nicht erzählt, wer mein neuer Patient war. Ich musste das erst einmal selbst verdauen.
Ich fand das Badezimmer und entdeckte den Schrank mit dem roten Kreuz sofort. Ich öffnete ihn und fand Verbandszeug und eine Alkohollösung zum Reinigen der Wunde. Ich nahm alles an mich und machte mich auf den Weg nach unten. Viper lag auf der Couch und regte sich nicht. Besorgt lief ich schneller. War er bewusstlos geworden? Hatte er eine Gehirnerschütterung? Ich ging neben ihm auf die Knie und schüttelte ihn sanft.
„ Vi... Mr Mahony?“
Ein Lächeln glitt über seine Züge.
„ Ahh! Mein Engel ischt wieder da!“
Erleichtert atmete ich auf.
„ Ich versorge jetzt Ihre Wunde“, sagte ich mit leicht zittriger Stimme. „Es wird ein wenig brennen.“
„ Du darfscht mir gerne wehtun, Engel. Hauptsasche, du hascht deine Hände auf mir.“ Er grinste und ich musste lächeln.
„ Das werden wir ja gleich sehen, wie tapfer Sie sind, Mr Mahony“, sagte ich und begann, seine Wunde zu reinigen.
Er verzog das Gesicht und zuckte ein paar Mal zusammen, doch er beschwerte sich nicht. Ich studierte in Ruhe sein vertrautes Gesicht, das ich all die Jahre nicht vergessen hatte, wissend, dass er meinen Blick nicht sehen konnte. Ich musste nur aufpassen, was ich sagte. Eben hatte ich ihn beinahe mit Viper angesprochen.
„ Die Wunde ist nicht sehr tief“, informierte ich ihn. „Sie muss nicht genäht werden. Sie haben Glück gehabt. Ich mache Ihnen jetzt einen Verband und ich möchte, dass Sie auf der Couch liegen bleiben und erst einmal Ihren Rausch ausschlafen. Sie sind zu schwer, als dass ich Sie abfangen könnte wenn Sie auf dem Weg nach oben ohnmächtig werden sollten. Besser, Sie bleiben hier unten, bis wir sicher sein können, dass Sie es bis in Ihr Schlafzimmer schaffen. Ich hole Ihnen eine Decke und etwas zu trinken.“
„ In der Bar ischt noch eine Flasche“, lallte er.
„ Oh nein, Mr Mahony. Mit etwas zu trinken meinte ich Wasser.“
Er verzog das Gesicht.
„ Ich musch wasch Schtarkesch haben, Engel. Musch vergeschen.“
Er machte auf einmal einen so verletzlichen Ausdruck, dass ich den Impuls unterdrücken musste, ihm zärtlich über die Wange zu streicheln.
„ Was müssen Sie vergessen, Mr Mahony?“, fragte ich mit klopfendem Herzen.
„ Fay!“, sagte er und ich dachte schon, er hätte mich doch erkannt, doch dann sprach er weiter: „Isch musch Fay vergeschen. Musch vergeschen. Kann nischt vergeschen meine Fay.“
Tränen stiegen mir in die Augen und für einen Moment war ich versucht, ihm zu sagen, dass ich hier war, doch sein Zustand war nicht der geeignete für so eine Offenbarung. Vielleicht würde ich morgen mit ihm darüber reden, wenn er wieder nüchtern war.
„ Ich hole Ihnen jetzt die Decke und das Wasser“, sagte ich mit belegter Stimme.
„ Fay“, flüsterte er mit so schmerzlicher Stimme, dass es mir beinahe das Herz zerriss und ich nah dran war, meine Vorsätze über den Haufen zu schmeißen und es ihm doch zu sagen. Doch ich besann mich eines Besseren und erhob mich schweren Herzens, um ihm die Sachen zu bringen.
Viper
Mein Engel hatte meine Kopfwunde versorgt und es hatte sich trotz der Schmerzen gut angefühlt, ihre Hände auf mir zu spüren. Aus vollkommen irrationalen Gründen fühlte ich mich Fay gegenüber schuldig, dass ich die Berührung einer anderen Frau als angenehm empfand. Das war mir in all den drei Jahren nicht passiert. Ich hatte nicht das Leben eines Mönchs geführt. Eine Weile war ich mit Lioness zusammen gewesen, doch wir beide hatten wenig Gefühl in die Beziehung gesteckt. Es war mehr PR als Beziehung gewesen. Der Sex war nicht mehr gewesen, als der Sex mit all den Frauen danach. Sex! Nichts weiter. Eine kurzfristige Entladung der aufgestauten sexuellen Energie ohne
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