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gerade auf Eretz Israel pfeift.
Wir schreiben nicht mehr 1967, wisst ihr?
Buchstabiert mir nach:
F – R – I – E – D – E – N
Er könnte sagen, dass seine Politik unverändert darin bestehe, überall dort zu siedeln, wo die Landessicherheit es erfordere, und dass der Sinai, wenn es zum Friedensvertrag mit Ägypten komme, für Israels Sicherheit nicht länger von Relevanz sei.
Was ebenso für alle anderen besetzten Gebiete gilt.
Könnte er sagen.
Kann er aber nicht. Weil er sich bei Gusch Emunim so weit aus dem Fenster gelehnt hat, dass ihn kaum noch die eigenen Füße am Rahmen halten.
»Es war ein Fehler«, hat er öffentlich erklärt, »das Siedlungsvorhaben ausschließlich unter sicherheitspolitischen Aspekten zu betrachten. Nicht nur mein persönlicher Fehler. Es war ein grundlegender Fehler des Zionismus. Die historischen Gründe für eine Besiedlung sind weitaus zwingender, das ist mir jetzt klar. Israel ruht auf den Geschichten der Bibel. Alles hier ist historisch. Alleine das Grabmal der Patriarchen – welche Nation besitzt ein solches Monument, fast 4000 Jahre alt, in dem unsere Vorfahren begraben liegen, Abraham und Sarah, Isaak und Rebecca, Jakob und Leah? Diese Stätten dürfen wir niemals aufgeben.«
Immer wieder ergreifend, Arik über Religion reden zu hören.
Vor allem wohl für ihn selbst.
Aber es war halt zu verlockend, die Messianisten auf diese Weise hinter sich zu bringen. Entsprechend harsch fallen ihre Reaktionen aus, als er schließlich verkündet:
»Ich habe dreimal im Sinai gekämpft, aber für Frieden bin ich bereit, auf Sinai zu verzichten.«
Gusch Emunim tobt, rechte Fanatiker schüren Ängste, nationalistische Abgeordnete verlegen demonstrativ ihren Wohnsitz nach Jamit, ein Protest, der das Land zu jeder anderen Zeit erschüttert hätte. Jetzt fällt er auf wie das Summen einer Fliege im Flugzeughangar.
Denn die überwiegende Anzahl der Israelis will nur noch eines:
Ruhe.
Sie will Ruhe vor Terror, vor zermürbenden Kriegen. Sie haben schon Arafat und die PLO am Hals, den Libanon, Syrien, Jordanien, wenigstens an einer Front wollen sie Frieden, und das ist den Sinai wert. Arik sieht sich getragen von einer Welle der Zustimmung, am Ende ist er es, der Begin, als dieser in Camp David Sorgenfurchen in den Boden läuft, telefonisch überzeugt, den Sinai aufzugeben.
Sadat will die Rückgabe bis ’82 abgewickelt sehen. Spätestens.
Tun wir ihm den Gefallen.
»Da ist sie!«
»Nein, Phoebe. Das ist sie nicht.«
Sie schüttelt ihn ab, kämpft sich an den Soldaten vorbei, fasst Miriam an der Schulter.
Das Mädchen dreht sich um.
Es ist nicht Miriam.
Ratlos stehen sie vor dem Motel, drehen sich im Kreis. Nachdem das Haus vor einem halben Jahr geschlossen wurde, sind wilde Siedler dort und in die leer stehenden Bungalows eingefallen, haben die Wohnungen der Fortgezogenen besetzt, sich in den umliegenden Dörfern breitgemacht. Tatsächlich ist Jamit nie eine richtige Stadt geworden, eher ein Zellkern mit Mitochondrien drum herum, nun befallen von illegalen Zuwanderern.
Von den Hauswänden flattern Transparente, schmutzig und zerfetzt:
NEIN ZUM RÜCKZUG !
NEIN ZU EINEM FRIEDEN DER LÜGEN !
»Vielleicht ist sie noch mal zum Haus gegangen«, schlägt Jehuda vor.
»Okay, schauen wir nach.«
»Herr Kahn!«
Einer der Einsatzleiter kommt ihnen entgegengelaufen, von oben bis unten bekleckert, schwer zu sagen, was ihm die Okkupanten da auf den Kopf geworfen haben. Jehuda kennt ihn. Am Vortag sind sie zusammen die Namen derer durchgegangen, die voraussichtlich Widerstand leisten werden. Wenige, war Jehudas Eindruck. Offenbar wollen von den 500 Familien, die in Jamit wohnten, nur 20 ihr Heim mit dem Leben verteidigen.
»Wie gut kennen Sie die Leute?«, hat der Leitende ihn gefragt.
»Ziemlich gut. Die meisten.«
»Freunde?«
»Mit Dror Katzenbach sind wir befreundet. Vor allem Phoebe, sie hat öfter für ihn gekocht.«
Und tatsächlich, um genau den geht es jetzt.
»Später.« Phoebe winkt ab. »Wir müssen unsere Tochter suchen.«
»Was ist denn mit Dror?«, will Jehuda wissen.
»Jehuda, verdammt!«
»Er droht, sich in die Luft zu sprengen.« Der Leitende schwitzt, wirkt überfordert. »Er hat ein M-16 im Haus, 5000 Schuss Munition und einen Sack voll Handgranaten. Behauptet er jedenfalls.«
Dann stimmt’s auch, denkt Jehuda. Dror Katzenbach, Exoffizier, Blumenliebhaber, Waffennarr.
»Wir würden das Haus ja stürmen, aber –«
»Nein. Auf keinen Fall.
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