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Sie sollten ihn ernst nehmen.«
»Du gehst nicht da rein!«, herrscht Phoebe ihn an.
»Ich brauche Ihre Hilfe aber jetzt !«, drängt der Leitende. »Bitte.«
»Nicht bevor wir Miriam gefunden haben.«
»Der Mann ist eine akute Gefahr! Ich meine, nicht nur für sich, er hat – also, er hat –«
»Was?«
Das ist dem Leitenden jetzt so peinlich, dass er sich an seiner Spucke zu verschlucken droht.
»Er hat drei Geiseln.«
Katzenbach.
Krumm, schlechte Augen, aber immer noch ausgeschlafen genug, um drei Grünschnäbel nach Strich und Faden zu verarschen.
Öffnet die Tür, tritt hinaus, wedelt beschwichtigend mit den Händen.
»In Ordnung. Ich kapituliere.«
Die Soldaten atmen auf.
Froh um jeden, der das Handtuch wirft.
»Haben Sie noch was im Haus?«, fragt der Leitende. »Können wir Ihnen helfen?«
»Um ehrlich zu sein, es sind noch jede Menge Möbel drin.« Zerknirscht, beschämt. »Bilder. Zeugs. Dachte ja nicht, dass ihr die Eier habt, das hier durchzuziehen.«
»Schon okay.«
»Schickt nicht gleich ’ne Herde Elefanten rein, ja?«
»Kein Problem.«
»Seid vorsichtig mit den Sachen!« Fleht jetzt regelrecht. »Da sind viele Erinnerungsstücke drunter –«
»Wir schauen uns das mal an.«
Zwei Männer, eine Frau, unbewaffnet. Katzenbach lässt sie ein.
»Durch den Flur bitte. Ins Wohnzimmer.«
Lässt die Tür zufallen, folgt den dreien, die abschätzen, wie viel Arbeit es wohl sein wird, den Krempel nach draußen zu tragen, bis ihnen plötzlich ganz wunderlich wird.
Übelkeit. Gesichtsfeldverengung.
Als sie sich umdrehen, trägt Katzenbach eine Gasmaske.
»Das kann doch wohl nicht wahr sein«, echauffiert sich Phoebe.
»Er sagt, sie seien wohlauf.« Der Leitende fährt sich entnervt über die Augen. »Was Ihre Tochter angeht, ich kann ein paar Leute abstellen, die Ihnen suchen helfen. Haben Sie ein Foto?«
Sind sie Eltern? Klar schleppen sie Bilder ihrer Kinder in der Brieftasche mit sich herum.
»Gut. Wir können es kopieren lassen.«
»Hört ihr nicht zu?« Phoebe hebt beide Hände, spreizt alle zehn Finger. »Ich sagte –«
»Phoebe. Wenn Dror ernst macht –«
»Ach Scheiße!« Sie funkelt Jehuda an. »Und du hast es ihr erlaubt.«
Ja, toll, denkt er. Und was soll ich jetzt machen? Als ob meine Tochter nicht absoluten Vorrang hätte. Nur dass dieser Ofer meiner Meinung nach kein gefährlicher Radikaler ist, lediglich einer, der sich gerne auf einem Fernsehschirm sieht.
Und Miriam ist ganz sicher nicht mit Handgranaten behangen.
Phoebe sieht sein Zögern.
»Na schön«, sagt sie. » Ich gehe zu Katzenbach.«
»Was?« Jehuda schüttelt den Kopf. »Moment mal! Auf gar keinen Fall wirst du –«
»Auf gar keinen Fall?« Sie lacht trocken auf. »Ihr und eure Männergespräche, ihr kommt doch zusammen auf keinen grünen Zweig. Such du Miriam, wir treffen uns am Motel oder bei Dror.«
Jehuda tritt von einem Bein aufs andere.
So ein Mist!
Aber Phoebe ist chronisch angstfrei. Und er hat Arik zugesagt, dass sie nötigenfalls die Feuerwehr spielen werden.
»Keine Sorge«, sagt sie. »Auf mich wird er eher hören als auf dich.«
»Du nimmst dir ein Megafon und hältst Abstand zum Haus!«
»Was denkst du denn? Bin ich lebensmüde?«
Nein, du bist großartig. Er küsst sie, wendet sich ab und drückt dem Leitenden seine Dattelpalme in die Hände.
»Verwahren Sie die für mich. Wehe, ihr wird ein Blatt geknickt.«
Arik fühlt Neid.
Der Unterzeichnung des Friedensabkommens am 26. März ’79 in Washington ist er ferngeblieben, dazu hat er sich dann doch nicht durchringen können. Sehr zu Sadats Bedauern, aber sein Fernbleiben ist auch eine Konzession an Gusch Emunim, die schon ernsthaft an ihrem Paten zu zweifeln begannen.
Tatsächlich hätte er Sadat sehr gerne die Hand geschüttelt.
Sie sind nicht unbedingt Freunde geworden in den anderthalb Jahren ihrer Bekanntschaft, aber doch fast. Arik bewundert den Präsidenten. Er hat den Verlust seiner Führungsrolle auf sich genommen, die Verachtung der Nachbarn, Gegenwind aus den eigenen Reihen, alles für die Intaktheit seines Landes.
Weil Land, wie er Arik erklärt hat, den Ägyptern heilig sei.
Und Arik dachte, wem sagst du das?
Du hast es geschafft, die Welt zu einem hoffnungsvolleren Platz zu machen, den Falken Begin wie eine Friedenstaube aussehen zu lassen, all das verdient höchste Bewunderung. Nicht dir gilt mein Neid, sondern deinem Volk, weil seine Sehnsucht gestillt wurde.
Du hast gekämpft.
Und wir?
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