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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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die Sonne auf den Pelz, ringsum brennen die Felder, was die Hitze zusätzlich verstärkt. Ein steter Regen aus Rußflocken senkt sich auf sie herab, jeder Atemzug wird zur Qual, am schlimmsten aber ist der Durst.
    Feuer in den Atemwegen.
    Feuer in der Kehle.
    Das volle Programm, denkt Arik. Nicht nur, dass wir bei lebendigem Leibe gebacken werden, die Flammen schneiden uns zudem jeden Fluchtweg ab, und Trinkwasser?
    Wir haben ja nicht mal Feldflaschen.
    Dafür Waffen.
    Toll. Bis vergangene Woche mussten wir uns mit ausgeleierten MP s begnügen, jetzt immerhin hat jeder seinen eigenen Schießprügel, tschechische Gewehre, von den Sowjets spendiert, nur dass die Munition alle ist, schönen Dank auch für die GROSSARTIGE PLANUNG , ihr verdammten Idioten, wie konnte das alles nur so schiefgehen, so entsetzlich schief?

    Nun, den meisten kann’s egal sein. Sie sind tot, verteilen sich auf den Feldern und über die Hänge, und gerade kommen arabische Bauern von den Hügeln herab, um die Verwundeten zu erschießen und auszuplündern, so wie sie es immer tun.
    Er wischt sich den Schweiß von der Stirn. Reibt das schlammbespritzte Ziffernblatt seiner Armbanduhr sauber.
    Zwölf durch.
    Schon bemerkenswert, was Menschen aushalten.
    Die paar, die noch leben.
    Von der Mulde lässt sich ein begrenzter Teil des Schlachtfelds überblicken, genug, um mindestens zwei Dutzend Tote und Verletzte dort liegen zu sehen. Einige der Körper sind in Brand geraten, als die Araber die Felder bombardierten, ihre Uniformen schwelen vor sich hin. Ein anderer zieht sich Zentimeter um Zentimeter voran im Versuch, aus der Schusslinie zu gelangen, die Beine schlaffe Anhängsel in zerfetzten, blutgetränkten Uniformhosen.
    Er wird es nicht schaffen.
    Und ich schaffe es nicht zu euch raus, denkt Arik bitter.
    Nicht durch den Kugelhagel.
    Schließt einen Moment die Augen, so unerträglich ist, was er sieht, doch er kann sich nicht auch noch die Ohren zuhalten. Vernimmt Hilferufe, übertönt von Schmerzensschreien, kaum vorstellbar, welche Qualen die Männer dort leiden, und er kann ihnen nicht beistehen.
    Das ist das Schlimmste.
    Nichts tun zu können.
    Sein Zug liegt da draußen. Der 1. Zug, anvertraut seinem Kommando. Noch vor über zehn Stunden vollzählig und guter Dinge, Lagebesprechung im Kibbuz Hulda, Offiziere, Unteroffiziere, Karten wellen sich auf dem Tisch, Optimismus angesichts der Information –
     
    »– dass Latrun lediglich von einer Handvoll schlecht organisierter Dörfler und Milizen gehalten wird.« Der Oberkommandierende nickt in die Runde. »Unzureichend bewaffnet, scheißen sich vor Angst wahrscheinlich in die Hose. Trotzdem, unterschätzt die Kerle nicht. Auch Bauern machen eine Menge Mist.«
    Arik hebt die Hand.
    »Ja, Scheinermann?«
    »Bei allem Respekt, aber ergibt das Sinn?«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Was du dich auch schon gefragt hast, denkt Arik. Warum sie einemHaufen Olivenbauern und Ziegenhirten die Verteidigung dieser strategisch so wichtigen Bastion überlassen. Latrun ist ein Templerstädtchen, auf halber Strecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem gelegen, Schauplatz biblischer Fehden und bis vor Kurzem noch britischer Polizeistützpunkt. Oberhalb des Trappistenklosters prangt auf dem Hochplateau etwas, das bei flüchtigem Hinsehen wie eine mittelalterliche Festung wirkt, tatsächlich ist der Klotz keine sechs Jahre alt. Mehrere solche Bollwerke haben die Briten während der Wirren des Araberaufstands ins Land gepflanzt, speziell Latrun genießt den Vorzug einer stattlichen Hügellage. Von hier aus lassen sich große Teile des Ajalon-Tals überblicken, Felder, Dörfer, Kibbuzim, vor allem aber –
    Die Verbindungsstraße nach Jerusalem.
    Zions verstopfte Arterie.
    Zwei Wochen ist es her, dass Ben Gurion den Staat ausgerufen hat, da schleppten die Briten eben ihre Koffer zum Government House raus, übergaben Einrichtungen und Befestigungen an die neuen Herren, und die Polizeistation von Latrun fiel regulär an die Araber. So weit, so gut. Keine drei Tage später marschierte die Jordanische Legion in Ostjerusalem ein, schnürte einen Belagerungsring um die Stadt und schnitt 100   000 Juden von der Außenwelt ab. Kein Trinkwasser, keine Medikamente, keine Verstärkung für die israelischen Truppen im Westen der Stadt, die sich dort mühsam behaupten, nur wie lange noch? Die einzige Nachschubroute ist unpassierbar geworden, seit die Araber in Latrun auf der Lauer liegen. Jedes israelische Fahrzeug, das in

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